Sport: Die Hose blieb oben
Tim Lobinger und Andreas Erm diskutierten mit Dirk Thiele über die Zukunft der Leichtathletik – mit vielen Denkanstößen
Stand:
Tim Lobinger und Andreas Erm diskutierten mit Dirk Thiele über die Zukunft der Leichtathletik – mit vielen Denkanstößen Was läuft schief in der Leichtathletik? Warum liefen, warfen und sprangen die Schweden bei der letzten Weltmeisterschaft besser als die Deutschen? Ist die Krise strukturell oder personell und welche Wege führen hinaus? „Quo Vadis“ Leichtathletik – „wohin gehst du?“ – war das Thema von Dirk Thieles „Sportler zum Anfassen“ am Dienstagabend im Autopark Ehrl, zu dem Tim Lobinger und Andreas Erm als Gäste geladen waren. Lobinger – Lebemann der Stabhochspringer sowie ungeliebtes Kind der deutschen Funktionäre und Sportler. Er sieht die Brutstätten der Leichtathletik in Gefahr. „Es bringt nichts, wenn der Verband so viel Geld wie nie hat, die Vereine aber kaputt gehen“, erklärt der Sechste der WM, der kürzlich in Monaco nach seinem Sprung über 5,91 Meter vor Freude die Hose runter zog. Am Dienstag blieb die Hose vor etwa 200 Gäste oben. Die Plätze im Autopark waren leerer als bei anderen Veranstaltung der Thiele-Serie. Ein Zeichen der kränkelnden Leichtathletik? Lobinger ist eines der Sternchen. Er weiß sich zu vermarkten und die 5000 Euro Strafe für seine Hosen-runter-Aktion sind in Publicity wieder eingespielt. Er polarisiert und sagt selbst: „Ich mache Schlagzeilen, das tut der Sportart gut.“ Im vergangenen Jahr verdiente der Familienvater 48 000 US-Dollar allein an Preisgeldern und erfreut sich in Deutschland großer Popularität. Andere Leichtathleten werden dagegen in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Auch Geher Andreas Erm vom SC Potsdam, der als zurückhaltend gilt und an der öffentlichen Diskussion dieses Themas nicht sonderlich interessiert war, genießt erst nach seinem dritten Platz in Paris einen gewissen Bekanntheitsgrad. Seine Werdegang stimmt, der Bundestrainer ist gleich Heimtrainer und die Verbandsstrukturen seien nicht sein Ding. 32 Bundestrainer kümmern sich deutschlandweit um die Leichtathletik, in Schweden gibt es dafür vier Halbtagskräfte. Vergleiche zwischen erfolgreichen deutschen Biathleten und weniger erfolgreichen Leichtathleten wurden von Moderator Dirk Thiele mit den Worten, „wie viele Nationen betreiben Biathlon und wie viele Leichtathletik?“ abgeblockt – solche Quervergleiche verbieten sich seiner Meinung nach. Dafür müsse die Bindung von Spitzensportlern und Nachwuchs gestärkt werden. Erm wird daher künftig eine Patenschaften für einen hoffnungsvollen Sportler aus dem Verein übernehmen und ihm gezielt unter die Arme greifen. Die Veranstaltungen konnte keine Antworten auf die Fragen geben, nur Denkanstöße. Jan Brunzlow
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: