Landeshauptstadt: „Die Länder müssen eine Schaufel drauflegen“ Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus warnt vor nachlassender Filmförderung durch die Politik
Das Gesamtbudget ihrer länderübergreifenden Fördergesellschaft Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH lag 2012 bei 28,8 Millionen Euro. Reicht das nicht?
Stand:
Das Gesamtbudget ihrer länderübergreifenden Fördergesellschaft Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH lag 2012 bei 28,8 Millionen Euro. Reicht das nicht?
Wollen wir die Größenordnung der Produktionen halten, müssen die Länder Berlin und Brandenburg, die derzeit 21,7 Millionen Euro zur Verfügung stellen, noch eine Schaufel drauflegen. Denn nirgendwo in Deutschland werden so viele Filme produziert. Andere Medienstandorte rüsten auf. So hat beispielsweise Bayern ein Spezialprogramm für internationale Coproduktionen aufgelegt, um auch mehr Großproduktionen zu akquirieren. Das verschärft natürlich die Konkurrenz. Um große internationale Projekte zu bekommen, müssen aber vor allem auch die Kappungsgrenzen des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) wegfallen. Das Fördermittelprogramm hat sich in den vergangen sieben Jahren bewährt und enorme wirtschaftliche Effekte erzielt. Nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Mit der bisherigen Fördergrenze von zehn Millionen Euro ist Deutschland schlechter gestellt als beispielsweise England, wo gerade die Mittel erhöht wurden.
2013 gab es herausragende Filmproduktionen am Standort. Was bedeutet das für die Region?
Es war ein wirklich außergewöhnliches Jahr in der Mischung. Wir hatten auf der einen Seite die großen Produktionen „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson und „Monument Men“ von George Clooney im Studio Babelsberg. Zugleich gab es so viele deutsche erfolgreiche Filme wie lange nicht mehr. Nicht zu vergessen sind die künstlerischen Erfolge bei den Festivals. Es ist ein Glück, so viele unterschiedliche Kategorien von Filmen gleichzeitig ins Schaufenster der Publikumsöffentlichkeit legen zu können. Das zeigt, welche Vielfalt von Filmemachen es hier in der Branche gibt.
Welche Strahlkraft haben die Erfolge für 2014?
Es ist toll, dass sowohl „Grand Budapest Hotel“ als auch „Monument Men“ bei der Berlinale gezeigt werden. Das ist ein kurzer Weg vom Produktionsort bis zum roten Teppich. Die Synergien, die hier geschaffen und dann einer Weltöffentlichkeit präsentiert werden, haben eine große Strahlkraft.
Wie fällt Ihre Bilanz nach zehn Jahren Medienboard aus?
Auch wenn wir als Medienboard ein breiteres Spektrum bedienen als der Vorgänger Filmboard, ist das Filmgeschäft der Schwerpunkt und erhält über Zweidrittel der Förderung. Wir haben eine rasante Entwicklung zu verzeichnen. Vor zehn Jahren war die Studiosituation schwierig. Es gab es kaum Publikumsfilme, die hier entstanden sind. Das kann man sich kaum noch vorstellen, nachdem ein Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer in Berlin sozusagen die Berlin-Komödie geprägt haben. Es hat einen neuen Zeitgeist in den Kinos gegeben, der vom Lifestyle der Stadt geprägt ist. Das Studio hat sich neu erfunden und lockt als neuer großer Player Darsteller an wie Tom Hanks oder George Clooney.
Welche Erfolge konnte das Medienboard feiern?
In den letzten zehn Jahren gab es deutlich mehr als 500 Auszeichnungen für Filme, die wir gefördert haben. Darunter neun Oscars. Dabei sind Nominierungen nicht enthalten. Diese sind aber auch einiges wert, wie die Beispiele „Das weiße Band“ oder „Pina“ zeigen. Wenn man sich die ersten Top zehn der deutschen Filme in diesem Jahr anschaut, sind wir bei sieben von zehn Projekten vertreten.
Das Interview führte Marion van der Kraats
Kirsten Niehuus ist
in Hamburg geboren. Sie war als Rechtsanwältin tätig. Seit 2004 ist sie Geschäftsführerin des Medienboards Berlin-Brandenburg
für den Bereich Filmförderung.
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