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Von Ariane Lemme: Die mit dem Blut spritzen

Effekte von Pixomondo nutzte schon Roland Emmerich. Die „Animago Conference“ kürt die Besten der Branche

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Christian Vogt sitzt in der hellen, sauberen Küche des Büros, auf seinem Laptop spritzt das Blut. Denn dort läuft das Making Of des Actionfilms „Ninja Assassin“. Das Setting erinnert an ein japanisches Bergdorf, gedreht wurde jedoch auf dem Gelände des Studio Babelsberg. Dort wirkte die Kulisse aus verlassenen Hütten zwar verfallen aber halbwegs intakt, dank Pixomondo sehen sie im fertigen Film verbrannt aus, wie nach einem Inferno. In einer nächsten Szene wird ein Mann enthauptet, so detailverliebt und drastisch wie man das bisher selten gesehen hat im Kino. „Das Blut war für den Regisseur James McTeigue ein Stilelement; deshalb ist es auch eher unnatürlich rot“, erklärt Christian Vogt, der Chef des Babelsberger Standortes von Pixomondo. Wie die rote Farbe ihren Weg aus dem Körper des Schauspielers gen Boden findet, wie es sprudelt und tropft, das haben die Pixomondo-Leute an ihren Rechnern hier in Babelsberg berechnet.

Das Ergebnis ist visuell auf jeden Fall sehenswert, ob die Story etwas taugt, ist für Vogt persönlich dann zweitrangig. „Bei manchen Filmen zählt für mich allein die Fiktion, die visuellen Effekte; die Geschichte ist da eher Beiwerk“, meint Vogt. Gegründet wurde die Produktionsfirma 2001, nach und nach entstanden Niederlassungen in Frankfurt am Main, Stuttgart, München, Los Angeles und Shanghai. Seit 2008 gibt es auch ein Büro in Babelsberg. Wegen der florierenden Filmindustrie, dem Mythos der Filmstadt? In Wirklichkeit sind die Gründe profaner: „Der deutsche Film steht schlecht da, zwei bis drei Jahre dauert es in der Regel, bis man die Filmförderung bei den großen Landesanstalten zusammen hat“, sagt Christian Vogt.

Weil jedes Bundesland die Hoheit über seine Filmförderung hat, stellt auch jedes Land eigene Bedingungen, das heißt, dass zumindest ein Teil des Films auch immer im fördernden Land produziert werden muss. Die vielen Standorte von Pixomondo ermöglichen also mehr Filmprojekte. „Die Konkurrenz zu anderen Visual Effects-Firmen ist schon groß“, sagt Vogt, in Deutschland gebe es immerhin drei große „Player“. Doch während die Firma „Scanline“ auf die Animation von Wasser und „Trixter“ auf die von Charakteren spezialisiert ist, sei Pixomondo eher an der Breite der Möglichkeiten interessiert. „Wir machen alles, aber wir bündeln unsere Energien schon an bestimmten Standorten.“ Nach Babelsberg hole man die FX- Experten aus allen Teilen der Welt. FX steht für groß angelegte Gesamtsimulationen, „Leute, die das können, wachsen nicht auf der Straße“, sagt Vogt. Und so sitzen in dem kleinen Bürogebäude in Babelsberg Leute aus Ungarn, Südafrika und der Schweiz und basteln an sich rasch verdichtenden Wolken, spritzendem Blut oder einstürzenden Bauwerken. In Deutschland sei die beste Schule auf dem Gebiet nicht die Filmhochschule in Babelsberg, sondern die in Ludwigsburg. Doch nicht alles hier dreht sich um großes Kino, letztlich sei man eine Dienstleistungsfirma, viele Aufträge kommen aus der Werbung. Doch in dieser Branche gilt Potsdam oft als Provinz, „Kunden aus Berlin fahren oft lieber zu Firmen nach Hamburg“, wundert sich Vogt. Neben internationalen Filmprojekten wie etwa Iron Man II, der „Rote Baron“ oder „2012“ von Roland Emmerich arbeitet man in Babelsberg auch an deutschen Produktionen wie „Yoko“, „Löwenzahn“, oder dem Drama „Hindenburg“. Dabei ist es nicht die Nähe zu den Filmstudios, die als Job-Garant funktioniert: „Ich bekomme keinen Job, weil ich hier sitze, ich bin aber hier, um mehr Fördertöpfe bedienen zu können“, fasst Vogt die Entscheidung, hierher zu kommen, zusammen. Weltweit hat Pixomondo 280 Mitarbeiter, in Babelsberg arbeiten derzeit 25 Leute. „Vermutlich werden wir hier aber noch auf etwas mehr als 38 Personen anwachsen“, sagt Vogt. Seit Donnerstag findet in den FX-Studios die Animago Conference statt in deren Rahmen auch der Animago Award verliehen werden wird. Der Preis für die besten Produktionen im Bereich Digital Content Creation, also für die besten digitalen Nachbearbeitungen, wird seit 1997 vergeben. Ausgeschrieben wird der Wettbewerb vom Fachmagazin für Postproduktion und Visualisierung „Digital Production“.

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