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17. Schlössernacht in Potsdam: Die Nacht der Schlösser im Wandel

Nach 8000 nicht verkauften Karten wird bei der Potsdamer Schlössernacht über Änderungen des Konzepts nachgedacht. Die Besucher zeigten sich dennoch recht zufrieden.

Von Sarah Kugler

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Potsdam - 8000 Karten nicht verkauft, Selbstkritik der Organisatoren und die Ankündigung, den einstigen Besuchermagneten Potsdamer Schlössernacht einer Generalüberholung zu unterziehen – vor diesem Szenario öffneten sich am Samstagabend die Parktore für die 17. Auflage der nächtlichen Veranstaltung im Park Sanssouci. Hat die Potsdamer Schlössernacht also ausgedient? Die Besucher der diesjährigen Version – immerhin noch 25 000 an der Zahl – haben da unterschiedliche Ansichten.

Früher war die Schlössernacht schon lange vorher ausverkauft

„Es ist eine super schöne Veranstaltung mit tollen, ganz unterschiedlichen Programmpunkten“, sagt Inga Dockendorf aus Berlin. Die 31-Jährige ist zusammen mit ihrem Partner Silvio Rebmann das erste Mal da. Rebmann war denn auch erstaunt, dass er so leicht Karten ergattern konnte. „Früher waren die ewig vorher ausverkauft“, so der 33-Jährige. „Jetzt werden sie angeboten wie sauer Bier.“ Daran merke man deutlich, wie sehr das Renommé gelitten habe. Die Realität sieht – zumindest zeitweise – anders aus: In der Ruhe des Sizilianischen Gartens, unterhalb der Historischen Mühle, genießt das Berliner Paar in diesem Moment sanfte Gitarrenklänge in entspannter Atmosphäre. Vorher haben sich die beiden einer Führung durch das Neue Palais angeschlossen. Allerdings wurden sie so durchgeschoben, dass sie nicht einmal sagen konnten, ob sie den gerade erst wieder geöffneten Muschelsaal überhaupt gesehen haben. Die Schlangen seien überall zu lang, vor dem Neuen Palais, den Römischen Bädern oder auch der Historischen Mühle. „Dort haben wir dann auch kapituliert, das war einfach zu voll“, so Rebmann.

Andere sind da geduldiger. Schließlich seien sie hergekommen, um etwas zu sehen, heißt es von einer Familie aus dem Umland. Sie hätten genug Zeit und Wasser mitgebracht, da sei es nicht dramatisch, etwas zu warten. Deutlich eiliger haben es Besucher, die an den Toiletten anstehen – und das, obwohl die Wartezeit sich in Grenzen hält. Offenbar haben die Veranstalter hier reagiert: Gerade im Inneren des Parks findet sich an fast jeder Gabelung ein stilles Örtchen, das seinem Namen auch gerecht wird.

Fressmeilen und Bierstände

Ein Thema für viele Besucher ist die Gastronomie. Was auf der Mopke, dem gepflastern Platz zwischen Neuem Palais und Communs noch annehmbar wirkt, nimmt an anderer Stelle bizarre Züge an. Die Orangerie etwa wirkt geradezu verfremdet angesichts all der Buden und Bierstände. In der Luft liegt ein penetranter Fleischgeruch. Die kleine Bühne, auf der klassische Musik gespielt wird, ist hier fehl am Platz.

Ähnlich verhält es sich ganz in der Nähe am Botanischen Garten: In melancholischen Blautönen ist der Garten wunderschön illuminiert, Märchen werden erzählt. Die Maulbeerallee direkt vor dem Eingang ist jedoch zur Fressmeile geworden – da lässt auch die Musik im Hintergrund keine Stimmung aufkommen.

Chinesische Nudeln am Chinesischen Teehaus?

„Es ist schon ganz schön viel“, findet das Berliner Paar Inga Dockendorf und Silvio Rebmann. „Aber irgendwo müssen die Stände ja hin, wenn man schon nichts zum Essen mitbringen darf.“ Eine ältere Dame sieht das etwas anders. Alles sei zu sehr auf Konsum getrimmt. Es fehlten nur noch die chinesische Nudeln am Chinesischen Teehaus. Ihre Lösung: Die Schlössernacht sollte später beginnen, dann kann jeder vorher daheim essen, die Stände wären überflüssig. Überhaupt solle sich alles mehr auf kleine Bespielungen beschränken, dann käme auch mehr Atmosphäre auf.

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Dem Argument verschließen sich auch die beiden Berliner nicht, denn tatsächlich sei es schöner im Inneren des Parks, etwa am bespielten Freundschaftstempel oder der Meierei, wo das Lustwandeln noch möglich ist. Insgesamt sei die Schlössernacht trotzdem ein wunderbares Erlebnis, sagen Inga Dockendorf und Silvio Rebmann. Da ist nur noch offen, ob die beiden auch ohne Verkehrschaos wieder nach Hause kommen. Zusätzliche Straßenbahnen fahren, das ist sicher. Manche Routine ist bei einer Großveranstaltung eben doch hilfreich.

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