
© A. Klaer
Bier in Potsdam: Die neue Genussbewegung
Der Braukontor in Potsdam-West bietet über 300 verschiedene Biersorten an. Inhaber Michael Britzke ist ein Kenner, der sich mit der Geschichte des Brauens bestens auskennt.
Stand:
Gluck, gluck, gluck – schäumend und perlend läuft das helle, milchige Bier ins Glas. Leicht säuerlich und erfrischend schmeckt es. Wer hätte gedacht, dass Berliner Weisse ohne Schuss so lecker ist. „Die Weisse ist was sehr, sehr Cooles. Eigentlich ein schönes, erfrischendes Sommerbier. Aber damit können die wenigsten etwas anfangen, da sie nur die mit Schuss kennen“, sagt Michael Britzke, der sich bestens mit Bieren aus aller Welt auskennt.
Seit November 2014 betreibt Britzke zusammen mit Robert Pietschmann das Braukontor in der Zeppelinstraße. Der kleine Laden ist etwas versteckt, da bisher die Außenwerbung fehlt. Hat man den Laden aber einmal gefunden, schlägt das Herz eines jeden Bierliebhabers höher. Über 300 Sorten hat das Braukontor anzubieten. Vom Indian Pale Ale über Imperial Stout bis hin zum belgischem Witbier. Im Laden gibt es eine kleine Theke. Wer möchte, kann gleich vor Ort ein Schlückchen probieren. Neben Craft Beer hat das Braukontor auch Biere aus Belgien, den USA, Chile oder England im Angebot, die es so nicht überall zu kaufen gibt. Die meisten Produkte kommen aus dem Umland, vor allem von kleinen Brauereien aus Berlin.
Zum Probieren gibt es neuerdings den Sechsträger der Woche
Der Laden läuft gut. Die beiden haben sich eine treue kleine Stammkundschaft erarbeitet, die, wenn man auf der Facebook-Seite des Braukontors schaut, vor allem von der Expertise der beiden begeistert ist. Britzke ist gelernter Brauer und Mälzer. Nach einem freiwilligen ökologischen Jahr und einem Urlaubsjob im Forsthaus Templin fing er dort seine Ausbildung an, die er in der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin beendete. Eigentlich war es sein Traum, eine eigene Brauerei aufzumachen. Doch das war nicht zu finanzieren. Britzke wollte dennoch unbedingt etwas mit Bier machen. So kam es, dass er zusammen mit Pietschmann den Laden eröffnete. Die beiden kennen sich seit Kindertagen. „Ich kann mich auf ihn verlassen. Du kannst nicht mit einem Wildfremden einen Laden aufmachen.“
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Außerdem brauche es Expertise, um in dem Laden zu stehen. „Viele Leute kommen vorbei und wollen nur etwas ausprobieren. Mit Bier kennen sich die meisten so gut wie gar nicht aus und können nicht einmal genau sagen, was für eine Sorte sie suchen“, sagt Britzke. Dafür gibt es im Braukontor seit Kurzem den Sechserträger der Woche. Eine Auswahl von empfohlenen Bieren. „Mal sind die Sorten ein bisschen hopfiger oder herber oder fruchtiger, sodass die Kunden eine gute Mischung haben.“ Kenner und Liebhaber von Bier schauen häufiger in dem Laden vorbei und tauschen sich aus. Auch Hobbybrauer bringen gerne Mal ihr Eigengebräu vorbei und fragen Britzke nach seiner Meinung. „Daran merkt man, dass es auch viele andere Leute gibt, die das toll finden.“
„Wir haben eine neue Genussbewegung"
An der neuen Craft-Beer-Bewegung, die in den vergangenen Jahren aus den USA über den Atlantik auch nach Deutschland rübergeschwappt ist und die immer wieder mal kritisiert wird, mag Britzke gerade die Qualität und Vielfalt. „Wir haben eine neue Genussbewegung. Es gibt die Foodtrucks, die kleinen Chocolaterien oder Kaffeeröstereien. Die Leute wollen wieder etwas Gutes und nicht nur die Massenware.“ Natürlich sei das Bier in Deutschland allgemein auf einem hohen Niveau, auch dank des Reinheitsgebots. Das Thema sei jedoch in Deutschland so emotional besetzt, dass einige Leute Craft Beer für Gepansche halten würden.
Dabei gab es auch hierzulande schon immer Biere, die nicht nur aus den Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser bestanden, wie Britzke erklärt. „Bereits 1553 gab es eine Erneuerung des Reinheitsgebots, bei der Lorbeer und Koriander zugelassen wurden. Erzähl das mal einem Bayern, dass er seit 1553 eigentlich Lorbeer und Koriander in seinem Bier haben dürfte“, sagt er lachend. Traditionsbiere wie die Leipziger Gose, die mit Kochsalz und Koriander versehen ist, würde es sonst nicht geben. Die neue Vielfalt würde den deutschen Bieren gut tun, findet Britzke. „Erst 1842 wurde im Bürgerlichen Brauhaus in Pilsen das erste goldene Bier der Welt gebraut. Das ist keine 200 Jahre her, dennoch sind heute neun von zehn Bieren in diesem Stil.“
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Ihr umfangreiches Wissen über Biere und ihre Herstellung geben die beiden Inhaber jeden dritten Freitag im Monat bei Verkostungen mit thematischem Schwerpunkt weiter. Da werden dann britische Starkbiere probiert oder die Entstehungsgeschichte des hellen Bieres erläutert. Die nächste Veranstaltung ist am 18. August zum Thema „Die Kraft des Malzes“.
Das Braukontor in der Zeppelinstraße 40 ist Dienstag bis Freitag von 11 bis 20 Uhr und samstags zwischen 13 und 20 Uhr geöffnet.
Sarah Stoffers
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