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Homepage: Die Region als Arena der Erinnerungen ZZF koordiniert Uni und Gedenkstätten

Mit einer Eheanbahnung vergleicht Dr. Thomas Schaarschmidt die Koordinationsstelle, die unter seiner Leitung beim Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) installiert wurde.

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Mit einer Eheanbahnung vergleicht Dr. Thomas Schaarschmidt die Koordinationsstelle, die unter seiner Leitung beim Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) installiert wurde. Zusammengebracht werden sollen die Einrichtungen, die die Geschichte der nationalsozialistischen und der SED-Diktatur sowie die demokratischen Zeitabschnitte davor und danach erforschen und darstellen. Auf der einen Seite sind das die Universitätsinstitute, auf der anderen Stiftungen, Museen und Gedenkstätten. Davon gibt es vom Bendlerblock, der an die Widerständler des 20. Juli 1944 erinnert, bis zum Flüchtlingslager Marienfelde eine Vielzahl, denn in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg ist laut Schaarschmidt eine „hochverdichtete Geschichtslandschaft“. Die Anregung für die Koordinationsstelle geht auf den „Runden Tisch Zeitgeschichte“ zurück, der nun auch in einer standortbestimmenden Podiumsdiskussion prominent vertreten war. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Stelle kein Organisationsbüro, keine Marketingagentur und auch keine Arbeitsvermittlung sein kann. Sie soll in erster Linie wissenschaftsfördernd wirken, damit „die Gedenkstätten ihrer Aufgabe zur historischen Bildung der kommenden Generationen besser wahrnehmen können“, wie Prof. Manfred Wilke von der FU Berlin formulierte. Prof. Reinhard Rürup (TU) sieht die Erfassung der Projekte, der Archivbestände und Quellen sowie die Verständigung über dringliche Forschungen als wesentliche Aufgaben. Dazu zählt auch, Forschungsprojekte entwickeln zu helfen, zu betreuen und bis zur Antragsreife zu bringen, denn sie stehen oder fallen mit der Bewilligung von Fördermitteln. Unter dem Rahmenthema „Berlin und Brandenburg als Arena der Erinnerungskulturen“ möchte Schaarschmidt einzelne Projekte bündeln, da dann mehr Chancen auf Förderung beständen. Andere Podiumsteilnehmer tendierten eher zu einem Großprojekt. In der Hauptstadtregion überlagern sich nicht nur die Erinnerungskulturen, so an die NS- und die DDR-Zeit, sie stehen auch oftmals im Widerspruch. So gebe es eine unterschiedliche, aus den Leidenserfahrungen erwachsene Sicht der verschiedenen Opfergruppen auf die Ereignisse, merkte ZZF-Direktor Prof. Konrad Jarausch an. Um so dringlicher sei die wissenschaftliche Begleitung der Projekte. Fehlende Verbindung zwischen zu ähnlichen Themen forschenden Gruppen seien durchaus nicht überwunden. Die Gedenkstätten stehen vielfach über die fehlende Finanzierung hinaus vor dem Problem, dass sie hochinteressante Projekte nicht verwirklichen oder zu Ende bringen können, weil es ihnen an wissenschaftlichem Personal mangelt. Hier könnten die Universitäten Unterstützung geben und gleichzeitig durch den engeren Praxisbezug selbst profitieren. Studenten, die sich zeithistorische Themen zuwenden möchten, gebe es genug, meint Schaarschmidt, der als Privatdozent an der Uni Leipzig lehrt und forscht. Um die Universitätsinstitute für eine engere Kooperation zu gewinnen, werde die Koordinationsstelle wohl über die "Eheanbahnung" hinaus auch die Rolle des Brautwerbers übernehmen müssen. Der Historiker steht dabei unter Zeitdruck. Brandenburgische Landesregierung und Berliner Senat finanzieren die Stelle nur für ein Jahr. Von den Erfolgen wird abhängen, ob sie die Option auf weitere zwei Jahre wahrnehmen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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