
© Manfred Thomas
Von Henri Kramer und Thorsten Metzner: Die Reihen fest geschlossen
Eindrücke eines Kita-Richtfestes: Die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt stellt sich in der Finanz-Affäre hinter ihre fragwürdigen Berater
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Eiche - Singende Kinder, Sekt und dampfende Würstchen, vielfach das Awo-Zeichen mit dem Herz: Es wäre am Donnerstag ein normales Richtfest für eine bald fertige Awo-Kita in der Kaiser-Friedrich- Straße gewesen, würde der gemeinnützige Potsdamer Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) nicht wegen einer Finanz- und Berater-Affäre in den Schlagzeilen stehen. Doch so demonstrierte man zu diesem Anlass auch: Wir stehen zusammen.
Kurz zuvor war bekannt geworden, dass ihre Berater – der Potsdamer Projektmanager Andreas Montag und eine Kanzlei mit den Anwälten André Saborowski und Benno Foushel – auch anderswo in Ostdeutschland fragwürdige, aber lukrative Geschäfte mit der Wohlfahrt machen. So war das Beratertrio von 2002 bis 2007 dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Senftenberg verbunden, dazu besaß Saborowski einen hoch dotierten Chefposten beim angegliederten ASB-Pflegeheim. Erst eine neue ASB-Führung beendete das „Selbstbedienungs-Modell“. Aktuell stehen dazu zwei der drei Berater noch im Auftrag des Awo-Kreisverbands Lausitz. Mit der Potsdamer Awo ist das Trio noch vielfältiger verbunden, über den genauen Inhalt der Verträge, über die geflossenen Honorare, schweigt man weiter. Montag etwa ist Sanierer bis 2014, auch Beiratschef der Potsdamer Awo-Tochterfirmen. Und Ex-Bezirksvorstands-Chef Saborowski berät, leitet eine Awo-gGmbH und sitzt dem neuen Vereins-Schiedsgericht vor. Sie sind, dass steht fest, omnipäsente Mit-Entscheider im Awo-Bezirk. Oder sind sie gar die eigentliche Führung?
Auf dem Richtfest, war das – offiziell – kein Thema. Man tuschelte und raunte am Rande. Und manche Miene wirkte angespannter als sonst. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) indes lobte das Bauprojekt, Kitas werden in Potsdam dringend gebraucht. Jakobs vermied aber jedes Wort zu der Affäre in der SPD-nahen Organisation, die den Sozialdemokraten im Wahljahr zur Unzeit kommt. Umso demonstrativer waren das Awo-Lob für die ins Gerede Gekommenen. „Dank der guten Beratung von Herrn Saborowski“ sei etwa der Erbaupachtvertrag mit dem Kommunalen Immobilienservice der Stadt zustande gekommen, hob Sabine Frenkler hervor, Geschäftsführerin der Awo Kinder- und Jugendhilfe Potsdam gGmbH. Zugleich dankte sie für die „Projektsteuerung bei dem Bau“ durch Montag & Partner, der Firma von Montag. Das Lob ist kein Wunder: Die zwei so Gepriesenen sitzen laut der Firmenbilanz zugleich im Beirat der Awo-Jugendhilfe-Tochter, zusammen mit Bezirks-Geschäftsführerin Angela Basekow (SPD) haben sie die Mehrheit.
Basekow selbst war an diesem sonnigen Nachmittag die Spannung und der Frust über die Negativ-Schlagzeilen anzumerken. Mögliche Fragen blockte Basekow sofort ab: „Ich rede nicht mit ihnen.“ Und die Pressemitteilung mit den Details über den Kita-Neubau erhielt nur eine andere Zeitung, nicht aber die PNN – wegen deren kritischer Berichterstattung. In ihren Richtlinie verpflichtet sich die Arbeiterwohlfahrt dazu, Transparenz und Kontrolle ihrer Arbeit „zu gewährleisten“ .
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