Landeshauptstadt: Die schweigende Mitte wecken
Potsdam gegen Rechts: Zweite „Schule ohne Rassismus“ und Bürger-Workshop
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Nach der Voltaire-Gesamtschule möchte sich mit der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule die zweite Potsdamer Schule um den Titel „Schule ohne Rassismus“ bewerben. Dies sagte der amtierende Leiter des Hauses, Frank Brandt, auf PNN-Anfrage. „Wir wollen damit ein Zeichen gegen jede Art von Diskriminierung setzen“, so Brandt. Ein für den Titel benötigter Schirmherr sei mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck bereits gefunden.
Auch bei den übrigen Projekten der Stadt gegen Rassismus, die Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nach dem Angriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. ausgerufen hatte, gibt es Bewegung. So findet im Stadthaus am 25. September ein Workshop zum Thema Bürgerengagement gegen Fremdenfeindlichkeit statt. Das Motto lautet „Wie weckt man die schweigende Mitte?“, veranstaltet wird das Treffen von der Stadtverwaltung und dem Europa-Informationsbüro im Rathaus. „Wir hoffen auf viele interessierte Gäste“, so Marco Michel vom Europa-Büro. Als ein Referent wird der Rechtsextremismusexperte Prof. Roland Roth von der Universität Magdeburg erwartet.
Noch in Arbeit ist eine von Jakobs vorgeschlagene Konferenz der sieben Partnerstädte Potsdams zum Rechtsextremismus. Zurzeit würde diese noch vorbereitet, so Dieter Jetschmanegg, Referent von Jakobs. Einigen müsse man sich noch über das genaue Thema, den Umfang, den Termin und die Finanzierung einer solchen Konferenz. Gleichfalls noch unklar sei der genaue Text für eine neues Potsdamer Toleranzedikt, das Jakobs angeregt hatte. Jetschmanegg sagte dazu, dass es derzeit erste Gespräche mit „international tätigen Unternehmen in Potsdam“ gäbe. Er sei „optimistisch, dass wir im Laufe des Herbsts zu einem Text kommen“.
Auch in der Steuben-Schule möchte man vor Jahresfrist weiter sein. Die Klassensprecher seien über die Planungen für den Titel „Schule ohne Rassismus“ informiert. „Wir müssen nun alle Schüler mit dem Thema vertraut machen“, so Schulleiter Brandt. Er könne sich vorstellen, dass nicht alle „gleich“ mitmachen würden. „Da muss Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn so ein Titel muss von innen heraus kommen.“ Als erste Projekte hätten bereits Zeitzeugen des Nationalsozialismus von ihren Erfahrungen berichtet. Zudem sei die Beteiligung der Schule an Aufbau und Kosten einer Bibliothek in dem afrikanischen Land Togo geplant. Der Titel „Schule ohne Rassismus“ wird nur an Schulen verliehen, bei denen mehr als 70 Prozent der direkten Schulangehörigen ihr Einverständnis per Unterschrift erklären.Henri Kramer
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