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Homepage: Die Sehnsucht nach dem Meer

Die Initiative „Studium lohnt“ macht bei Brandenburgs Schülern Werbung für die Hochschulen im Land

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Sabina Bieber hat ein Konzept, wie sich die Abwanderung von Studenten aus den neuen Bundesländern und speziell aus Brandenburg stoppen lässt: „Willst du ein Schiff bauen, so lehre den Männern die Sehnsucht nach dem Meer.“ Nicht die mühselige Jagt nach Scheinen und Punkten steht im Vordergrund, wenn Bieber erklärt wie ein Studium funktioniert, sondern die Perspektiven danach.

Bieber ist Studienberaterin und Projektkoordinatorin der Initiative „Studium lohnt“. Bei einer Podiumsdiskussion in Potsdam zeichnet sie ein hoffnungsfreudiges Bild des Studiums, das die Beschwerlichkeiten, die sich der „Generation Praktikum“ entgegenstellen, fast vergessen macht. Ein Studium verbessere auf lange Sicht das Einkommen, der Arbeitsplatz wäre im Vergleich zu einem Ausbildungsberuf sicherer, betonte sie.

Die Werbeaktion hat ihren Grund: Etwa 150 Schulen, die eine Qualifikation zum Studium vermitteln, gibt es in Brandenburg. Aber nur 68 Prozent der Abgänger wollten im Jahr 2008 ein Studium aufnehmen. Das sind immerhin schon 17 Prozent mehr als noch 2006, liegt aber immer noch vier Prozent unter Bundesdurchschnitt. Und der Anteil derer, die zum Studieren auch in Brandenburg bleiben, fällt mit 44 Prozent noch geringer aus - und das, obwohl Brandenburg zu den noch studiengebührenfreien Bundesländern zählt.

Diese Tendenz könnte fatale Auswirkungen haben, wie Andreas Apelt, der Direktor des Europäischen Informationszentrums, erklärte: Fehlende Studenten führten langfristig zu Verschiebungen im Ausbildungsmarkt und zu Fachkräftemangel. Einerseits machten Ausbildungsbetriebe zunehmend das Abitur zur Einstellungsvoraussetzung, andererseits fehlten Ingenieure und andere Berufsgruppen, für die erst ein Studium qualifiziere. Weil sich diese Entwicklung auch deutschlandweit abzeichnet, unterstützte der Europäische Sozialfond das Programm „Studium lohnt“ mit insgesamt 2 209 740 Euro.

Studenten wie Nicola Goltz und Robert Meile werben in Schulen und versuchen Vorurteile gegen ein Studium abzubauen. „Viele Schüler haben Angst vor den Kosten eines Studiums und vor den Anforderungen. Denen können wir sagen, warum wir studieren und warum das der richtige Weg ist“, erklärt Sportstudentin Nicola Goltz. Spielerisch versucht sie, über den Hochschulalltag zu informieren und zeigt den Schülern Möglichkeiten, ein Studium trotz schwachem finanziellem Hintergrund zu bewältigen.

Wenn unter Brandenburger Abiturienten insgesamt die Neigung groß ist, in anderen Bundesländern zu studieren, so trifft das auf Potsdam nicht zu. Das wundert nicht, kann die Landeshauptstadt doch nicht nur mit der Nähe zum attraktiven Berlin, sondern auch mit einer breiten Forschungslandschaft, etwa auf dem Telegrafenberg oder in Golm, punkten.

Sabine Kunst, die Präsidentin der Universität weist darauf hin, dass es im vergangenen Wintersemester 25 000 Bewerber auf 23 000 Studienplätze gegeben hätte. Für die aktuellen Studentenproteste (PNN berichteten) zeigt sie Verständnis. Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge bereite noch Schwierigkeiten und die Personalausstattung sei ebenfalls nicht befriedigend. Das könne natürlich nicht auf dem Rücken der Studenten ausgetragen werden. Kunst verteidigte die Bologna-Reform gleichzeitig erneut gegen Kritik und forderte insbesondere die Ingenieure zu mehr Anpassung auf: „Da ist mehr Flexibilität gefragt“.Richard Rabensaat

Am heutigen Freitag lädt die Uni Potsdam zum Hochschulinformationstag ein. Von 9 Uhr bis 16.30 Uhr können sich Interessenten im Haus 6 am Campus Griebnitzsee über das Studium an verschiedenen Hochschulen Brandenburgs informieren.

Richard Rabensaat

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