KREATIVWETTBEWERB: Die Sex-Beschützer Aids-Hilfe Potsdam sucht Bild-Ideen: Preise zu gewinnen
Bei der Potsdamer Aids-Hilfe engagieren sich junge Leute: Patrick, weil er selbst angesteckt ist, Melanie „der Sache wegen“. Der Verein sucht aber noch mehr Ehrenamtler.
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Die Chance, sich so unheilbar wie Patrick zu infizieren, ist rein statistisch gesehen sehr klein. Fünf bis zehn neue HIV-Infektionen werden jedes Jahr in Potsdam registriert – bei rund 150 000 Einwohnern ein Wert von rund 0,004 Prozent. Patrick ist einer der Menschen hinter dieser Zahl. Wie viele Jahre der 26-Jährige noch leben kann, weiß niemand: Trotz verbesserter Medikamente kann kein Arzt die Lebenserwartung von HIV-positiven Menschen vorhersagen. Denn die Immunschwäche Aids ist nach wie vor nicht heilbar. „Anfangs habe ich die Infektion verdrängt, wusste kaum etwas darüber – bis ich einen Zusammenbruch hatte, weil mich mein Freund verließ und ich arbeitslos wurde“, erzählt Patrick. Nur langen Gesprächen in der Aids-Hilfe Potsdam e.V. habe er es zu verdanken, dass er sein Leben wieder in den Griff bekommen habe. Nun engagiert er sich selber in dem Verein mit Sitz in der Kastanienallee. „Ich möchte so zurück geben, was ich an Zuwendung erhalten habe“, sagt Patrick.
Zusammen mit seiner „Kollegin“ Melanie zählt Patrick zu den jüngsten ehrenamtlichen Helfern des Vereins. Nachwuchs wird gesucht, sagt die Studentin für Soziale Arbeit – gerade weil das Thema Aids, Sex und Verhütung für Jugendliche lebenswichtig sei. „Dabei ist es eigentlich so einfach sich zu schützen“, sagt Melanie. Das möchte sie vermitteln, hilft dem Verein nach eigenen Angaben „der Sache wegen“. Doch gerade bei Aufklärungsgesprächen mit Jugendgruppen erlebe sie, dass das Thema Aids nicht immer mit der nötigen Offenheit besprochen werde, ob aus Scham oder Unwissenheit. „Da braucht es individuelle Strategien“, ist sich die 27-Jährige sicher, dass es für erfolgreiche Jugend-Präventionsarbeit keine Patentlösungen gäbe – und schon gar nicht für mehr Motivation, sich bei der Aids-Hilfe zu engagieren.
Doch habe sie die Hoffnung, dass sich dieses Jahr mehr junge Leute bei dem Verein engagieren – und vielleicht besser in der Sprache ihrer Generation auf die Gefahren der Krankheit hinweisen können. Melanie wirbt: „Hier lernt man neben dem Fachwissen auch viel über andere Kulturen, da wir oft mit Migranten arbeiten.“ Zugleich fänden Interessierte ein sehr nettes Team vor. „Hier wird jeder so akzeptiert, wie er ist“, sagt auch Patrick. Die Zeiten seien variabel: Er selbst arbeite zwei Stunden die Woche, seine Kollegin mehr als vier. „Selbst für wenige Stunden ist jeder dankbar“, so Melanie.
Vor allem für die Abendstunden sind Helfer gesucht, etwa wenn die Aids-Hilfe in Clubs wie dem Waschhaus geht und dort für „Safer Sex“ wirbt. „Das sind typische Aufgaben, die ein Ehrenamtler bei uns machen kann“, sagt Melanie. Ebenso wichtig sei die Vorbereitung der jährlichen Aids-Gala im Dezember. Nur die Beratung von Betroffenen dürften junge Menschen erst nach intensiver Schulung und frühestens mit 20 Jahren übernehmen. „Es kann immer sein, dass ein Betroffener dir beispielsweise am anderen Ende des Telefons zusammenbricht – das kann man Jugendlichen nicht zumuten“, sagt Melanie.
Auch Patrick war nach dem Ende seiner Beziehung kurz vor dem Absturz. „Weit unten“, wie er sagt – nicht zuletzt weil sein Arbeitgeber durch einen „dummen Zufall“ auch noch von seiner Krankheit erfahren habe und ihm kündigte. Nun arbeitet Patrick als Kellner in Berlin. Probiert, mit dem Virus in seinem Körper zu leben. Mit 26. „Ich versuche den Leuten jetzt zu vermitteln, dass sie nicht leichtfertig ein hohes Risiko für ihre Gesundheit eingehen.“ Wichtig sei, dass Kranke sich aus ihrer oft selbst gewählten Isolation begeben – nur dann sei eine Rückkehr in eine Art „normalen Alltag“ möglich. So fühle er sich nun auch nicht mehr stigmatisiert durch die Infektion, sagt Patrick: „Nur wer sich selbst verschließt, wird auch ausgeschlossen.“
Die Aidshilfe Potsdam e.V. sucht Bild-Ideen aus jungen, kreativen Hirnzellen. Deshalb hat der Verein in Zusammenarbeit mit den PNN jetzt einen
Kreativwettbewerb für Potsdamer zwischen 15 und 25 Jahren ausgerufen. Das Motto: „I.A.D.S.A. – Immer auf deinen Sex achten“. Gesucht werden Bilder, Kollagen, Fotos oder Werbemotive, die eure Gedanken zum Thema Aids in Farben, Figuren und Formen bringen. „Denkbar wäre, dass sich die Teilnehmer vorstellen, wie nervenaufreibend die Zeit nach ungeschütztem Sex sein kann, bis der Aids-Test abgeschlossen ist – aus solchen Gefühlen ließe sich etwa ein Wettbewerbsmotiv kreieren“, sagt Hortense Lademann, Sozialarbeiterin bei der Aids-Hilfe. Ebenso möglich seien aber auch Kunstwerke zur Krankheit Aids oder über das HI-Virus, über Möglichkeiten des Schutzes vor der Immunschwäche, über grassierende Massenansteckungen in Afrika, über die Übertragung des HI-Virus durch andere Wege als durch Sex. „Wir möchten bewusst nicht viele Vorgaben machen, damit sich die Jugendlichen mit den verschiedensten Aspekten des Themas beschäftigen können“, so Lademann.
Einsendeschluss für die Werke ist dabei der 1. August. Anmelden solltet ihr euch allerdings bis spätestens zum 20. Juli. Im August wird eine kompetente Jury über die Qualität der eingesendeten Beiträge entscheiden und die Gewinner festlegen, die zur Preisverleihung am 31. August vorgestellt werden. Kommen genügend Teilnehmer zusammen, werden Preise in zwei Alterskategorien verliehen. Als Preise gibt es unter anderem Freikarten fürs UCI, Bowlinggutscheine und Übernachtungen mit Frühstück im Inselhotel Potsdam zu gewinnen. Die Weisse Flotte spendiert besonders kreativen Köpfen eine Gruppenfahrt auf einem Partyschiff – oder wenn gewünscht eine nostalgische Schlösserrundfahrt. Der Lindenpark lässt dagegen Freikarten eurer Wahl für eine ganze Jugendgruppe springen. Alle prämierten Motive werden in den PNN und in Potsdam am Sonntag abgedruckt, zudem auf der Website der Aidshilfe veröffentlicht und ausgestellt. Schickt eure Beiträge in bis zu DIN A1-Größe an: Potsdamer Neueste Nachrichten, Platz der Einheit 14, 14467 Potsdam. Fragen zum „I.A.D.S.A.“-Wettbewerb sendet ihr an potsdambinich@pnn.de – oder ruft an unter Tel.: (0331) 2376 126.
Anregungen und Ideen, welche Themen in dem Wettbewerb verarbeitet werden könnten, findet ihr im Internet – etwa auf den Seiten der Deutschen Aids-Hilfe (www.aidshilfe.de), auf der Loveline-Seite (www.loveline.de) und der „Machs mit“-Homepage (www.machsmit.de) sowie der Infoseite zur bekannten „Gib Aids keine Chance“-Kampagne (www.gib-aids-keine-chance.de). Die Potsdamer Aids-Hilfe erreicht ihr im Netz unter www.aidshilfe-potsdam.de. HK
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