Landeshauptstadt: Die Stimme vor dem Plopp-Schutz
Michael Kiesewetters Infosendung „Potsdam Journal“ sendet ab Freitag länger
Stand:
Er ist die Stimme am Mikrofon. Wenn seine Sendung jeden Freitag um 8:05, 14:05 und 19:05 ausgestrahlt wird, muss Michael Kiesewetter sie schon längst fertig produziert haben. Diese Woche hat er in seinem Potsdamer Mini-Studio besonders viel zu tun: Die bisherige Sendezeit des 49-Jährigen wird von 15 auf 30 Minuten verlängert. Michael Kiesewetter ist der Macher von „Potsdam Journal“, der Sendung für die Landeshauptstadt und Brandenburg beim Radioropa Berlin, dem nach eigenen Angaben einzigem privaten Nachrichtenradio Deutschlands.
In den 30 Minuten pro Woche möchte Kiesewetter einen „bunten“ Querschnitt von Themen aus Politik und Gesellschaft unterbringen. „In letzter Zeit liefen Beiträge über die Senkung von Bürokratiekosten bis hin zur Eröffnung der Herr-der- Ringe-Ausstellung im Filmpark“, sagt Kiesewetter. Um im Blick zu haben, welches Thema wie viele Minuten und Sekunden in seiner Sendung dauern soll, hängt neben seinem Arbeitstisch ein maschinenbeschriebener Zettel. Es ist das einzige Detail, dass in seinem Mini-Studio im ersten Stockwerk der Hermann-Elflein-Straße 18a nicht völlig modern wirkt.
Denn Radioropa ist ein digitales Radio. „Das bedeutet, dass ich die Sendung schon vorher nach Berlin per Datenleitung senden muss“, erklärt Kiesewetter. Rund 20 Megabyte kommen so zusammen, Daten soviel, dass viermal die Bibel darin Platz hätte. Kiesewetter öffnet die Datei einer schon gesendete Ausgabe des „Potsdam Journals“ am Computer auf seinem Bürotisch. Auf dem Bildschirm erscheinen in einer Anzeige waagerechte bunte Linie, die für Laien wie die Ausschläge eines Erdbebenseismographen aussehen. „Das sind die einzelnen Töne, wenn jemand etwas sagt“, erklärt der Radio-Journalist. Muss er nun zum Beispiel ein Interview bearbeiten, kann er einzelne Passagen, die ihm unwichtig erscheinen oder die nicht zum Thema passen, einfach mit seiner Maus markieren und löschen. „Früher war das viel mühsamer: Da mussten von einem Tonband die störenden Teile direkt herausgeschnitten werden, danach wurde wieder alles zusammengeklebt – nun kann das ein Einzelner alles selber machen.“ Doch gegen manche störenden Nebengeräusche helfen immer noch nur mechanische Mittel: Sein Studiomikrofon zum Beispiel, vor das eine kreisrunde Scheibe mit einer straff gespannten Stoffmembran montiert ist. „Das ist der so genannte Plopp-Schutz“, sagt Kiesewetter. Denn Worte mit „P“ würden bei vielen Menschen im Studio aufgenommen so klingen, als würde sich das „P“ verdoppeln – der Aufbau am Mikro fange dieses akustische Phänomen jedoch auf.
Es sind viele solcher technischen Details, die Michael Kiesewetter in einfachen Worten erklären kann. Der Spaß an seinem „Traum“-Beruf ist ihm anzumerken: Früher hat er 13 Jahre beim Sender Freies Berlin gearbeitet. Doch vom Radio lebt er inzwischen nicht mehr allein, daneben bringt er ein ebenso mit „Potsdam Journal“ betiteltes Reportage-Magazin heraus. Ob den gebürtigen Westfalen nun aber Radio oder das gedruckte Wort mehr fasziniert, kann er gar nicht so genau sagen: „Radio ist natürlich ein Stück aktueller, das Zusammenbasteln der Töne ist spannend – doch auf Papier lassen sich Themen tiefgründiger behandeln als in zwei Minuten auf Sendung.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: