Landeshauptstadt: Die (Theater-)Kritikerin
Karin Schmidt nennt ihren Chef Uwe Eric Laufenberg großzügig und ein wenig chaotisch
Stand:
Wie trinkt Ihr Chef seinen Kaffee?
Mit Milch, ohne Zucker.
Was für eine Art Chef ist er?
Temperamentvoll, großzügig, nicht nachtragend und ein bisschen chaotisch. Aber für letzteres hat er ja mich. Er ist eben ein Vollblutkünstler und sehr umtriebig und vielfach nachts noch unterwegs im Theater, in der Oper, im Kino Ich sage immer, er müsste sich clonen lassen, damit er überall gleichzeitig sein kann.
Wie bedankt er sich bei Ihnen für besondere Einsätze, zum Beispiel Überstunden?
Er lädt manchmal die ganze Büroetage zum Essen ein und er hat mir auch schon mal Blumen geschenkt.
Charakterisieren Sie ihn als Mensch.
Im Fall Laufenberg lassen sich Chef und Mensch nicht trennen. Deshalb treffen die Eigenschaften, die ich über den Chef Laufenberg gesagt habe, auch auf den Menschen Laufenberg zu.
Woran erkennen Sie, dass er schlechte Laune hat?
Ich sehe es ihm einfach an. Das ist aber doch immer so bei Menschen, die man schon länger kennt. Seine schlechte Laune hält aber nicht lange, sie verfliegt binnen 15 Minuten nach Eintreten.
Duzen oder siezen Sie ihren Chef?
Er ist der erste Chef im Theater, der mir das Du angeboten hat. Erst habe ich mich ein bisschen gewehrt, aber inzwischen finde ich es für den täglichen Arbeitsablauf gar nicht so ungünstig.
Skizzieren Sie einmal kurz ihr Arbeitsfeld. Was fällt alles in ihren Aufgabenbereich?
Die Terminplanung: Bei Bundeskanzlerin Merkel kann das auch nicht aufwendiger sein, sage ich immer. Der Tag von Uwe Eric Laufenberg geht von 8 bis 23 Uhr und ist eigentlich noch zu kurz. Erledigung der gesamten täglichen Post, oft kann ich nicht über den Stapel Briefe auf dem Schreibtisch rüberschauen. Das heißt konkret, alle Schriftstücke mit dem Eingangsstempel versehen und an die Abteilungen weitergeben. Der Schriftverkehr im Internet ist täglich zu erledigen, Koordination der „geplanten und spontanen“ Besucher, Abrechnung der GEMA-Gebühren, Dienstreisen vorbereiten und abrechnen usw. usw.
Wie viele Anrufe bekommen Sie täglich?
Manchmal steht der Apparat gar nicht still. Das können bis zu 50 Anrufe täglich sein. Besonders vor Premieren, weil viele Interessierte glauben, ich verfüge über ein Kartenkontingent und könnte ihnen noch Plätze besorgen. Das ist aber nicht an dem.
Welche berühmten Persönlichkeiten hatten Sie schon in der Leitung?
Des öfteren Katharina Thalbach, Katja Riemann, Angelica Domröse. Jetzt fallen mir gar keine Männer ein ach doch: Dieter Mann. Und auch privat getroffen habe ich mal Johannes Heesters. Von der Begegnung bin ich heute noch beeindruckt.
Was muss ein Anrufer auf dem Herzen haben, damit Sie ihn sofort zum Chef durchstellen?
Wenn es um größere Katastrophen geht, zum Beispiel eine Aufführung gefährdet ist, dann stelle ich durch. Und zur Verblüffung mancher Anrufer geht Herr Laufenberg auch manchmal selbst ans Sekretariatstelefon
Wann wimmeln Sie einen Anrufer ab?
Wenn es sehr hektisch ist, ich mir schon den ganzen Tag Fusseln an den Mund geredet habe, kann es vorkommen, dass ich kurz angebunden bin. In der Regel aber wimmele ich niemanden ab.
Sie sind ja eine Art Schaltzentrale. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, mit welchen Anliegen Sie ihren Chef behelligen und mit welchen nicht?
Entscheidend ist, dass abends immer der Vorhang hochgeht. Alles, was die Intendanz nicht unmittelbar betrifft, zum Beispiel kleine technisch-organisatorische Probleme, kann ich von meinem Tisch aus regeln. Fällt aber ein Darsteller aus, trage ich das dem Chef an.
Was sagen Sie, wenn der Chef „für niemanden zu sprechen ist“?
Da lasse ich mir immer was Neues einfallen.
Welcher war der ungewöhnlichste Wunsch, der über Sie an ihren Chef herangetragen wurde?
Schauspielkollegen oder Regisseure, die sich mit ihm noch nach der Vorstellung um 23 Uhr zu einem Gespräch treffen wollen. Leider ist das aber nichts Außergewöhnliches, weil es öfter vorkommt. Aber nach einem ohnehin vollgestopften Arbeitstag ist es schon eine Zumutung.
In welchem Fall wäre ihr Chef ohne Sie verloren?
Wenn ich seine Termine nicht koordinieren würde, wäre er aufgeschmissen. Und ohne meine Telefonliste.
Wie oft und in welchen Fällen fragt er Sie nach ihrer Meinung? Nimmt ihr Chef Kritik von Ihnen an?
Ich sage ihm auf Nachfrage meine Meinung, zum Beispiel nach Premieren kann ich ziemlich gut einschätzen, was am nächsten Tag in der Zeitung steht. Weil ich das Potsdamer Publikum nach fast 18 Jahren Tätigkeit im Haus kenne, weiß ich oft, welches Stück läuft. Sagen wir: Zu 90 Prozent liege ich richtig.
In welchen Fällen braucht er Ihren Rat oder Trost?
Uwe Eric Laufenberg ist ein sehr impulsiver Mensch, der sich schnell über etwas ereifern kann. Meine Aufgabe ist es dann, ihn durch gutes Zureden zu beruhigen.
Kennen Sie den Hochzeitstag ihres Chefs?
Nein, aber die Geburtstage seiner Frau, seiner Tochter und seiner Schwester.
Haben Sie beim Vorstellungsgespräch gleich gemerkt, dass die Chemie zwischen ihnen beiden stimmt?
Er musste mich nehmen, ich war ja vor ihm da. Aber unabhängig davon glaube ich schon, dass die Chemie zwischen uns stimmt.
Mussten Sie in ihrem Arbeitsvertrag unterschreiben, dass Sie nichts von dem nach außen tragen, was Sie an Geheimnissen im Büro erfahren?
Da müsste ich nachlesen, gehe aber davon aus. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich bestimmte Dinge nicht nach außen trage.
Ist die Bezeichnung Sekretärin eigentlich noch zeitgemäß oder wie würden Sie ihren Job bezeichnen?
Ich lege Wert darauf, Sekretärin genannt zu werden, das ist ein wichtiger, interessanter Beruf mit langer Tradition. Und allen Klischees zum Trotz ist das ganz sicher nichts für Blöde.
Das Gespräch führte Nicola Klusemann
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