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Landeshauptstadt: Die Unvollendete

Die „Triumphstraße“ blieb zum Glück ein Torso – allein die Orangeriesanierung kostet 25 Millionen

Stand:

Die Orangerie von Sanssouci zählt zu den Schlössern, die dank des 155 Millionen Euro schweren Masterplans des Bundes sowie der Länder Brandenburg und Berlin saniert werden. Bis 2017 frisst der riesige Bau mit seinen 300 Metern Frontlänge davon rund 25 Millionen Euro. Er zählt zu den Gebäuden, die Friedrich Wilhelm IV. Mitte des 19. Jahrhunderts nördlich des Parks Sanssouci zu einer Höhenstraße vereinigen wollte. Sie sollte ein Zeichen der Verehrung für Friedrich den Großen setzen,

In der Urania sprach die Architektin Karin Flegel über das Projekt, dem der Kunsthistoriker Georg Poensgen erst im 20. Jahrhundert den heute üblichen Namen „Triumphstraße“ gab. Auf dem Mühlenberg sollte eine riesige Tempelanlage entstehen. Auf einem gewaltigen, den gesamten Winzerberg einnehmenden Unterbau sollte sich eine Säulenhalle erheben, die der Akropolis in Athen nicht viel nachstand. Die Höhenstraße setzte da an, wo heute an der Schopenhauerstraße das Triumphtor steht, schwang sich zum Winzerberg hinauf, tangierte Bildergalerie und Kastellanhaus, verlief über den Ehrenhof von Schloss Sanssouci Richtung Historische Mühle und Felsentor dann weiter über die Orangerie zum Belvedere auf dem Klausberg. Die Bildergalerie sollte durch eine mit Kolonnaden, Arkaden und Tierskulpturen reich gestaltete Mauer von der Straße abgegrenzt werden. Schloss Sanssouci, dann direkt an der Höhenstraße gelegen, erhielt die heute als Küchen- und Hofdamenflügel bekannten Anbauten. Zur Überwindung von Höhenunterschieden waren mehrere Brückenbauten – Viadukte – vorgesehen, so zwischen Winzerberg und Bildergalerie, Mühlentor und Historischer Mühle und am Westende der Orangerie in Richtung Klausberg. Am Wege lagen das Müllerhaus, ein für Gäste des Königs bestimmtes Logierhaus, ein Nymphäum nördlich des Felsentors mit Wasserspielen, ein Spielsaal (Billardo), ein Exerzierplatz, der an Friedrichs Feldherrenkünste erinnern sollte, und ein Forum für die antinapoleonischen Befreiungskriege 1813 bis 1815. Außerdem war, nach dem letzten Entwurf etwa am Standort der heute vom Industrieclub genutzten Villa Arnim, ein altrömisches Hippodrom vorgesehen.

Das Meiste blieb ein Traum, weshalb Flegel ihren Vortrag wohl auch „Architekturvisionen, Harmoniesucht und Größenwahn“ überschrieb. Der Architekt Schinkel starb jung, dann auch sein Nachfolger Persius. Der König erkrankte unheilbar. Zudem änderten sich die Ansichten zu einem Nationaldenkmal und das Bild von Friedrich II., der in Berlin Unter den Linden mit dem Reiterstandbild von Rauch geehrt wurde. Eine Umsetzung des Triumphstraßenprojekts hätte Sanssouci ein völlig anderes Gesicht gegeben, Weinbergschloss und Terrassen nahezu zu einem Anhängsel herabgedrückt.

Zudem sind wohl auch die Denkmalpfleger erleichtert, dass sie nicht den kompletten steinernen Größenwahn zu erhalten haben. Schon die Orangerie verlangt ihnen alle Kräfte ab. An der östlichen Halle wird gearbeitet, ab 2012 kommt der bisher vom Landeshauptarchiv genutzte Ostpavillon an die Reihe. Saniert wird bis 2017 auch die Doppelturmfront und die Nordfassade. Für Weiteres muss auf eine Fortsetzung der Förderung gehofft werden. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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