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Im DFB-Pokal! Frank Rohde trug Stürmer Bastian Pirschel nach dem Sieg über Babelsberg 03 huckepack.

© Jan Kuppert

Sport: „Die werden um ihr Leben rennen“

Im DFB-Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart ist der SV Falkensee-Finkenkrug klarer Außenseiter

Stand:

Sechstligist gegen Erstligist und Europacupteilnehmer. Zweimaliger Landesmeister gegen fünfmaligen Deutschen Meister. David gegen Goliath also. Die Amateurkicker des Brandenburgligisten SV Falkensee-Finkenkrug gehen am Samstag um 15.30 Uhr im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion gegen die Profis des Bundesligisten VfB Stuttgart als krasser Außenseiter in die Begegnung der 1. Runde des DFB-Pokals.

Für die Gastgeber, die in die Landeshauptstadt ausweichen mussten, weil es in Falkensee kein Stadion gibt, in dem die Auflagen des DFB und des Pay-TV-Senders Sky erfüllt werden können, ist es das größte Spiel in der Vereinsgeschichte, für die Stuttgarter eher eine Pflichtaufgabe vor dem scharfen Bundesligastart gegen den VfL Wolfsburg. Natürlich besteht der Reiz des Pokalwettbewerbs schon immer darin, Sensationen zu bejubeln wie einst 1994 beim 1:0-Sieg des TSV Vestenbergsgreuth in der 1. Runde über den damaligen Deutschen Meister Bayern München. Diese Begegnung war damals übrigens in das Nürnberger Frankenstadion verlegt worden.

Von einer Sensation will der Falkenseer Trainer Frank Rohde – als neunmaliger DDR-Meister mit dem BFC Dynamo sowie als Profispieler beim Bundesligisten Hamburger SV und damaligen Zweitligisten Hertha BSC bekanntester Fußballer seiner jetzigen Mannschaft – nichts wissen. Dennoch freut er sich auf das reizvolle Duell. „Das wird ein einmaliges Erlebnis für die Spieler und den ganzen Verein. Den Jungs werde ich gar nicht viel sagen müssen, die werden um ihr Leben rennen. Aber dann lassen wir uns ein paar Dinger reinhauen und freuen uns, dass wir gegen einen Bundesligisten wie Stuttgart im DFB-Pokal spielen dürfen. Alles andere ist doch nur Träumerei“, so der 52-jährige Rohde. Allerdings: Fast das Gleiche hatte der Falkenseer Coach vor dem Landespokalfinale am 1. Mai dieses Jahres gegen die Profis des Drittligisten SV Babelsberg 03 gesagt, als die Underdogs sich auf dem eigenen Sportplatz in Finkenkrug sensationell mit 2:1 durchgesetzt hatten. Und das, obwohl sie gegen den hohen Favoriten nach zwei Platzverweisen lange Zeit in der zweiten Halbzeit mit zwei Spielern weniger auskommen mussten.

Das hat Frank Rohde stolz gemacht. „Es ist unglaublich, was die Jungs in der vorigen Saison unter den gegebenen Bedingungen geleistet haben. Und so ganz nebenbei haben sie auch noch den Verein finanziell saniert. Das darf man nicht vergessen“, so Rohde. Die rund 120 000 Euro für die Fernsehrechte der 1. DFB-Pokalrunde kann der SV Falkensee-Finkenkrug gut gebrauchen, um die noch aus Oberligazeiten (2008 bis 2010) bestehenden Schulden abzubauen.

Ähnlich realistisch wie ihr Trainer sehen auch die Falkenseer Spieler das Duell mit dem Bundesligisten aus Stuttgart. „Natürlich freuen wir uns unheimlich auf dieses Spiel. Und wir wollen versuchen, die Stuttgarter so lange wie möglich zu ärgern. Unter normalen Umständen haben wir gegen die Profis allerdings keine Chance. Aber das war ja vor dem Spiel gegen Babelsberg genauso“, meint der Falkenseer Kapitän Jens Eckl. Der 34-Jährige, der bei Tennis Borussia Berlin schon höherklassig gespielt hat, gehört zu den Leistungsträgern des Brandenburgligisten. Ebenso wie Torwart Stefan Demuth bei Borussia Dortmunds Amateuren, Abwehrchef Thomas Gellner bei der U 19 von Hertha BSC und beim FC Augsburg sowie der vom Ludwigsfelder FC gekommene Neuzugang Kim Schwager bei Energie Cottbus II und Hessen Kassel. Gegen Stuttgarter Stars und Nationalspieler wie Cacau, Vedad Ibisevic, William Kvist, Tamas Hajnal oder Zdravko Kuzmanovic nimmt sich das natürlich sehr bescheiden aus. Eckl: „Unsere große Stärke ist der Teamgeist. Der Zusammenhalt in unserer Mannschaft ist unheimlich groß. Das wollen wir auch gegen Stuttgart zeigen.“

Vom großen Favoriten aus dem Schwabenland war derweil bis gestern noch nicht viel zu hören, was das Pokalspiel angeht. VfB-Sportdirektor Fredi Bobic gab dazu bisher lediglich ein kurzes Statement ab. „Für uns ist das eine Pflichtaufgabe, wir müssen da ohne Wenn und Aber weiterkommen“, sagte Bobic.

Für Stimmung im Babelsberger „Karli“ wird jedenfalls gesorgt sein. Laut Falkensees Fußball-Abteilungsleiter Sven Steller sind bisher schon 6500 der insgesamt 10 500 Karten im Vorverkauf abgesetzt worden. Egal wie das Ergebnis ausfällt – der Brandenburgligist aus dem Landkreis Havelland hat so oder so schon gewonnen. Oliver Dütschler

Oliver Dütschler

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