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Triumph der Zwerge: Der Potsdamer Eurosport-Moderator Dirk Thiele (li.) und sein Ko-Kommentator Sigi Heinrichauf der Bühne des Deutschen Fernsehpreises. Der Preis ist ein bestätigung für mich und meine Arbeit, sagt Thiele. 

© Henning Kaiser/ddp

Von Kay Grimmer: Die Zwei vom Zwergensender

Potsdamer Fernsehpreis- Gewinner Dirk Thiele kritisiert Rede von Reich-Ranicki als „unangemessen“

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Auf der Bühne wirkte er bei der Fernsehaufzeichnung am Sonntagabend so ausgelassen, doch wird der frischgebackene Potsdamer Fernsehpreis-Gewinner Dirk Thiele nach seinen Gefühlen befragt, sagt der Eurosport-Kommentator: „Durchwachsen.“ Ein glücklicher Gewinner klingt anders. „Meine Frau hatte vor ein paar Tagen einen Unfall, laboriert an einer gebrochenen Hand und einer Gehirnerschütterung“, erklärte Thiele. Dabei habe sie sich so auf die Preisverleihung, die bereits am Samstagabend in Köln stattgefunden hatte, gefreut. Nun konnte sie noch nicht mal zum Zeitpunkt des größten Triumphes ihres Mannes live dabei sein. Deshalb, so Thiele, sei er am Samstag auch nicht lange bei der Feier geblieben, sondern bald ins Hotel gegangen, um am Sonntagmorgen mit dem ersten Flieger zurück nach Potsdam zu kommen.

Trotz aller Sorge um seine Frau – natürlich war die Freude über den Gewinn des ersten Fernsehpreises bei Dirk Thiele groß. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Sigi Heinrich wurde der 65-jährige Potsdamer für die Olympiaberichterstattung aus Peking ausgezeichnet. „Niemand, wirklich niemand, hat mit diesem Preis für uns gerechnet“, so der Eurosport-Moderator. Die Konkurrenz in der Sparte „Beste Sportsendung“ hatte die weitaus bekannteren und zumeist mindestens ebenso kompetenten Namen: Der ARD-Fußballreporter Tom Bartels für die Europameisterschaftskommentare oder das RTL-Boxreportage-Team um Florian König waren ebenso nominiert wie auch Katrin Müller-Hohenstein – just mit dem gleichen Gegenstand: Die Olympiaberichterstattung 2008.

Für Thiele waren es zwar nicht die schönsten Olympischen Spiele, „die bleiben die Spiele 2000 in Sydney.“ Aber negative Eindrücke von der Arbeit im Land des Lächelns zu finden, sei schwer. „Was im Vorfeld zu lesen war, traf für die bei Olympia Akkreditierten so nicht zu – auch wenn es im weiten Land sicherlich auch anders war“, sagt Thiele, auf die politische und Menschenrechts-Situation zielend. „Meine Maxime ist jedoch: Wenn ich bei den Olympischen Spiele berichte, denn steht für mich der Sport im Vordergrund, auch wenn ich die Begleitumstände natürlich nicht außer Acht lasse.“ Vielleicht sei auch das ausschlaggebend für den Fernsehpreis gewesen, mutmaßt Thiele. Die Jury formulierte jedenfalls ihre Begründung so: Fans des Duos Sigi Heinrich und Dirk Thiele wissen die mitreißenden Kommentare schon lange zu schätzen. Wie sie verschiedenste olympische Disziplinen mit Kompetenz und Emotion begleiten, trägt entscheidend zu diesem ganz eigenen Eurosport-Effekt bei: Ereignisse wie Olympia fließen da einfach.

Plötzlich galten sie als die Überraschungssieger des Abends. Der Gratulationsparcour sei lang gewesen, so Thiele. Auch die Sportverantwortlichen der großen Sender kamen nach der Verleihung, um Glückwünsche auszusprechen, „ob das ehrlich gemeint war oder nicht, weiß ich nicht“, betonte Thiele. An den Kommentar des ZDF-Moderators Marcus Lanz hingegen kann er sich noch gut erinnern: „Endlich hat es die richtigen getroffen“, sagte Lanz laut Thiele. „Faszinierend für mich war die Reaktion des Auditoriums“, gesteht der Sport- Kommentator. „Wir sind die beiden vom Zwergensender, die kaum einer kennt und das Publikum applaudierte wie bei Stars in der Größenordnung einer Veronica Ferres“, staunt Thiele immer noch. Weniger erfreut war er hingegen über den Eklat des Fernsehpreis-Abends, als Literaturkritiker Marcel Reich Ranicki seine Auszeichnung ausschlug und deutliche Worte gegen die Veranstaltung fand. „Ich empfand diesen Auftritt unangemessen und dem Ereignis nicht entsprechend“, so Thiele.

Für den Leichtathletik-Moderator ist der Preis eine Bestätigung. „Schließlich war ich bereits 2001 nominiert, wurde 2003 für den Grimme-Preis vorgeschlagen.“ Im gleichen Jahr bekam Thiele den Preis des Internationalen Skiverbands FIS für seine Berichterstattung der Nordischen Kombination, sein zweites großes Standbein. Die FIS-Glastrophäe stehe zu Hause in einer Vitrine „und erhält nun mit dem gläsernen Obelisk-Fernsehpreis auch einen passenden Nachbarn.“

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