
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Diebesgut Nummernschild
Geklaute Kennzeichen sind ärgerlich. Fast 2200 sind in Potsdam schon nach Diebstählen gesperrt.
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Nummernschilder sind auch in Potsdam ein begehrtes Diebesgut. Eine wachsende Zahl von Autokennzeichen kann deshalb in der Landeshauptstadt nicht mehr vergeben werden. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind fast 2200 Autokennzeichen derzeit gesperrt. Das regelt die Fahrzeug-Zulassungsordnung. Danach darf das Kennzeichen eines gestohlenen Autokennzeichens zehn Jahre lang nicht wieder vergeben werden. So soll sichergestellt werden, dass nicht zwei Autos mit der gleichen Nummer unterwegs sind. Vor dem Ende der Zehnjahresfrist kann ein gestohlenes Autokennzeichen nur vergeben werden, wenn das Original wieder auftaucht.
Am häufigsten verschwinden Nummernschilder allerdings nach wie vor mit den gestohlenen Autos selbst. Doch etwa 660 weitere Kennzeichen sind in Potsdam als gestohlen registriert, obwohl das dazu passende Auto noch da ist. In ganz Deutschland werden jährlich Tausende Nummernschilder gestohlen – allein in Nordrhein-Westfalen waren es 2011 mehr als 20 000 Kennzeichen, Tendenz steigend. Ebenso ist es in Brandenburg: Allein im ersten Halbjahr 2012 wurden laut Polizei 1626 derartige Straftaten gemeldet – 100 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nur etwa jeder zehnte Fall wird aufgeklärt. Die meisten Schilder wurden in den Landkreisen Barnim, Märkisch-Oderland und Oder-Spree gestohlen.
Schwer haben die Diebe es nicht, denn die meisten Nummernschilder sind nicht mehr angeschraubt, sondern nur in ihre Plastikrahmen eingesteckt. Ein kurzer Ruck genügt und schon sind sie weg. Häufig werden die geklauten Nummernschilder von Betrügern genutzt, die zum Beispiel an Tankstellen ohne zu bezahlen davonfahren. Der Kennzeichenklau kann für die Bestohlenen sehr ärgerlich werden: Landen die Nummernschilder zum Beispiel an einem Fluchtauto, kann der eigentliche Besitzer schnell ins Visier der Polizei geraten. Diese rät deshalb dazu, den Diebstahl von Autokennzeichen so schnell wie möglich anzuzeigen. Ermittler vermuten aber auch, dass manchmal einfach nur Souvenirjäger am Werk sind, die es auf Kennzeichen mit witzigen Kombinationen abgesehen haben.
Doch wie auch immer: Betroffene Autofahrer kosten die gestohlenen Schilder erst einmal Zeit und Geld: Neben der Diebstahlsanzeige bei der Polizei muss der Verlust auch der Zulassungsbehörde gemeldet und neue Schilder angeschafft werden. Das kann schnell zu Kosten um die 100 Euro führen. Handelte es sich bei dem gestohlen Blech um ein Wunschnummernschild, beispielsweise mit Initialen oder Geburtstag, ist das auch erst einmal Geschichte. Die Kombination ist gesperrt.
Insgesamt gab es in Potsdam nach der amtlichen Statistik mehr als 84 000 Autos, Motorräder und Lkw. Obwohl der Fahrzeugbestand in Potsdam in den letzten fünf Jahren um etwa 5000 gewachsen ist, werden der Landeshauptstadt die Nummernschilder nicht ausgehen. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind zwischen den möglichen Kombinationen von P-AA 1 bis P-AZ 999 noch ungefähr 17 000 Möglichkeiten frei.
Allerdings darf nicht jede Kombination vergeben werden. Im Land Brandenburg sind mehrere Buchstabenkombinationen aus dem Nationalsozialismus wie HJ, KZ, NS, SA und SS gesperrt. Zudem gilt dies für die Kennzeichenkombinationen AH 18 und 88 und HH 18 und 88. Die Zahl 88 wird gar nicht vergeben. Die Ziffer 8 steht in der rechtsextremen Szene für den achten Buchstaben des Alphabets, das H. Die Kombination gilt als Chiffre für den Nazi-Gruß „Heil Hitler“. In Potsdam wird außerdem kein Nummernschild mit den Buchstaben P-KK vergeben – die Abkürzung steht für die kurdische Arbeiterpartei, die gewaltsam für einen eigenen kurdischen Staat kämpft. Marco Zschieck(mit dpa)
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