Landeshauptstadt: Dienst unter gefährlichen Bedingungen
Ein Potsdamer Soldat geht für zwei Monate nach Westafrika, mitten ins Ebola-Gebiet. Für den Einsatz hat er sich freiwillig gemeldet. Er soll von dort auch über die Lage im Krisengebiet berichten
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Seit über einem Jahr wertet er alles aus, was in der Presse über die Luftwaffe der Bundeswehr erscheint. Nun geht der Potsdamer Soldat Marc V., dessen Nachname aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden darf, als Informationsfeldwebel bis Ende März acht Wochen nach Liberia – mitten in das Gebiet also, in dem der Ebola-Virus wütet. „Ich finde es wichtig, als Soldat auch einmal ins Ausland zu gehen“, begründet der 30-Jährige seine Entscheidung. „Man wird ja schließlich immer auf außergewöhnliche Situationen vorbereitet und kann sich dann erst richtig unter Beweis stellen.“ Allerdings handele es sich hierbei um keinen Auslandseinsatz im eigentlichen Sinne, sondern um einen reinen humanitären Hilfseinsatz, wie er betont. „Alle Soldaten der Bundeswehr vor Ort sind komplett unbewaffnet“, so Marc V. „Für mich ist das auch ein wichtiger Punkt, da wir oft als Kriegswütige oder Schießgeile verschrien sind. Dass die Bundeswehr aber auch bei Überflutungen und ähnlichen Krisen hilft, wird häufig vergessen.“
Für Marc V. stand schon früh fest, dass er zur Bundeswehr gehen würde. Nach dem Abitur im Jahr 2005 absolvierte er den Grundwehrdienst beim Wachbataillon in Berlin, verlängerte und arbeitete sich in den mittleren Dienst hoch. Längere Zeit war er als Ausbilder tätig und wechselte dann Mitte 2013 zur Pressearbeit. Nach mehreren Praktika, unter anderem auch im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam, bekam er schließlich eine Stelle im Presseinformationszentrum der Luftwaffe in Gatow. Dort wertet er sämtliches Pressematerial aus, das über die Luftwaffe erscheint. Für den Einsatz in Liberias Hauptstadt Monrovia, der in diesen Tagen beginnt, hat er sich freiwillig entschieden. Wie in Deutschland auch wird sich Marc V. dort um Presseangelegenheiten kümmern. Hauptsächlich unterstützt er seinen vorgesetzten Oberstabsarzt bei journalistischen Anfragen und Pressebegleitungen. Außerdem soll er allgemein alle Presseanfragen vermitteln und sich darum kümmern, dass eingesetzte Bundeswehrsoldaten Zugriff auf die Publikationen in der deutschen Presse haben und selbst Artikel für den Internetauftritt der Bundeswehr schreiben, vereinzelt auch für die bundeswehreigenen Zeitschriften „Aktuell“ und „Y“. Zwar wird Marc V. hauptsächlich in einem chinesischen Hotel stationiert sein, doch es sind auch Fahrten ins Umland geplant, von denen er berichten soll. Um für den Einsatz überhaupt zugelassen zu werden, musste Marc V. nach dem normalen Bewerbungsverfahren einen 60-seitigen Englischtest mit Fragen zum Themenkomplex beantworten und einen speziellen Lehrgang an der Infanterieschule durchlaufen. „Hinzu kamen natürlich noch diverse Impfungen gegen Malaria, Gelbfieber oder Tollwut“, so der Soldat. „Also im Prinzip gegen alles außer Ebola, was ja leider nicht geht.“
Angst, sich mit dem Virus anzustecken, hat er nur wenig. „Natürlich ist mir ein wenig mulmig zumute, aber ich will mich auch nicht verrückt machen“, sagt er zuversichtlich. „Außerdem komme ich in meiner Position ja auch nicht direkt mit den Patienten in Kontakt, zumindest nicht planmäßig.“ Respekt vor dem Virus habe er schon, aber er wolle sich seinen Optimismus nicht nehmen lassen. Seine Freundin, die ebenfalls Soldatin ist, kann die Einstellung gut nachempfinden. Sie selbst war für vier Monate in Afghanistan stationiert und dort für personelle Abläufe zuständig. „Natürlich hatte man manchmal ein mulmiges Gefühl“, so die 25-Jährige. „Aber man kann sich ja nicht ständig von einem Angstgefühl kontrollieren lassen.“ Trotzdem hoffe sie natürlich, dass ihr Freund Ende März gesund wieder nach Hause zurückkehrt. Marc V., dessen Stelle als Zeitsoldat in zwei Jahren nach insgesamt zwölf Jahren Dienst ausläuft, würde der Bundeswehr gerne als Berufssoldat treu bleiben. Ob das klappt, ist allerdings noch ungewiss.
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