
© Lutz Hannemann
Landeshauptstadt: Diskussion über Brücke zur Freundschaftinsel
Die Förderbank ILB soll der Stadt eine neue Fußgängerbrücke bauen. Gegner fürchten Schaden für das Gartendenkmal
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Innenstadt - Kaum ist die Idee in der Welt, schon gibt es Kritik: Eine neue Fußgängerbrücke über die Neue Fahrt soll auf dem Weg über die Freundschaftsinsel eine direkte Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Berliner Vorstadt schaffen. Das haben die Stadtverordneten am Mittwochabend auf Antrag der Linken beschlossen, Bedenken von den Grünen und der CDU blieben ohne Chance. Die bei Touristen und Potsdamern beliebte Insel ist durch eine bestehende Fußgängerbrücke schon jetzt mit der nördlichen Innenstadt in Richtung Berliner Vorstadt verbunden.
Die neue Brücke soll nicht die Stadt, sondern die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) zahlen – diese will ab dem Herbst neben dem Hauptbahnhof ihr neues Hauptquartier errichten. Bei diesem Vorhaben sei die Stadt der ILB in vielen Belangen entgegengekommen, sagte der Stadtverordnete Ralf Jäkel (Linke). Auf seine Nachfrage habe die ILB-Spitze bereits signalisiert, dass sie sich die Übernahme des Brückenprojekts vorstellen könne. Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ist von der Idee angetan. Schon in zwei Wochen werde er mit der ILB über das Projekt sprechen und noch vor der Kommunalwahl ein Ergebnis verkünden, so Jakobs.
Bei der ILB ist man zwar gesprächsbereit, äußerte sich aber nicht zur Sache: „Wir möchten den Gesprächen mit dem Oberbürgermeister nicht vorgreifen“, sagte ILB-Sprecher Matthias Haensch den PNN. Ohnehin ist noch völlig unklar, wie viel die Fußgängerbrücke kosten könnte und wo sie die Neue Fahrt genau überqueren soll.
Bedenken kamen am Mittwochabend von Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke – für die als Flächendenkmal ausgewiesene Insel entstehe so eine Durchfahrt. Zudem müsste die Höhe der Brücke sehr hoch angesetzt werden, um den Schiffsverkehr auf der Neuen Fahrt nicht zu behindern. Ganz einfach ist ein Brückenbau tatsächlich nicht: Die Havel ist eine Bundeswasserstraße. „Eine neue Brücke müsste eine Durchfahrtshöhe von mindestens 4,50 Metern haben“, so Gerrit Riemer, Amtsleiterin des zuständigen Wasser- und Schiffahrtsamtes in Brandenburg/Havel. Zudem müsste die gesamte Breite des Gewässers überspannt werden, um die Schifffahrt nicht zu behindern. Pfeiler im Wasser kommen also nicht infrage.
Sandro Szilleweit von Die Andere sagte, schon jetzt werde die Insel stark genutzt – eine neue Brücke werde das noch verstärken. Das sieht auch Jörg Näthe vom Verein Freunde der Freundschaftsinsel so. Der ehemalige Inselgärtner ist besorgt, dass die Qualität des Gartendenkmals durch zusätzlichen Durchgangsverkehr leiden könnte. „Die Insel ist keine Allerweltsgrünanlage, sondern ein Schatz, um den Potsdam vielerorts beneidet wird“, so Näthe. Den gelte es zu schützen. Werde ein neuer Zugang über eine Brücke errichtet, sei absehbar, dass zu viele Menschen den Inselgarten durchquerten, so Näthe. Zudem müsste wegen der niedrigen Uferhöhe eine größere Rampe gebaut werden, um die Brücke zu erschließen.
Der jetzige Inselgärtner Toralf Götsch wollte den Beschluss als Mitarbeiter der Stadtverwaltung nicht bewerten, verwies jedoch auf eine gartenpflegerische Untersuchung aus dem Vorfeld der Bundesgartenschau 2001. Darin werde vor einer sogenannten Übererschließung gewarnt. Die empfindliche Anlage vertrage keinen Durchgangsverkehr.
Dagegen sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, es gehe lediglich um eine schmale Brücke für Fußgänger. „Hier soll keine Autobahn entstehen“, scherzte Scharfenberg. Den Pro-Brücken-Argumenten folgte letzlich eine Mehrheit der Stadtverordneten um Linke, FDP, Potsdamer Demokraten und Teilen der SPD-Fraktion, Anträge der Grünen und der CDU auf Überweisung des Antrags in die Fachausschüsse scheiterten. Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) sagte zu, sollte die ILB die Brücke tatsächlich bauen wollen, werde dies im Bauausschuss noch ausführlich diskutiert.
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