Landeshauptstadt: Doppelkreuz für Macher
In das 8,4 Millionen Euro teure Medienzentrum sollen Anfang 2009 Existenzgründer einziehen
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Babelsberg - Wo vor wenigen Tagen noch die schmucken Wagen der Filmproduzenten parkten, sollen in knapp anderthalb Jahren junge Computerspezialisten an Trickfilmen basteln oder Spiele für den Rechner programmieren: Gestern wurde in Babelsberg der Bau des neuen Medienzentrums gestartet. Zum Spaten griffen dabei Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU), Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Steffen Schramm, Chef der städtischen Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH (TGZP). Die TGZP wird das Medienzentrum bauen und betreiben.
Fertig sein soll der 8,4 Millionen Euro teure Bau direkt an der August-Bebel-Straße neben der Einfahrt zum Studio Babelsberg Ende kommenden Jahres. Anfang 2009 könnten die ersten Firmen einziehen, sagte Schramm. Die Nachfrage sei sehr groß, im Moment könne er 1000 Büro-Quadratmeter vermieten, die aber in der Medienstadt nicht vorhanden seien. Das soll sich mit dem Medienzentrum ändern: „Ich gehe davon aus, dass wir gleich am Anfang eine Auslastung von 50 Prozent haben werden“, so Schramm. Zielgruppe für das Medienzentrum, in dem auf 2700 Quadratmetern 105 Büros mit 220 Arbeitsplätzen untergebracht werden können, seien junge, kleine und innovative Firmen aus der Medien- und Kommunikationsbranche.
Entworfen hat den fünfgeschossigen, rund 16 Meter hohen Bau der Schweriner Architekt Roland Schulz. Äußerlich gleicht das Medienzentrum einem verformten Doppelkreuz – Schulz hat die Außenwände schräg angesetzt, das soll Aufbruchsstimmung signalisieren. Die Außengestaltung ist vorgegeben: Er soll eine terrakottafarbene Plattenfassade bekommen, die dann neben der silbernen Hülle des benachbarten FX.Centers prangt.
Die Stadt Potsdam wolle mit dem Medienzentrum, in das zwei Millionen Euro aus der Stadtkasse und 6,4 Millionen Euro Fördergelder des Wirtschaftsministeriums fließen, bewusst ein Zeichen für Existenzgründer und den Filmstandort Babelsberg setzen, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Er sei überzeugt, dass der Bau „in die Zeit passt und die Nachfrage da ist“. Geplant ist das Medienzentrum bereits seit mehr als fünf Jahren, doch offenbar schien das Konzept bisher nicht reif. Auch war die Geschichte des FX.Centers noch zu präsent: Das 104 Millionen Mark teure Filmhaus wurde mit 93 Millionen Mark vom Land Brandenburg und der Europäischen Union gefördert. Viel Geld floss in technische Ausstattung, die später kaum gebraucht wurde. Nun wird das FX.Center zumeist als Bürohaus genutzt. In das Medienzentrum, versicherte TGZP-Chef Schramm, werde keine teure Technik eingebaut – nur „passive Infrastruktur“, die die Mieter selbst nach Bedarf „füllen“ können. Minister Junghanns versicherte, das Zentrum werde „mit einem Höchstmaß an Wirtschaftlichkeit“ geführt werden. Über das Förderprogramm „Media Exist“ des Bundes sollen Existenzgründer-Firmen im Medienzentrum kostenlos beraten werden. Über drei Jahre stünden 500 000 Euro für ein Beraterteam zur Verfügung, sagte Jakobs.
Neben dem Startsignal für das Medienzentrum wurde gestern außerdem die Medieninitiative Babelsberg neu belebt. Zum neuen Chef des 1996 gegründeten Netzwerks wurde am Abend Ulrich Kling, ehemals Leiter des Studio- und Atelierbetriebs von Studio Babelsberg, gewählt. Die Initiative, an der sich auch die Großunternehmen der Medienstadt wie Studio Babelsberg, Grundy Ufa und der Rundfunk Berlin-Brandenburg beteiligen, wolle den Standort weiter fördern und kleine Firmen besser einbinden, so Kling. Schwerpunkt sei eine Verbesserung im technischen Bereich: „Wir müssen marktfähig sein.“S. Schicketanz
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