Landeshauptstadt: Doppelt benachteiligt
Behinderten-Forum über die Situation von Frauen
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Frauen mit Behinderungen erleiden laut einer aktuellen Studie erheblich häufiger Diskriminierung und Gewalt. Das 40. Potsdamer Forum für Menschen mit Behinderungen wird sich am heutigen Donnerstag daher erstmals des Themas „Frauen mit Behinderung in der Landeshauptstadt“ annehmen. Die Veranstaltung findet um 16 Uhr im Bürgerhaus am Schlaatz statt, auch Gebärdendolmetscher werden vor Ort sein.
Eine kürzlich vom Bundesfamilienministerium veröffentlichte Studie, für die 1 500 Frauen befragt wurden, ergab, dass jede zweite Frau mit Behinderung im Laufe ihres Lebens körperliche Gewalt erfährt, jede Dritte sexualisierte Gewalt – etwa doppelt so häufig wie Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. „Dies ist die erste repräsentative Studie zu dem Thema und die Zahlen sind erschreckend“, sagt Potsdams Behinderten-Beauftragter Christoph Richter. „Betroffene Frauen berichten oft, dass über ihren Kopf hinweg entschieden wird, etwa in Fragen von Arbeit, Wohnen, Assistenz, Pflege, Verhütung und Partnerschaft“, sagt Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick.
Um etwas daran zu ändern, hat der Verein Weibernetz e.V. 2009 begonnen, erstmals überhaupt in Deutschland Frauenbeauftragte in Behinderteneinrichtungen einzusetzen: 14 gibt es bislang bundesweit, jedoch keine davon in Berlin und Brandenburg. „Frauen mit Behinderungen wissen oft nichts von Hilfsangeboten oder können sie nicht erreichen“, sagt Projektleiterin Ricarda Kluge, die zusammen mit einer der Frauenbeauftragten auch am Forum teilnehmen wird: „Wir wollen die Brücke zu diesem Hilfenetz bauen.“
Richter wünscht sich auch für Potsdamer Behinderteneinrichtungen Frauenbeauftragte: „Es wäre gut, wenn zumindest alle großen Träger eine hätten.“ Laut Stadtverwaltung leben in Potsdam mehr als 2 000 Menschen in Behinderteneinrichtungen. „Die Einrichtungsleitungen waren anfangs sehr skeptisch“, so Kluge, „aber mittlerweile machen sie sogar Werbung damit, dass sie eine Frauenbeauftragte haben.“ Erik Wenk
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