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Nackter Verfall: Die Römischen Bäder sind eines der größten Sorgenkinder der Schlösserstiftung. Die Mauern zeigen tiefe Risse, der Putz bröckelt, das Ensemble droht in sich zusammenzufallen. Um es zu retten, braucht die Stiftung auch nach Auslaufen des Masterplans im Jahr 2017 Geld.

© Andreas Klaer

Schlösserstiftung: Dorgerloh fordert weitere 155 Millionen

Der Chef der Schlösserstiftung drängt auf die Fortsetzung des Masterplans, für die größten Sorgenkinder sei kein Geld mehr übrig. Und das, obwohl die Stiftung dank des Friedrich-Jahrs einen Besucherrekord zu verzeichnen hat.

Von Peer Straube

Stand:

Sanssouci - Die Schlösserstiftung bastelt bereits am Forderungspaket für einen zweiten Masterplan zur Rettung bedrohter Preußenschlösser. Nötig sei, dass die drei Stiftungsgeber Bund, Berlin und Brandenburg ab 2017 mindestens noch einmal 155 Millionen Euro bewilligen, sagte Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Freitag am Rande der Jahresbilanzpressekonferenz in Berlin den PNN. Dorgerloh nannte damit erstmals eine Größenordnung, über die die Stiftung ab 2015 verhandeln will.

Die Summe entspricht der des aktuellen Masterplans, der noch eine Laufzeit bis 2017 hat. Mit dem Geld werden ab diesem Jahr wie berichtet unter anderem die Schlösser Neues Palais und Babelsberg in Potsdam sowie Charlottenburg in Berlin in Teilen saniert. Die Arbeiten an den genannten Schlössern seien auch nach dem Ende des ersten Masterplans nicht abgeschlossen, erklärte Dorgerloh.

Vor allem aber benötigt die Stiftung Geld für ihre größten Sorgenkinder, für die im aktuellen Masterplan kein Geld mehr übrig ist – das Pfaueninsel-Schloss und die Römischen Bäder im Park Sanssouci. Für Letzteres werden allein 8,5 Millionen Euro gebraucht. Das Schloss ist so marode, dass sich die „Neue Zürcher Zeitung“ angesichts des „nackten Verfalls“ sogar zu der These verstieg, Potsdam vernachlässige sein Weltkulturerbe, während auf der anderen Seite genug Geld da sei, um das verloren gegangene Stadtschloss in der Stadtmitte wiederaufzubauen. Die Planungen für die Projekte sollen bis 2017 fertiggestellt werden, sodass danach saniert werden kann, sagte Dorgerloh. „Die Fortführung des Masterplans ist unabdingbar.“ Wenn der erste Topf ausgeschöpft ist, gebe es bei der Schlösserstiftung noch immer einen Investitionsbedarf von einer halben Milliarde Euro, sagte Dorgerloh.

Vom laufenden Masterplan hat die Stiftung bislang 45 Millionen Euo ausgegeben. 90 Prozent aller Planungen seien abgeschlossen, sagte der Generaldirektor. In diesem Jahr beginnen die Bauarbeiten an allen großen Schlössern. Um 17 bis 18 Millionen Euro wird das Baukonto dafür erleichtert. Lediglich am Schloss Cecilienhof startet die Hüllensanierung erst 2014. Eröffnet wird am 28. März der neue Besucherempfang im Südtorgebäude am Neuen Palais. Neben Ticketschaltern wird dort auch der Museumsshop und ein Café einziehen. Für knapp fünf Millionen Euro aus dem Masterplan-Topf wurde das Gebäude in den letzten Jahren saniert und umgebaut. Er sei sehr zuversichtlich, dass die 155 Millionen Euro wie geplant bis 2017 komplett ausgegeben sein werden, so Dorgerloh.

Dank des 300. Friedrich-Geburtstags und der großen „Friederisiko“-Ausstellung ist das vergangene Jahr das erfolgreichste in der Geschichte der Schlösserstiftung geworden. Neben den 300 000 Besuchern, die die Ausstellung ins Neue Palais gelockt hat, profitierten auch alle anderen Potsdamer Welterbeschlösser von dem Touristenboom. Insgesamt stiegen die Besucherzahlen in Potsdams Schlössern gegenüber 2011 um mehr als 220 000 – ein Plus von 22,2 Prozent (Zahlen für einzelne Schlösser siehe untenstehender Infokasten).

Das Zugpferd Friedrich II. hat der Stiftung im letzten Jahr außerdem Rekordeinnahmen beschert. 16,1 Millionen Euro hat die Stiftung selbst erwirtschaftet. Im Jahr 2011 waren es 700 000 Euro weniger. Das Spendenaufkommen stieg um fast drei Millionen Euro auf 13,4 Millionen Euro. Zusammen mit dem jährlichen Budget der drei Stiftungsgeber und sonstigen Zuwendungen hat die Schlösserstiftung 70,3 Millionen Euro und damit fast 4,5 Millionen Euro mehr eingenommen als im Vorjahr. Bei Gesamtausgaben von 69,9 Millionen Euro hat die Stiftung somit eine schwarze Null geschrieben.

Eine Ausstellung der „Friederisiko“- Größenordnung wird es erst wieder 2015 geben, wenn das 600. Jubiläum der Hohenzollern in der Mark Brandenburg gefeiert wird. In diesem Jahr werden kleinere Brötchen gebacken. Den 300. Todestag des ersten Preußenkönigs, Friedrich I., will die Stiftung unter anderem mit Veranstaltungen im Schloss Caputh begehen, zugleich wird der 300. Geburtstag des Schlosses Königs Wusterhausen sowie der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. gefeiert, der sich ebenfalls zum 300. Mal jährt. Zudem will die Stiftung zwei neue Bestandskataloge herausgeben, die sich mit friderizianischen Seiden sowie mit den Beständen der sogenannten Marstallsammlung, also Schlitten, Kutschen und Sänften, beschäftigen.

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