
© Projekt Jugend denkt Umwelt
Landeshauptstadt: Drehbücher sollen Delfine retten
Der Potsdamer Filmemacher Thomas Frick will mit Kurzfilmen das Umweltbewusstsein fördern
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Wenn Dieter Hallervordern als Kellner in vollendeter Manier einem Gast im Nobelrestaurant eine zusammengeknüllte Plastiktüte serviert, dann könnte man an Slapstick denken. In diesem Fall hat die Arbeit des Comedian einen ernsthaften Hintergrund: Schauspieler Detlev Buck wird gleich an dieser „verspeisten“ Tüte ersticken und eine Stimme aus dem Off daran erinnern, dass täglich Delfine und Schildkröten ein ähnliches Schicksal erleiden. Der im vornehmen Berliner Restaurant Marameto gedrehte Kurzfilm ist ein Produkt der Kampagne „jugend denkt um.welt“ und wird einem demnächst in Kino und Fernsehen begegnen.
An dem Projekt teilgenommen haben bisher etwa 100 Schüler aus mehreren europäischen Ländern, von Island bis Kroatien. Die Verzahnung eines wachsenden Umweltbewusstseins unter den Jugendlichen mit dem Interesse an neuen Medien habe sich als sehr produktiv erwiesen, sagt Thomas Frick, Filmemacher aus Potsdam, der zum Team gehört. Seine Aufgabe: Er besucht die teilnehmenden Schulen und zeigt den jungen Filmemachern, wie ein gutes Drehbuch geschrieben wird. „Protagonist, Konflikt, Problem, Problemlösung“, fasst Frick in vier Worten zusammen. 200 Drehbücher, nie länger als eine Seite, entstanden in den letzten drei Jahren; fünf wurden von einer professionellen Jury zur Umsetzung ausgewählt. Prominente Schauspieler wie Jessica Schwarz und Detlev Buck vor der Kamera, Schüler als Praktikanten am Set, Spaß gemacht habe es allen Beteiligten, so Frick, der Regie führt. Dennoch: „Es geht ja nicht nur darum, mal ein lustiges Filmchen zu drehen, sondern etwas im Bewusstsein zu verändern“. Der Filmdreh als Einstieg zum ökologischen Handeln – das wünscht er sich.
Es freut ihn, dass sich in mancher Gemeinde etwas verändert hat, die Schüler etwas ins Rollen gebracht haben. In einer Schule in Polen werde nun der Müll getrennt, was man dort bis dato so nicht kannte, im niedersächischen Iburg wurden der Schulbusverkehr optimiert und Fahrgemeinschaften gegründet. Wie differenziert man Umweltschutz betrachten kann, erlebte Frick in Island: die Jugendlichen verteidigten „ihren“ Walfang, zeigten aber andererseits, wie man alternative, natürliche Energiequellen, Geysire, in Island praktisch vor jeder Haustür, nutzen kann. Ein gemeinsamer Besuch aller Teilnehmer im Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung sei für alle beeindruckend gewesen, Institutsleiter Hans-Joachim Schellnhuber unterstützt die Initiative persönlich.
Nun ist die erste Staffel des Projekts unter prominenter Schirmherrschaft von Kanzlerin Angela Merkel abgedreht, und Frick ist wieder am Kofferpacken. Im Herbst geht es erneut auf Reisen, diesmal bis nach Übersee. Brasilien und Indien, China und Ägypten haben neben Ländern aus Europa ihre Teilnahme zugesagt. Oft sind es die Deutschen Schulen oder das Goethe-Institut vor Ort, das bei der Koordination hilft, so dass die Schüler gleichzeitig ein Sprachpraktikum absolvieren. Doch stets stünde die Umwelt im Vordergrund: auf die Themen in den neuen Ländern, besonders in Afrika, ist Frick schon gespannt. 25 Filme sollen insgesamt entstehen. Wenn es optimal läuft, würde er zur Nachhaltigkeit gern Startgeld für ökologische Projekte da lassen können, zumindest eine Videokamera zum Festhalten ihrer Arbeit. Ein Dok-Film über das gesamte Projekt soll entstehen, kombiniert mit einem Lehrbuch für den Schulunterricht. Wenn dann noch die neuen Filme nicht nur im Kino sondern auch mal auf dem Potsdamer Sehsüchte-Festival laufen würden, Thomas Frick würde sich freuen.
www.jugend-denkt-umwelt.de
www.frickfilm.de
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