Homepage: Drei mal dreißig Minuten Dr. Eckart Frantz wird Honoraprofessor der Uni
Vor dem Audimax parkt ein Rettungswagen. Prof.
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Vor dem Audimax parkt ein Rettungswagen. Prof. Eckart Frantz, Chefarzt der Inneren und Spezialist für Herz-Kreislauferkrankungen vom St. Josefs-Krankenhaus ist bereits im Hörsaal. Es geht darum, Leben zu retten. Diesmal aber nicht in einem akuten Fall, sondern Prof. Frantz treibt die Frage um, wie es den Ärzten gelingen könnte, Herz-Kreislauf-Risikopatienten vorbeugend zu helfen.
Der Ärztliche Direktor des Josefs-Krankenhauses sprach am Mittwoch an der Universität Potsdam über die Erfolgsaussichten der Empfehlung, den Lebensstil zu ändern, um Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen. Grund für seine Vorlesung war die Ernennung zum Honorarprofessor der Uni Potsdam. Dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem, was man landläufig als „Lebensstil“ bezeichnet, und Herz-Kreislauferkrankungen gibt, liegt für den Arzt auf der Hand. So sind es dann auch in den aktuellen Studien die üblichen Empfehlungen wie ausreichend körperliche Betätigung, gesunde Ernährung, Nicht-Rauchen und kein Alkoholmissbrauch, die vor jeder medikamentösen Intervention stehen sollten.
Zum Rauchen und Übergewicht haben sich nun auch Adipositas (Fettsucht) und Diabetes als Risikofaktoren hinzugesellt. Gerade die Erkenntnis, dass Diabetes eine Gefahr für Herz-Kreislauf darstellt, sei recht neu. Die anderen Empfehlungen haben sich zwar mittlerweile herumgesprochen, doch die Deutschen greifen nach wie vor eher zur Tablette, als ihren Lebensstil zu ändern. Den Lebensstil zu ändern sei meist ein schwieriges Unterfangen, hänge eine solche Änderung doch stark vom sozio-ökonomischen Status, dem Einkommen, der Bildung dem Familienstand, dem Job und der psychischen Verfassung ab. Hinzu komme, dass von Ärzten zu viel empfohlen werde, was die Patienten überfordere.
Grundsätzlich müsse man auch hinterfragen, was dies eigentlich sein soll, ein Lebensstil. Doch Frantz zeigte ein Foto aus den USA, das verdeutlichte was damit gemeint ist: Den Treppenaufgang zu einem Fitnesscenter säumen zwei Rolltreppen, die Besucher lassen sich von ihnen zum Training fahren, die Burger-Tüte in der Hand.
Mit einer anderen Fotostrecke belegt Frantz ein weiteres grundlegendes Problem. Wir sehen den ehemaligen Außenminister Joschka Fischer nach Diät und Marathon-Kur zum hageren Sportler gewandelt. Eine Bild drei Jahre später zeigt ihn wieder mit wohliger Fülle. Will sagen: nur ein ganz kleiner Prozentsatz von Menschen, die ihr Übergewicht losgeworden sind, können dies auch langfristig halten.
Prof. Frantz hat auch noch ein paar andere Bilder, etwa eine fülligen Winston Churchill, der mit Zigarre und Whiskey über 90 wurde. Oder eines der Sportwissenschaftler, an deren Institut er seit Jahren tätig ist, dass die Stellen im Bewegungsapparat eines Menschen zeigt, die durch Joggen direkt gefährdet werden. „Sport ist nicht nur gesund“, so seine Anmerkung. Nichtsdestotrotz bleiben unterm Strich aber die bekannten Faustregeln: Nicht mehr als 88 Zentimeter Taille bei Frauen (Männer 102 Zentimeter), Obst, Obst und Gemüse, allenfalls weißes Fleisch, kein rotes, fettarme Milchprodukte nur ein Viertelchen Wein, drei mal die Woche 30 Minuten körperlich belasten und so weiter. Das schütze Herz- und Kreislauf. Und Prof. Frantz empfiehlt, auf den Hund zu kommen: „Denn mit dem muss man täglich Gassi gehen.“
Für die Zunft der Ärzte hatte der Spezialist schließlich eine paar grundsätzliche Empfehlungen. Zum einen müsse man immer vom Individuum des Patienten ausgehen, nicht jeder ist gleich. Auch soll man nicht den gesamten Lebensstil sondern vielmehr einzelne Risikofaktoren ändern. „Prioritäten bilden, Ratschläge befolgbar machen und keine Tyrannei der Gesundheit“, fasste Frantz zusammen . Jan Kixmüller
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