Landeshauptstadt: Drei Tafeln Geschichte
Ortschronist fordert Einsatz für letztes Mauerstück
Stand:
Groß Glienicke - Der Groß Glienicker Kreis will jetzt mit einer Serie von Schautafeln die Entwicklung des Ortes dokumentieren. Dazu steht linkerhand im Gutspark, nur wenige Meter hinter dem Potsdamer Tor, die erste von wenigstens drei geplanten Tafeln. Hier kann man in kompakter Form die Geschichte des Ortes und die des Gutsparks nachlesen. „Wir wollen nicht nur unsere Gäste, sondern alle Groß Glienicker durch Informationen zum Nachdenken über den Ort anregen“, sagt Winfried Sträter vom Groß Glienicker Kreis im Gespräch. Er hat vor gut drei Jahren die Rolle des Ortschronisten übernommen. Ihm zur Seite stehen Dorothea Kleßmann und Stefan Weiß. Man wolle die Ortschronik nach altem DDR-Vorbild führen und tagebuchähnlich das gesamte Jahr dokumentieren, so Sträter.
Wichtig für die Entwicklung des Ortes sei auch die Wiedergewinnung des ehemaligen Mauerstreifens als öffentlicher Raum: Die Seeuferbereiche und der Gutspark müssten grundsätzlich für jedermann zugänglich sein.
Für die Schautafeln wurden drei Schwerpunkte festgelegt: Geschichte des Rittergutes, Geschichte der Grenze und die Siedlungsgeschichte. „Die Geschichte der Grenze ist bei vielen im Ort noch immer stark emotional besetzt, sagt der Chronist. Das liege an dem besonderen Schicksal des Ortes. Für Theodor Fontane war Groß Glienicke noch das kleine Dorf auf halbem Wege von Potsdam nach Spandau. Doch im Sommer 1945 richtete sich der Fokus der Weltgeschichte auf den Ort: Nach der Aufteilung Berlins in vier Sektoren übernahmen die Briten das Gatower Flugfeld und benötigten einen ungehinderten Zugang in sicherem Abstand zur damaligen sowjetischen Besatzungszone im Umland von Berlin. So musste Groß Glienicke über Nacht die Häfte seines Ortes und zugleich die Hälfte seines Sees an das britisch besetzte Kladow abgeben.
1952 wurden viele Groß Glienicker vom DDR-Staat als „unzuverlässig eingestuft und ausgesiedelt, ab August 1961 dann die Grenzanlagen in bekannter Weise befestigt und undurchdringlich. „Diese Entwicklung in Groß Glienicke ist kaum vergleichbar mit anderen Orten in der DDR entlang der Grenze, sagt Sträter. Diesem Kapitel wolle man sich in besonderer Weise nähern. „Wir werden die Schatten der Mauerzeit durch Information präzise festhalten und zugleich durch eine Neugestaltung des Gutspark überwinden helfen, sagt er. Daher sollte sich Potsdam jetzt für eine Bewahrung des letzten Mauerstücks mit Zaunanlagen im Gutspark Groß Glienicke einsetzen. Bei der Gestaltung des Parks sollen Ideen des Oberhofmeisters Jürgen von Ribbeck aus dem 16. Jahrhundert wieder zu erkennen sein und auch seine Umgestaltung zum Landschaftspark vor etwa 150 Jahren, so Sträter. Gutzeit
Gutzeit
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: