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Von Kay Grimmer: Drei, zwei, eins – Kuss!

Deutschlandweiter Weltrekordversuch im Küssen – 62 Paare busseln in Potsdam

Stand:

„Was? Zehn Sekunden küssen? Nee, das geht nicht, das ist ja meine Tochter“, sagt ein Mann am Eingang des Kinosaals 7 im UCI-Filmtheater. „Wir kommen wieder, wenn’s vorbei ist“. Spricht’s und flieht mit seinem jugendlichen Kind. Er gehört zur Minderheit am gestrigen Sonntagabend im UCI Kino in den Bahnhofspassagen. Die meisten der 172 Gäste im Kinosaal 7 sind gekommen, um am Guinness-Weltrekordversuch teilzunehmen: 7000 Paare sollten sich deutschlandweit zehn Sekunden küssen, in 128 Kinos im ganzen Land wurde anlässlich des Weltkinotags aufgerufen, um 18 Uhr fest die Lippen aufeinander zu drücken.

Viele der Pärchen üben schon vor der eigentlichen Zeit fleißig in den Kinosesseln. „So ein Weltrekord klingt doch toll, deshalb wollten wir auch dabei sein“, sagt Kristoffer Schulz, der mit Freundin Samantha Klein extra für die Guinness-Aktion aus Ketzin ins Potsdamer Bahnhofskino gekommen war. Als Belohnung gibt es für alle Teilnehmer eine offizielle Urkunde von Guinness – wenn denn der Rekord geknackt wird. Die bisherige Marke liegt bei 6890 Paaren, die sich am 1. September 2007 nach dem Aufruf eines Radiosenders in Tuzla, Bosnien-Herzegowina, gleichzeitig küssten.

Die Korrektheit der Anzahl der küssenden Pärchen in Potsdam prüft ein „unabhängiger Beobachter“ – Pflicht bei allen Guinness-Weltrekordversuchen. „Lieber würde ich ja teilnehmen“, gesteht Michael Werner, der über einen Mitarbeiter des Kinos zum Beobachter-Job gekommen ist. Schnell zählen heißt die Devise. Zu Hilfe kommt da die Aufforderung der Koordinatorin im Potsdamer UCI-Kino, Yvonne Lorenz-Sokoll. „Am besten stehen alle auf, die sich küssen wollen“, ruft sie in den Saal. Dutzende Pärchen erheben sich aus den Sesseln. Nur wenige bleiben sitzen – die wohl vor allem wegen des Films – „Fame “ – gekommen sind. Anlässlich der Aktion und des Weltkinotags wird der Tanzfilm, basierend auf dem legendären Musical, exklusiv zwei Monate vor Kinostart gezeigt.

Dann ist es eine Minute vor 18 Uhr. „Mein Puls rast, geht es euch auch so“, fragt Yvonne Lorenz-Sokoll in den fast vollbesetzten Saal. Zustimmendes Gemurmel – viele sind schon in den Augen der oder des Liebsten versunken. Wie zum Jahreswechsel wird heruntergezählt: drei, zwei eins – Kuss!

Totenstille. Nur Beobachter Michael Werner wuselt durch den Saal und zählt die im doppelten Wortsinn Sitzengebliebenen. Yvonne Lorenz-Sokoll tönt durch den Saal: „Durchhalten!“ Kein Problem für die meisten, die auch nach den zehn Sekunden nur schwer voneinander lassen wollen. Während der Film „Fame“ anläuft, wird erst einmal in Potsdam gerechnet: Michael Werner hat 48 gezählt, die nicht am Weltrekordversuch teilgenommen haben: Das heißt 124 küssende Menschen, 62 Paare. „Eine gute Zahl für Potsdam“, befindet Yvonne Lorenz-Sokoll. Doch je mehr teilnehmende Kinos ihre Zahlen durchgeben, desto deutlicher wird es: Der Weltrekord von Tuzla wird nicht gebrochen. „Zwar gab es Kinos, bei denen 300 Paare und mehr dabei waren“, sagt Yvonne Lorenz-Sokoll, aber wir hatten auch Filmtheater mit nur sechs verkauften Karten, also drei Paaren. Doch eins sei klar, sagt ein anderer UCI-Mitarbeiter: „Potsdam küsst gut.“

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