zum Hauptinhalt
Klappe. Der 3D-Film Topper gibt nicht auf wurde im vergangenen Jahr an der Potsdamer Filmhochschule HFF produziert.

© Promo

Von Richard Rabensaat: Dreidimensionales Kino wird Kunst

Das Symposium „Insight Out“ an der Filmhochschule HFF dreht sich auch in diesem Jahr um 3D-Filme

Stand:

„In 20 Jahren wird der zweidimensionale Film nur noch Historie sein“, vermutet Martin Hagemann. Er sprach bei einer Diskussion zum Symposium „Insight Out“, das bis heute noch an der Potsdamer Filmhochschule HFF stattfindet. Der Filmproduzent Hagemann hat gerade den 3D-Science-Ficition-Film „Creeping Zero“ entwickelt und finanziert. „Der Film spielt in der nahen Zukunft und handelt von einer zweigeteilten Welt“, erklärte er etwas kryptisch. Mehr wollte er noch nicht verraten, schließlich soll die Spannung noch bis zur Premiere halten.

Das diesjährige „Insight Out“-Symposium steht wie im Vorjahr ganz im Zeichen des 3D-Cinemas. 2005 gegründet findet das Festival bereits zum siebten Mal statt. Obwohl es sich immer noch als „Europas führender Trainings-Kurs für Digitales Kino“ empfiehlt, hat sich der Fokus in den vergangenen Jahren deutlich verlagert. „Das digitale Kino hat sich mit Riesenschritten durchgesetzt. Jetzt geht es um neue Inhalte und um 3D“, erklärte Programmdirektor Martin Steyer. Im 3D-Bereich gebe es derzeit eine Entwicklung, die der Einführung des digitalisierten Films vergleichbar sei. Eine sich sehr rasch entwickelnde Technik eröffne immer neue Möglichkeiten und damit auch immer neue Arbeitsfelder für die Filmstudenten an der Hochschule. „Jeden Film drehen wir mit neuen Geräten, so schnell verändert sich die Technik“, erklärte Francois Garnier. Als 3D-Artist hatte er bei dem Wim Wenders-Film „Pina“ seine mittlerweile langjährige Erfahrung im dreidimensionalen Film eingebracht.

Das Symposium setzt nun alles daran, nicht nur Studenten, sondern interessierten Filmemachern aus der ganzen Welt den „state of the art“ bei der 3D-Filmproduktion zu vermitteln. Insgesamt aus 27 Ländern sind Teilnehmer angereist, nur ein Drittel von ihnen stammt aus Deutschland. Besuche bei entsprechenden Produktionsstudios in Berlin, Vorträge von Filmschaffenden aus allen Bereichen der Filmproduktion und Workshops bieten ein detailliertes Bild der aktuellen Produktionsszene.

Ungewöhnlich und innovativ sollen die Filmemacher sein, die ihr Wissen bei dem Festival vermitteln, betonte Steyer. Dem entspricht der Kameramann Keith Partridge aus England. Mit Filmaufnahmen von der Höhe der Eiger Nordwand aufgenommen, aus der Arktis oder aus den Höhlen Neu Guinea, die er für die BBC gedreht hat, erweiterte der Extremfilmer nicht nur das Spektrum des Dokumentarfilms, sondern gewann auch zahlreiche Preise.

„Auch im Dokumentarfilmbereich wird es immer mehr 3D geben“, prognostiziert Francois Garnier. Als Pina Bausch während der Dreharbeiten zu der Dokumentation gestorben sei, sei nicht sicher gewesen, ob der Film beendet werden solle. Schließlich aber hätte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass man dem Vermächtnis der herausragenden Choreografin am besten gerecht würde, wenn die Dreharbeiten in ihrem Geist fortgesetzt würden. Ein Jahrzehnt lang habe sich Wim Wenders mit den Gedanken an ein Filmprojekt über die Tänzerin getragen. Erst mit den erweiterten Möglichkeiten von 3D habe er einen Ansatz gesehen, dem Bühnengeschehen gerecht zu werden. Der eindrucksvolle Film macht nun deutlich, dass raumgreifendes Kino nicht nur Spektakel sein muss, sondern auch ein Weg sein kann, anders nicht Abbildbares im Kunstfilmbereich darzustellen.

Dennoch stellt die Technik Kameramänner beim 3D-Film auch gegenwärtig noch vor erhebliche Anforderungen. Seine ersten 3D-Kameras beschreibt Garnier mit den Worten: „Sie sahen aus wie ein Kühlschrank“. Völlig gewandelt hat sich das äußere Erscheinungsbild des Arbeitsgerätes immer noch nicht. Weil ein Bild mit zwei Linsen aufgenommen und dann wieder zum Film vereint wird, sind sie erheblich größer als gewöhnliche Kameras. Dennoch ist das Licht des Films schwächer. Um das Filmerlebnis stereoskopisch wahrzunehmen, ist immer noch eine entsprechende Brille erforderlich. Das seien Mängel, die künftig behoben würden, so Hagemann. Die Industrie arbeite mit Hochdruck an entsprechender Technik für den Film, aber auch für das Fernsehen.

Um der Entwicklung gerecht zu werden, hat die HFF bereits mehrere 3D-Projekte fertig gestellt. Sie reichen von „Topper gibt nicht auf“ (2010), dem ersten 3D-Film, der an einer Hochschule gedreht wurde bis zu „Flamingo“, einem Animationsfilm über einen heterosexuellen Flamingo unter schwulen Artgenossen, der sich fatalerweise auch noch in eine Störchin verliebt. Damit den insgesamt bisher fünf 3D-Filmen weitere folgen, legt die HFF auch bei der Ausbildung einen entsprechenden Schwerpunkt. „Unser neuer Film dreht sich um Schrauben“, verrät Hagemann über sein aktuelles Projekt, das Studenten der HFF derzeit voran treiben. Es geht um die Herstellung von Schiffsschrauben an der Müritz.

Richard Rabensaat

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })