Landeshauptstadt: Drohungen und Unsicherheit
111 Potsdamer Telekom-Mitarbeiter im Streik
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Drewitz – Der Telekom-Streik hat Potsdam erreicht. 111 Angestellte des Telekommunikationsunternehmens meldeten sich gestern bis 13 Uhr im ver.di-„Streiklokal“ in der Konrad-Wolf-Allee, sagte Gewerkschaftssekretär Axel Kronbügel den PNN. Er rechne aber damit, dass sich etliche Potsdamer auch in Berlin gemeldet haben. Insgesamt 1500 Telekom-Mitarbeiter traten gestern in Berlin und Brandenburg in Streik, so Mike Döding, der ver.di-Landesfachbereichsleiter, gegenüber den PNN. Anlass ist die geplante Ausgliederung von bundesweit 50 000 Telekom-Mitarbeitern. Sie sollen ab Juli 2007 länger und für weniger Lohn arbeiten.
Die Arbeitsniederlegung betrifft die Bereiche Kundenservice und Infrastruktur und gelte „open end und ununterbrochen“, erklärte Döding, der das Streikgeschehen von Berlin aus koordiniert. „Die Techniker werden nicht losfahren“, sollte es zu Reparaturfällen kommen, so der Gewerkschafter.
Im „Streiklokal“ war die Stimmung gestern Vormittag angespannt. Fast nur Frauen sind es, die dort ihre „Streikformulare“ ausfüllen. Damit stellen sie sicher, dass sie den Verdienstausfall von der Gewerkschaft ersetzt bekommen.
Für Verunsicherung sorgen allerdings die Gerüchte um „Streikbrecherprämien“ von der Telekom. Die habe es auch in Potsdam gegeben, bestätigt Kronbügel. 50 bis 100 Euro seien den Mitarbeitern angeboten worden. „Das sind leitende Angestellte, die versuchen, das Unternehmen mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten“, glaubt der Gewerkschafter. Eine der anwesenden Frauen berichtet von der Drohung ihres Vorgesetzten: Wenn sie streike, könne sie bei der geplanten Ausgliederung ihren Job verlieren, so die Frau. Streik als Kündigungsgrund? „Streik ist ein rechtlich geschützter Raum“, setzt Kronbügel dagegen.
Sie verzichte bereits seit dem vergangenen Jahr auf Weihnachts- und Urlaubsgeld, erzählt eine andere Angestellte aus dem Telekom-Call-Center in der Behlertstraße. Diese Kürzungen seien mit dem Versprechen verbunden gewesen, Arbeitsplätze zu halten.
Nicht gegen die Ausgliederung, sondern gegen die geplanten neuen Konditionen wolle sie sich mit dem Streik wehren, sagt ihre Kollegin, die seit 14 Jahren bei der Telekom arbeitet. Mit längeren Arbeitszeiten und dem geringeren Lohn komme sie „bis knapp auf die Hälfte runter“: „Das ist ganz schön hart.“ J. Haase
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