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WEIMERS Woche: Du roter Adler

Wolfram Weimer macht in der Staatskanzlei sieben Beobachtungen

Stand:

In dieser Woche war ich in der Heinrich-Mann-Allee 107. Staatskanzlei, Festsaal. Jörg Schönbohm bekommt den Verdienstorden des Landes Brandenburg. Die politische Spitze des Landes ist versammelt. Gelegenheit für sieben Beobachtungen.

Erstens (draußen) sind die Polizisten freundlich. Ja doch, f r e u n d l i c h. Sie lassen mir sogar einen kleinen Regelverstoß auf dem Weg zum Parkplatz durchgehen. Was wäre das Autofahrerleben so schön, wenn der Innenminister alle Tage einen Orden bekäme.

Zweitens (drinnen) sind auch die Politiker aufgeräumt. Vor allem mit Schönbohm. Der entschwindet Schritt für Schritt den Niederungen des politischen Kampfes und genießt zusehends milden Respekt. Da ihn nun keiner mehr angreifen will, schlüpft er in die Rolle eines brandenburgischen Alterspräsidenten. „Verdienstorden? Verdient!“, murmeln selbst Sozialdemokraten.

Drittens ist kaum jemand von der CDU da. Seltsam einerseits. Andererseits ist die Post-Schönbohm-CDU in Brandenburg ein blutender Torso im Erbfolgekrieg.

Viertens muss der vor-erste CDU-Erbfolger Ullrich Junghanns seine Position – das weiß er – nicht nur gegen Sven Petke sondern zusehends auch – weiß er das? – gegen Johanna Wanka verteidigen.

Fünftens heißt der erste Landesintellektuelle der Mark immer noch Günter de Bruyn. Der Hochbetagte hält eine märkische Lobrede, deren Nebensatzkonstruktionen so virtuos daherkommen wie Fassadenornamente am Schloss Sanssouci.

Sechstens kann man an Matthias Platzeck selbst auf einer rituellen Ordensverleihung studieren, was Kurt Beck so sehr fehlt: Charme.

Und siebtens ist unsere Landeshymne „Märkische Höhen“ nicht gerade ein Gassenhauer. „Steige hoch, du roter Adler“, singt nur einer aus vollem Herzen – ein echter Märker, der letzte Preuße: Jörg Schönbohm.

Wolfram Weimer

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