zum Hauptinhalt

ATLAS: Dunkle Seite

Das „Edikt von Potsdam“ feiert seit Jahren Renaissance – nicht zuletzt dank des stadtweit engagierten Vereins für ein weltoffenes Potsdam, der das „Toleranzedikt“ stolz im Namen trägt. Aber die Toleranz-Medaille, die man so gern ans Revers des Großen Kurfürsten und in die eigenen Geschichtsbücher klebt, hat auch eine dunkle Seite: Auf Betreiben des gleichen Herrschers segelten brandenburgische Fregatten nach Afrika, wurden Menschen versklavt und in die Karibik verschifft, wo sie die Kassen erst richtig klingeln ließen.

Stand:

Das „Edikt von Potsdam“ feiert seit Jahren Renaissance – nicht zuletzt dank des stadtweit engagierten Vereins für ein weltoffenes Potsdam, der das „Toleranzedikt“ stolz im Namen trägt. Aber die Toleranz-Medaille, die man so gern ans Revers des Großen Kurfürsten und in die eigenen Geschichtsbücher klebt, hat auch eine dunkle Seite: Auf Betreiben des gleichen Herrschers segelten brandenburgische Fregatten nach Afrika, wurden Menschen versklavt und in die Karibik verschifft, wo sie die Kassen erst richtig klingeln ließen. Ja, Brandenburg hat eine Kolonialgeschichte. Aber um davon zu erfahren, muss es der Zufall schon gnädig meinen – vielleicht bei einer Reise nach Ghana, wo die Ruinen von Groß Friedrichsburg stehen, oder beim Besuch im Deutschen Technikmuseum in Berlin, wo man unversehens über den Nachbau eines märkischen Sklavenschiffs stolpert. In der Schule war davon nie die Rede. Und auch in der Dauerausstellung zur Landesgeschichte im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte ist das Thema ausgespart. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dass die Lücke erst im achten Jahr der Ausstellung auffällt, sagt schon viel über die öffentliche Bedeutung des Themas. Höchste Zeit, dass sich etwas ändert.Seite 10

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })