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Landeshauptstadt: Durch den Hals wie eine Säge Buch „Potsdam und

der Wein“ erschienen

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Dem Wein in Potsdam fühlt sich Lutz Prüfer verpflichtet. Nicht nur als Genießer. Dass der königliche Weinkeller im Schloss Sanssouci seit November 2004 wieder besichtigt werden kann, ist zum Teil sein Verdienst. Zusammen mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich Prüfer die Kosten für die Sanierung der seit 140 Jahren brach liegenden drei Kellerräume geteilt. Nun ist in der Reihe Schriften zur Weingeschichte ein Heft aus Prüfers Feder erschienen. „Potsdam und der Wein“, so der schlichte Titel.

Bei seinem ersten Besuch in Potsdam im November 1989 zog es Prüfer in den Park von Sanssouci. Vor dem Schloss stehend, blickte er auf die Weinbergterrassen und fragte sich, ob Friedrich der Große „direkt an seinem Schloss Wein anbaute, um seinen eigenen Wein zu erzeugen“. Seine Frage nach dem Wein auf den Terrassen vor Schloss Sanssouci hat Prüfer dahin geführt, sich allgemein mit der Geschichte des Weinbaus in der Mark Brandenburg und Potsdam zu beschäftigen. Auf 30 Seiten und einem Mittelteil mit einigen farbigen Abbildungen gibt Prüfer in „Potsdam und der Wein“ einen kurzen, aber gehaltvollen Einblick in diese Geschichte.

Die Zisterziensermönche hatten schon 12. Jahrhundert Wein in der Mark Brandenburg gepflanzt. Neben der Eigenversorgung gewann Wein aus der Mark auch zunehmend an Bedeutung als Tausch- und Zahlungsmittel. Mit Weinbauern aus Franken und der Rheingegend kam das Wissen um die hohe Kunst der Rebenaufzucht nach Brandenburg, wurden neben den klösterlichen auch fürstliche Weinberge angelegt. Die erste „Weinmeisterordnung“ trat 1578 in Kraft. Allein mit dieser Weinmeisterordnung und einer Ergänzung aus dem Jahr 1598 setzt sich Prüfer auf sieben Seiten detailliert auseinander. Friedrich der Große war 1781 gezwungen, erneut eine „Wein-Meister-Ordnung“ zu erlassen, weil auf einigen Weinbergen um Potsdam der Schlendrian Einzug gehalten hatte und auch von Weinpanscherei die Rede war.

Bis in das Jahr 1921 reicht Prüfers historische Weinreise, wo er einen Aktenvermerk aus dem Geheimen Staatsarchiv zitiert, in dem es heißt, dass die als Weinkeller genutzten Räume in Zukunft anderweitig vermietet werden sollen. So endete der königliche Weinanbau in Brandenburg. Bis besagter Keller im November 2004 nach aufwändiger Sanierung wieder eröffnet wurde.

Und wie schmeckte er nun den Zeitgenossen, der Wein aus Potsdam und Umgebung? Neben viel Lob ist auch das zu lesen: In Paul Hellers Abhandlung über „Ein ehemals bedeutendes Weinbaugebiet: die Mark Brandenburg“ heißt es, „märkischer Wein geht durch den Hals wie eine Säge“. Vielleicht ein Grund, warum Friedrich der Große die Trauben auf den Terrassen von Sanssouci nicht zu Wein verarbeiten ließ, sondern als Tafeltrauben bei Tische anbot. Dirk Becker

„Potsdam und der Wein“ von Lutz H. Prüfer ist in der Reihe Schriften zur Weingeschichte der Gesellschaft für Geschichte des Weines erschienen und kann für 7 Euro bestellt werden unter: www.geschichte-des-weines.de

Dirk Becker

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