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Gründerzeit: Warum BWL-Absolvent Michael Henschke an der FH Potsdam Nachhilfe in Marktrecherche bekam

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Gründerzeit: Warum BWL-Absolvent Michael Henschke an der FH Potsdam Nachhilfe in Marktrecherche bekam Von Marion Hartig So weit wie der Mann, der den Dübel erfunden hat, wird er es kaum bringen. Der phantasievolle Professor Namens Fischer hat bei mehr als 5000 Schutzrechtsanmeldungen seine Finger im Spiel. Aber Michael Henschke, der im Februar seinen FH-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht hat, ist ein Mann mit Ideen, der weiß wohin er will – auf den Chefsessel einer selbst gegründeten Firma nämlich, einer Firma, die ein Produkt herstellt, das seinem „Thinktank“ entsprungen ist. Mit schreibbereitem Kugelschreiber sitzt der Absolvent in den hinteren Reihen eines FH-Seminarraums und macht sich auf einem kopierten Skript mit dem Titel „Geschäftsideen aus Markt- und Patentrecherchen?“ Notizen. Konzentriert, mit einem Blick, der nach wichtigen Kontaktpersonen Ausschau hält, sieht er sich um. In seiner Tasche warten neongelbe, selbst gemachte Visitenkarten auf Abnehmer. „Wie wird sich die Technik in dem für mich relevanten Gebiet entwickeln“, fragt Referent Siegfried Helling, Mitarbeiter der Technologiestiftung Innovationsagentur Berlin, in den Raum. Über 30 Studenten hören ihm zu, mehr als die Hälfte sind Teilnehmer einer Fortbildung. Organisiert hat die Vorlesung BEGIN, die vier Buchstaben stehen für Brandenburger Existenzgründer im Netzwerk (siehe Kasten). Seite für Seite projiziert der Dozent mit seinem Laptop an die Wand: Tipps zur Suche nach Geschäftsideen im Internet, nützliche Web-Adressen, Bilder von innovativen Wasserfahrradvariationen, Grafiken, die Deutschland im Jahr 2000 mit 110 000 Patentanmeldungen auszeichnen. Und Seite für Seite kommt der junge Mann in den hinteren Reihen seinen beruflichen Visionen näher. Er befindet sich noch in der Orientierungsphase, erzählt Michael Henschke reserviert, später dann taut er etwas auf. Zeit lassen will er sich mit seinem Unternehmen, nichts überstürzen, überprüfen, ob seine Innovation, „ein nützlicher Gebrauchsgegenstand für ein kleines Geld“, marktfähig ist. Die Chancen stehen nicht schlecht, Banken sind interessiert, haben ihm Anschubfinanzierungen zugesagt. Aber er will auf Nummer sicher gehen, sich noch weiter informieren, über Zuschüsse in Brandenburg und Berlin, Joint Venture und Business Angels. Vielleicht sucht er sich Partner. In Kürze soll die Sache konkret werden, Ostern 2004 dann, geht „es“ – wenn alles klappt – über den Verkaufstresen. 80 Millionen potenzielle Marktabnehmer hat der deutsche Markt insgesamt zu bieten, für 39,4 Millionen ist sein Produkt interessant, ergab seine vorausschauende Marktanalyse. Seine Zielgruppe sind Brillenträger. Endlich lüftet er das Geheimnis. Einen Halter für die Sehhilfen hat er sich ausgedacht. Ein Bild des Produktes ist schon vorhanden: Anschauung ist wichtig, und Werbung. Vielleicht findet er durch das Veröffentlichen seiner Innovation einen Sponsoren. Die Idee des Brillenhalters kam ihm vor zwei Jahren. Während seines Studiums legte er sie auf Eis. Wahrlich, die wirtschaftliche Lage sieht nicht besonders gut aus. In einer Rezession kommt man aber besser an Geld, denkt Henschke positiv. Und: „Wer Erfolg haben will, muss Optimist sein, muss einmal mehr aufstehen als er hinfällt“. Damit er sich nicht allzu oft aufrappeln muss, sondern gar nicht erst hinfällt, sorgt der BWL-Absolvent vor. Kaum einen Informationsvortrag den er verpasst, kaum eine BEGIN-Veranstaltung, bei der er nicht im Publikum sitzt. Selbst „Existenzgründungen für Frauen“ hat er sich, als einziger Mann, angetan. Um Geheimrezepte zu erhaschen. Doch die gibt es nicht, das hat er inzwischen festgestellt. Nach den Gründer-Vorträgen ist nicht Einpacken und Nach-Hause-gehen angesagt, sondern Gespräche suchen und Netzwerke knüpfen. Das ist auch heute so. Endlich kommen seine gelben Adresskarten zum Einsatz. Und als der Referent sein Laptop zuklappt, eilt der Erfinder des extravaganten Brillenhalters mit vielen offenen Fragen im Hinterkopf zum Rednerpult.

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