Landeshauptstadt: Edle Tropfen der Tafelrunde
Weinkeller des Schlosses Sanssouci kann ab Dezember auf Voranmeldung besichtigt werden
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Weinkeller des Schlosses Sanssouci kann ab Dezember auf Voranmeldung besichtigt werden Von Erhart Hohenstein Sanssouci - Ab Dezember dürfen Besucher des Schlosses Sanssouci erstmals wieder in den Weinkeller hinabsteigen – allerdings nur nach Voranmeldung. 140 Jahre lag der Keller im Dornröschenschlaf, nun wurde er von dem aus München gekommenen und jetzt in Potsdam tätigen Patentanwalt Lutz Prüfer und seiner Ehefrau Christine wachgeküsst. Sie finanzierten die siebenmonatige Restaurierung unter Leitung des Denkmalpflegers Klaus Dorst und des Bauleiters Demir Arslantepe. Und vor allem: Sie füllten das dreistöckige eiserne Flaschenregal wieder mit jenen edlen Sorten, wie sie in der Tafelrunde Friedrichs des Großen und später am Hof Friedrich Wilhelms IV. getrunken wurden. Die Prüfers ermittelten, dass die Weine von Rhein, Mosel und Saar, aus Frankreich, Ungarn und sogar Südafrika kamen. Sie fuhren ins einstige österreichisch-ungarische Krongut, wo der Tokayer gekeltert wird, und fragten sogar im uralten, 1980 wiederbelebten Klein Constantia in Südafrika nach König Friedrichs Lieblingswein. Prompt schickten die neuen Eigentümer des Weingutes davon per Luftfracht 36 Flaschen. Nur Weine aus den früheren preußischen Domänen im Rheingau, die unter Friedrich Wilhelm IV. auf der Tafel dominierten, fehlen noch im Regal. Die heutigen Staatsgüter zeigten sich zugeknöpft. Gestern hatten das Ehepaar Prüfer und Hartmut Dorgerloh als Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zur Besichtigung des Weinkellers eingeladen. Er besteht aus Flaschenlager, Gläserkeller und Kellermeisterstube. Sogar einige Ausstattungsgegenstände aus der Zeit um 1840 haben sich erhalten, darunter der originale Gläserschrank. Klaus Dorst wusste auf dem Gang durch den Keller manche Anekdote zu erzählen. So wurde der Durchgang zur ebenfalls hier unten untergebrachten Konditorstube geschlossen, weil immer wieder Wein verschwand, denn Backen macht Durst. Der Kellermeister nahm fortan die Bestellungen für die königliche Tafel nur noch durch eine Klappe in der verschlossen Tür an und hatte die Auftragszettel täglich abzurechnen. Klaus Dorst gab aber auch einen Überblick über die Baugeschichte des Weinkellers. Er war bereits unter Friedrich II. unter dem östlichen Seitenflügel, damals ein schlichter einstöckiger Fachwerkbau angelegt worden. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde dieser Flügel aufgestockt und nahm die Küche für das Schloss auf. Wein von den Sanssouci-Terrassen, der nur als Tafelobst diente, oder anderswo aus Potsdam und Umgebung wurde in dem Keller übrigens nicht gelagert, obwohl beide Könige einen guten Tropfen aus der Mark nicht verschmähten. Auf der Rechnung für eine Tafelgesellschaft Friedrich Wilhelms IV. ist sogar Kirschwein aus Werder aufgeführt. Auch solche Details hat Klaus Dorst in seine Ausstellung aufgenommen, die im Vorraum des Kellers zu sehen ist. Laut Prüfer soll in Potsdam Wein von guter Qualität gekeltert worden sein, so aus den Lagen am Pfingstberg und oberhalb der Maulbeerallee. Er würde sich freuen, könnten einige der Weingärten wiederbelebt werden. Dorgerloh stellte dafür den Winzerberg an der Schopenhauerstraße in Aussicht. Hier laufen zurzeit Untersuchungen für eine Sanierung. Anmeldungen für Sonderführungen in kleinen Gruppen unter Tel.: (0331) 96 94 31 56.
Erhart Hohenstein
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