Von Jan Brunzlow: Ehrl fordert CDU-Kreischefin Reiche heraus
Potsdamer Unternehmer Andreas Ehrl möchte neuer Kreisvorsitzender der CDU werden
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Potsdams CDU-Chefin Katherina Reiche muss um ihre Wiederwahl bangen. Bei der anstehenden Wahl am Freitag wird die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium mindestens einen Gegenkandidaten haben: Der 45-jährige Unternehmer Andreas Ehrl hat am gestrigen Mittwoch seine Kandidatur für das Amt des Kreisvorsitzenden angekündigt. Ehrl, früherer Berliner Weltklasse-Wasserballer, ist Inhaber mehrerer Autohäuser und Kreisvorsitzender der CDU-nahen Mittelstandsvereinigung Brandenburg. Zu seiner überraschenden Kandidatur sagte er: „Wir brauchen weniger Berufspolitiker und mehr Menschen, die nicht von der Politik, sondern für die Politik leben.“
Reiche, einst als potenzielle Familienministerin im Schattenkabinett von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber, hatte im Sommer 2008 den Kreisvorsitz von Wieland Niekisch übernommen und wurde im Herbst 2009 – ohne Gegenkandidaten – mit 64 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Am morgigen Freitag will sich Reiche erneut zur Wahl stellen. „Zur Demokratie gehört der Wettbewerb“, sagte sie zur Kandidatur Ehrls. Für die Wahl eines neuen Kreisvorstandes sei in den vergangenen Wochen „im Zusammenwirken mit allen Ortsverbänden und Vereinigungen“ eine Konsensliste erarbeitet worden. „Damit wird der Wille zur Geschlossenheit des Kreisverbandes deutlich“, so Reiche. Ehrl habe daran anfangs mitgewirkt. Eine Kandidatur unabhängig davon sei jedoch „gutes Recht und selbstverständlich statthaft“, so Reiche.
Die Bundespolitikerin mit Wohnort Luckenwalde galt als Hoffnung der zerstrittenen Potsdamer CDU, die Parteiflügel zu einen. Ob dies gelungen ist, wird innerhalb der CDU unterschiedlich bewertet. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Potsdamer Rathaus, Michael Schröder, erklärte am Mittwoch: „Die Zusammenarbeit zwischen Kreisvorstand und Fraktion funktioniert nicht optimal.“ Er erwarte „mehr Interesse von Katherina Reiche an der Fraktionsarbeit, wir werden mit den Problemen manchmal alleingelassen“.
Auch Ehrl als Kandidat für den Vorsitz sagte, es sei nach der Wahl Reiches zu weiteren Zerwürfnissen und Machtkämpfen in der CDU gekommen. Zuletzt sind deswegen zwei langjährige Mitglieder erst aus der Stadtfraktion und dann aus der Partei ausgetreten. Ehrl erklärte, er sei von keiner der streitenden Seiten ins Rennen geschickt worden. „Es kann nicht sein, dass es nur noch um Machtkämpfe innerhalb der CDU geht, und die Politik für die Menschen keine Rolle mehr spielt“, erklärte Ehrl.
Die Kandidatur kam auch für die CDU- Mitglieder überraschend. Selbst die Kreisvorsitzende Reiche habe aus den Medien davon erfahren. Durch den späten Entschluss zur Kandidatur hat sich Ehrl auf keiner der Ortsverbandssitzungen vorgestellt. Er wird sich daher erst am Freitag beim Parteitag am Hasso-Plattner-Institut am Griebnitzsee erstmals vor dem Parteigremium positionieren.
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