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Landeshauptstadt: „Eigentlich will ich Ärztin werden“ Jennifer Geneid bekommt Hilfe beim Lernen

Immer Freunde um Hilfe bitten, mit ihnen lernen und Hausaufgaben machen – das ist auch nicht so das Wahre, sagt Jennifer Geneit. Die 18-jährige Schülerin am Oberstufenzentrum möchte trotz Lernschwierigkeiten in einem Jahr ihr Abitur machen.

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Immer Freunde um Hilfe bitten, mit ihnen lernen und Hausaufgaben machen – das ist auch nicht so das Wahre, sagt Jennifer Geneit. Die 18-jährige Schülerin am Oberstufenzentrum möchte trotz Lernschwierigkeiten in einem Jahr ihr Abitur machen. Jetzt bekommt sie tatkräftige Unterstützung durch die Regine-Sixt-Kinderhilfe-Stiftung. In Zusammenarbeit mit der Berliner Chancenstiftung übernimmt die gemeinnützige Hilfsorganisation eine Bildungspatenschaft für die Schülerin. Jennifer ist eines von zehn Kindern, davon zwei in Potsdam, in dem Lernprogramm.

Für die Potsdamerin bedeutet das, dass sie nun zweimal in der Woche professionellen Nachhilfeunterricht bekommt, jeweils 90 Minuten Einzelunterricht in ihren Problemfächern Mathematik und Chemie. Ihr Lehrer Christian Hohlfeld, ein Physikochemiker, unterrichtet im Potsdamer Lernstudio Barbarossa, seit Oktober auch Jennifer – für sechs Monate.

„Ich habe endlich jemanden zum Nachfragen, der mir Lösungswege zeigt“, sagt die Schülerin. Als sie mit dem Unterricht begann, hatte sie in Mathematik eine Vier und in Chemie eine Fünf. „In Mathe habe ich mich schon verbessert“, sagt sie. Weil sie in den meisten anderen Fächern gute Noten hat, hofft sie, dass es noch was wird mit dem Abitur. „Eigentlich will ich Ärztin werden, am liebsten Herzchirurgin, aber das schaffe ich wohl nicht mit den Noten“, sagt Jennifer über ihre Pläne. Wahrscheinlich wird sie zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester machen, im St. Josefs Krankenhaus. Und hoffentlich auf der Chirurgischen Station landen. Dort hat sie im Sommer ein Praktikum absolviert, und es habe ihr sehr gefallen, sagt sie.

Die Idee, sich für ein Nachhilfestipendium zu bewerben, hatte die Schulsozialarbeiterin. Gemeinsam mit ihr füllte Jennifer die Bewerbungsunterlagen aus, schrieb einen Brief an den unbekannten Paten, stellte sich vor. „Gut, dass es geklappt hat, allein könnte ich mir den Unterricht nicht leisten“, sagt Jennifer.

Das ist bei ihr sehr wörtlich zu nehmen. Die 18-Jährige ist tatsächlich allein für sich verantwortlich, bereits vor einiger Zeit zog sie zu Hause aus: „Es hat nicht mehr geklappt in der Familie.“ Zunächst kam sie in einer WG der Awo unter, bald konnte sie eine eigene Wohnung des Awo-Projekt Betreutes Einzelwohnen beziehen. Die Miete zahlt das Jugendamt, ebenso wie die 20 Euro Eigenanteil an den Nachhilfekosten. „Es ist gut, dass ich hier sitze“, sagt sie, denn sie habe endlich ein Ziel vor den Augen. Dafür hängt sie zweimal in der Woche an den langen Unterrichtstag die Nachhilfe dran, erst gegen 19.30 Uhr ist sie an solchen Tagen zu Hause. „Es muss einfach klappen“, sagt Jennifer. Steffi Pyanoe

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