Ältestes Foto vom Jagdschloss Stern: Ein 128 Jahre alter Fotogruß

Potsdam - Die Zylinder hoch, die Bärte üppig, die Jagdhörner repräsentativ vor dem Bauch, selbst die Hundemeute vor dem Jagdschloss am Stern scheint sich des besonderen Moments bewusst zu sein und hält still. Das Foto von der Jagdgesellschaft, das vor der Backsteinfassade entsteht, gilt als das älteste Fotozeugnis vom Jagdschloss, sagt der Vorsitzende des Fördervereins Jagdschloss Stern/ Parforceheide, Bernd Küster. Auf Oktober 1894 wird der kleine Sensationsfund datiert, den Küster am sonnigen Freitagmittag in seinen behandschuhten Händen hält. 

Er steht in etwa an der Stelle, an der vor 128 Jahren die Mitglieder der Hofgesellschaft für das Bild Aufstellung genommen haben. Die im sogenannten Kabinettformat abgezogene und auf Karton montierte Aufnahme des Photographischen Ateliers von Hermann Rohrbek aus Berlin ist eine Rarität, auch wenn vermutet wird, dass das Foto einst als Erinnerung an alle Mitglieder der Jagdgesellschaft verteilt wurde: „Aber bis jetzt kennt man von diesem Bild nur diesen Abzug“, sagt Küster stolz. 

Mehrere Parforcejagden im Oktober 1894

„Man sieht deutlich, dass das Foto komponiert ist“, so Küster. Im linken Vordergrund stehen die wichtigen Mitglieder der königlichen Jagdgesellschaft – wie der Jagdleiter Major Wilhelm Graf von Hohenau oder Graf Kuno von Moltke. In der Mitte die Hundemeute mit den Piqueuren und am rechten Rand, teils abgeschnitten, die weniger wichtigen Gäste der Jagdgesellschaft, erzählt Küster über das Foto. 

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Für die Recherche zu den Hintergründen des Bildes suchten Fördervereinsmitglieder unter anderem im Deutschen Literaturarchiv und in Zeitungsarchiven nach Hinweisen. In der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung wurden sie fündig: Die vermeldete im Oktober 1894 mehrere königliche Parforcejagden mit Stelldichein am Jagdschloss Stern bei Potsdam, von denen die erste am 9. Oktober 1894 stattfand.

Der Hinweis auf das alte Foto kam vom Kastellan des Schlosses Babelsberg, Jörg Kirschstein. Dieser ist auch für das Jagdschloss am Wegestern im früheren Jagdgebiet Parforceheide verantwortlich. Kirschstein hatte das Foto laut Küster auf einem Antiquitätenportal im Internet entdeckt und den Förderverein auf das Kleinod aufmerksam gemacht. Innerhalb von zwei Wochen wurde man sich einig. 

Nun soll das älteste Foto des Jagdschlosses – „auch die Schlösserstiftung kennt kein älteres Foto“, so Küster – als Kopie auch Eingang in die kleine Ausstellung finden, die der Förderverein im rekonstruierten Schafstall hinter dem Kastellanhaus konzipiert und eingerichtet hat. Neben der Geschichte des gesamten Jagdschloss-Ensembles macht der zweite Teil der Schau die Ausstellung so einzigartig. Zeitzeugen erinnern sich an Erlebnisse rund um das Jagdschloss, wie beispielsweise Ferienfreizeiten, die im Schloss mit Holländerhausfassade stattgefunden haben. Oder an Feiern, die in der Gastronomie des Kastellanhauses stattfanden.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp

2030 feiert Jagdschloss-Ensemble 300. Jubiläum

Das ruht noch immer im Dornröschenschlaf. Anfang dieses Jahres sicherte die rot-grün-rote Rathauskooperation die Zukunft des Jagdschloss-Ensembles zu und sprach sich für den notwendigen städtischen Eigenanteil von 240.000 Euro aus, um die 2,9 Millionen Euro Bundesfördermittel für die Sanierung der Gebäude abrufen zu können.  Dabei setzt die Rathauskooperation auch auf das Land: So sollen Gespräche über eine brandenburgische Förderung geführt sowie weitere Fördermöglichkeiten geprüft werden. Im Jahr 2030 feiert das Gebäudeensemble im Südosten Potsdams sein 300. Jubiläum.

Termine Im Jagdschloss:

• Samstag, 10. September, 11 bis 17 Uhr: Herbstfest am Jagdschloss Stern mit Parforcejagd
• Sonntag, 11. September, 14 bis 17 Uhr: Tag des offenen Denkmals
• Sonntag, 25. September, 15 Uhr: Thematische Führung zur Jagd in der Parforceheide
• Samstag, 5. November, 14 bis 16 Uhr: Hubertusfest am Jagdschloss
• zu allen Terminen: Schloss und Ausstellung geöffnet, Gastronomie im Kastellanhausgarten