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Kolumne: Etwas HELLA: Ein Banause gelobt Besserung

Um gar nicht erst falsche Schlussfolgerungen aufkommen zu lassen. Ich bin ein Kunstbanause.

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Um gar nicht erst falsche Schlussfolgerungen aufkommen zu lassen. Ich bin ein Kunstbanause. Zwar gehe ich hin und wieder in Konzerte, mir gefallen auch Ausstellungen von Barockmalerei bis Moderne, zum Beispiel die Fotoausstellung von Monika Schulz-Fieguth „Lumen et Umbra“ im Potsdam Museum oder die Retrospektive über die Malerin Magda Langenstraß-Uhlig. Ich habe es sogar bis zur Ausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei nach Berlin geschafft. Aber das ist natürlich alles mehr oder weniger arrivierte Kunst, Klassik sozusagen, während sich der Brandenburgische Kunstverein der modernsten Moderne verschrieben hat und die auch im Pavillon auf der Freundschaftsinsel zelebriert.

Und da fängt leider mein Kunstbanausentum an. Zum Beispiel wenn bei der jüngsten Installation „naked“ so ganz und gar nichts zu sehen war, sondern von kahlen Wänden herab aus Lautsprechern Musik ertönte. Die ließ natürlich alle möglichen Bilder zu, etwa das Bild eines Rasensprengers, dessen Geräusch ebenfalls zu hören war. Da brauchte ich ihn mir nicht draußen anzugucken, was ich aber in dem schönen Freundschaftsinselgarten viel lieber tat. Ich, der Kunstbanause eben. Generell aber muss der Besuch der Ausstellung so überwältigend gewesen sein, dass sie sogar verlängert wurde. Hoffentlich hat sich keiner in den nackigen Wänden – und bei so frostigem Kunstverstand wie dem meinen – den Tod geholt.

Vielleicht aber war die Schau auch nur das beste Vorspiel für das Inselfest „Feuer und Wasser“, bei dem Künstlerinnen aus Korea und Deutschland ihre Sicht der Dinge und ihre Malweisen präsentierten. Und ob Sie es glauben oder nicht, ich konnte mit den Bildern sogar etwas anfangen. Die Gegenliebe des Kunstvereins gegenüber den Gemälden, die ihm offensichtlich nicht avantgardistisch genug erschienen, hielt sich allerdings in Grenzen. Erst wurden die Koreanerinnen ewig hingehalten, dann gab der Kunstverein den Pavillon sozusagen nackig doch noch frei und versprach sogar eine Woche Ausstellungszeit einzuräumen. Aber solche Bilder – farbenfroh und teilweise sogar gegenständlich – die mussten sofort wieder raus.

Ich kann nur hoffen, dass der Pavillon, der in seiner gläsernen Durchlässigkeit als Kunstraum im Garten für den Garten konzipiert war, nicht wieder völlig zugehängt wird und das Ganze dann „verhüllt“ – Entschuldigung, ich weiß das englische Wort dafür nicht – genannt wird. Aber das hatten wir schon mal und so weit ich weiß, lebt gerade supermoderne Kunst von ihrer Einmaligkeit.

Ich gelobe jedoch Besserung, denn schließlich fließen auch meine Steuergelder in die Unterstützung des Brandenburgischen Kunstvereins. Ich werde in Zukunft jede seiner Ausstellungen mehrfach besuchen, mich in deren Geist einarbeiten und wenn es sein muss auch nackig.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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