Open-Air-Ausstellung: Ein Biss in den „Paradiesapfel“
Die neue Open-Air-Ausstellung der Schlösserstiftung hat am Freitag im Park Sanssouci eröffnet.
Stand:
Gute Trompeter brauchen für ihre Kunst nicht unbedingt ein Instrument. Manchmal genügt auch ein Gartenschlauch mit einem Trichter am Ende, um das Publikum zu erheitern. Mit dieser ungewöhnlichen Idee überraschten die beiden Solisten jedenfalls nicht nur die Gäste der kleinen Eröffnungsfeier für die große Open-Air-Ausstellung „Paradiesapfel“ im Park Sanssouci am Donnerstagnachmittag. Sie passten auch wunderbar zum Anliegen dieser Schau, die in der mehr als 250-jährigen Geschichte der weltberühmten Anlage bislang ihresgleichen sucht. Denn genau wie die beiden Trompeter wollen auch die Gärtner von Sanssouci die Besucher mit völlig neuen Eindrücken erfreuen. „Wer bisher glaubte, den Park Sanssouci einigermaßen gut zu kennen, dürfte sich wundern“, sagte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, jedenfalls ziemlich überzeugend. „Mir ging es selbst bei einem Vorrundgang so.“
Der Fachmann verwies auf die 19 Stationen im rund 300 Hektar großen Park, die den Besuchern das Gartenkunstwerk näherbringen sollen. Eine Bank unter einem Sonnenschirm und Erklärtafeln in Deutsch und Englisch öffnen buchstäblich den Blick auf die oft raffiniert gestaltete Landschaft. Da die nicht zuletzt wegen ihrer roten Farbe vor dem Grün des Rasens und der bunten Vielfalt der Blumen auffälligen Konstruktionen erst Ende Oktober wieder abgebaut werden, lohnt sich sogar ein wiederholter Biss in den „Paradiesapfel“, also ein Ausflug in das Gartenensemble. Die unterschiedliche Vegetation zaubert im Laufe der nächsten Wochen und Monate ganz unterschiedliche Bilder. Der besseren Orientierung dienen ein Faltplan und ein Katalog, den es in den Besucherzentren gibt. Außerdem kann man sich unterschiedlichen Führungen anschließen, die regelmäßig sogar auch joggend durch den Park ziehen und die drei Themenschwerpunkte Ernte, Genuss und Inszenierung erläutern.
Der Name „Paradiesapfel“ soll viel Raum für Fantasie lassen. „Schon immer waren die bedeutendsten Gartenkünstler ihrer Zeit immer vom Anspruch getrieben, hier in Sanssouci auch ein Paradies auf Erden zu erschaffen“, erklärt der Marketingdirektor der Schlösserstiftung, Heinz Buri, seine Sicht. „Inspiration für unseren Titel bildete aber auch der biblische Garten, der als Ausgang aller Überlegungen in der Gartengestaltung und Landschaftsarchitektur gesehen werden kann.“ Der Apfel sei in diesem Kontext auch ein Symbol der Verführung. Schließlich wollten die Veranstalter die Besucher verführen – zu einer Entdeckungstour durch den Park und seine bisher vielleicht eher wenig beachteten Kleinodien. Der Apfel stehe aber zugleich als Symbol für den Obstanbau und die Nutzgärten im Park.
Wer es etwas genauer wissen möchte, besucht die Sonderausstellung in den Römischen Bädern „Von Blumenkammern und Landschaftszimmern“. Sie gibt einen Einblick in die Verbindung von Wohnraum und Garten und zeigt vor allem das Spiel zwischen Natur und Kunst. Neben blumigen Wand- und Möbelbespannungen kann man in den fünf Räumen auch eine kunstvolle Schneeballvase von 1760 und sogenannte Schaugerichte bewundern. Letztere sind aus Porzellan angefertigte Figuren, die echten Lebensmitteln, wie zum Beispiel einem Bund frischen Spargel, täuschend ähnlich sehen.
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erkennt noch einen weiteren Aspekt der Ausstellung gerade für die Bürger seiner Stadt. „Hier kann man sehen, dass unsere Sonderzahlung von jährlich einer Million Euro für die Gartenpflege gut angelegt sind“, meinte er. Mit dem Geld aus der Stadtkasse wurde der lang diskutierte Parkeintritt für Sanssouci abgewendet. Kostenlos ist auch der ganze Open-Air-„Paradiesapfel“.
Claus-Dieter Steyer
Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 31. Oktober täglich von 6.30 Uhr bis zum Eintritt der Dunkelheit. Der Eintritt ist frei. Besucherinformation unter Tel.: (0331) 96 94 200 oder www.spsg.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: