Landeshauptstadt: Ein Blindflug, der tödlich enden kann
Die Polizei geht in dieser Woche gegen Gurtmuffel und Handysünder vor. Die nächste Aktion folgt im April
Stand:
Berliner Vorstadt - Der Blindflug kann tragisch enden: Wer eine SMS schreibt und gleichzeitig Auto fährt, erhöht sein Unfallrisiko um den Faktor 23. Dieses Ergebnis einer US-Studie hat Ingolf Niesler, Leiter der Brandenburger Verkehrspolizei, am gestrigen Mittwochmorgen zitiert. Anlass: Eine gemeinsame Kontrollstelle der Brandenburger und Berliner Polizei an der Glienicker Brücke – auf der Jagd nach autofahrenden Handynutzern und Gurtmuffeln.
Dass sich die Polizei auf diese Verkehrssünder konzentriert, kommt nicht von ungefähr. 359 Handyverstöße hat die Polizei in der Region Potsdam im vergangenen Jahr registriert, 100 Fälle mehr als noch 2013. Die Zahl der erwischten Gurtsünder stieg im selben Zeitraum von 519 auf 630. Grund sind auch die verstärkten Kontrollen in dem Bereich.
Nieslers Berliner Amtskollege Andreas Tschisch sagt, immer weniger Autofahrer würden einen Gurt anlegen, obwohl dies nach wie vor bei Unfällen der Lebensretter Nummer eins sei. Niesler ergänzt, in den vergangenen Jahren sei etwa jeder Vierte der tödlich verunglückten Autofahrer auf Brandenburgs Straßen nicht angeschnallt gewesen. Vor allem Männer würden zunehmend auf den gesetzlich vorgeschriebenen Gurt verzichten – unter anderem aus Bequemlichkeit. „Das ist auch deswegen gefährlich, weil ein Airbag nur wirkt, wenn man angeschnallt ist.“ Ohne Gurt kann der Airbag bei einem Unfall für schwere Verletzungen sorgen.
Dagegen würden Handyverstöße – vor allem in Bezug auf SMS und die Nutzung von mobilem Internet – häufiger bei Frauen registriert. „Während einer geschriebenen Nachricht kann es passieren, dass man bei Tempo 50 bis zu 100 Meter im Blindflug unterwegs ist“, sagt Tschisch. Das könne für Radfahrer oder Fußgänger tödlich enden.
An der Glienicker Brücke wird derweil im Schnitt alle zwei, drei Minuten ein Auto angehalten. Auf beiden Seiten der Brücke sind Polizeiteams postiert, in der Mitte der Brücke beobachten Beamte in Zivil jedes vorbeikommende Fahrzeug und dessen Insassen. Bemerken sie Verstöße, alarmieren sie ihre Kollegen über Funk. Innerhalb einer Stunde werden 20 Autos angehalten: Vier Fahrer und ein Hund tragen keinen Gurt, ein Mann wird beim Telefonieren erwischt, einige haben keine Papiere dabei. Dazu überprüfen die Beamten vor Ort die Sicherung der Ladung von Kleinlastwagen oder Anhängern – und prüfen, ob sich im Fahrzeug ein gesetzlich geforderter Verbandskasten befindet.
Die verstärkten Kontrollen finden noch bis zum kommenden Sonntag europaweit statt, auch in Potsdam werden Polizisten noch an diversen Standorten kontrollieren. Die Stadtverwaltung kündigte indes die nächste Großaktion gegen Verkehrssünder an: Potsdam beteiligt sich auch in diesem Jahr am bundesweiten „24-Stunden-Blitzer-Marathon“ am 16. und 17. April. Die Potsdamer können dabei ab sofort Vorschläge machen, an welchen Standorten das Ordnungsamt die Geschwindigkeit messen soll, hieß es in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Zwei Wochen lang können die Ideen nun im Internet unter www.potsdam.de/blitzer abgegeben werden. Wie im Vorjahr – damals beteiligten sich 330 Potsdamer – sollen dann an den acht meist genannten Stellen die Messstationen aufgebaut werden, sofern dies technisch und rechtlich möglich ist. Unter anderem ging das Ordnungsamt damals gegen Schnellfahrer auf der Humboldtbrücke, in der Zeppelin- sowie in der Geschwister-Scholl-Straße und Am Moosfenn in der Waldstadt vor.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: