Etwas HELLA: Ein Euro mehr reicht völlig
Wer hat nicht schon durchgespielt, wie es wäre, wenn man den Lotto-Jackpot knackt und plötzlich ein paar Millionen auf einen herabrieseln. Ein wohliges Gefühl.
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Wer hat nicht schon durchgespielt, wie es wäre, wenn man den Lotto-Jackpot knackt und plötzlich ein paar Millionen auf einen herabrieseln. Ein wohliges Gefühl. Nicht mehr knausern und einteilen müssen. Aus dem Vollen leben. Herrlich. Dabei ist man mit den paar Jackpot-Milliönchen nicht mal superreich. Das wurde mir klar, als ich dieser Tage die Liste der Superreichen las. Da geht es um Milliarden oder mindestens um dreistellige Millionensummen. Von Jauchs Wer-wird-Millionär-Peanuts rede ich erst gar nicht. Selbst der Höchstgewinn ist schnell verplempert und dann haben Herr oder Frau Allwissend hinterher noch Schulden. Kennen wir ja. Aus der Zeitung. Also mindestens Jackpot.
Aber auch für den Lottokönig oder die Lottokönigin fangen sofort die Probleme an: Wem gibt man was ab und wem nicht? Nur der Familie oder auch Freunden oder gar keinem? Irgendeiner ist zum Schluss immer sauer, weil er zu wenig abbekommen hat oder der andere zu viel oder alle gar nichts. Und selbst? Sollte man sich als Gönner irgendwelcher sozialen Projekte betätigen oder lieber in Kunst und Architektur investieren? Könnte man noch geruhsam so weitermachen wie bisher? Ist das Geld auf der Bank sicherer oder schiebt man es besser unter den Teppich? Sie werden es nicht glauben, aber dort wird gern Geld geparkt und das wissen dann natürlich auch die Diebe.
Sollte man umziehen wollen, geht die Suche nach einer schönen Wohnung los. Ich würde nur eine neue Bleibe mit Badestelle vor der Haustür nehmen. Innenstadtnah. Aber kriegen Sie mal so etwas. Alles vermietet, verkauft oder eigengenutzt. Die Siemens-Villa oder die Villa van Merlen will ich nicht. Viel zu viel Platz und beide nicht innenstadtnah. Da bin ich mit meiner Mietwohnung viel besser dran, schuhkartongroß, gerade ausreichend für mich und bei der Sanierung muss jemand anderes den Kopf hinhalten.
Und dann der Ärger mit der Stadt und ihren Bürgern. Ein Superreicher durfte nicht mal aus eigener Tasche ein Kunstmuseum an die Stelle des Hochhaushotels setzen. Dem Millionärsmacher im TV haben die städtischen Ämter so lange den letzten Nerv geklaut, bis er angekündigt hat, nicht mehr in marode Häuser zu investieren. Sie sehen, reich sein, noch dazu superreich, macht überhaupt keinen Spaß. Außerdem will ich weder eine neue Billiganbieterkette gründen noch ins Softwaregeschäft einsteigen. Meine Ruhe will ich haben, genug Taschengeld, um Notwendiges einzukaufen und auch in zehn Jahren noch meine Pillen und die Stromrechnung bezahlen zu können.
Also bleibe ich bei meinem abendlichen Stoßgebet um Gesundheit, Frohsinn und immer einen Euro mehr in der Tasche als ich tatsächlich brauche.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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