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Landeshauptstadt: Ein Flüchtlingsheim der anderen Art

Bis zu 75 Asylbewerber sollen bis Ende 2015 in zwei Wohnblocks in Potsdam-West unterkommen – und danach in einem Neubau

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In Potsdam sollen Flüchtlinge möglichst nicht mehr in separaten Heimen untergebracht werden, sondern Tür an Tür mit alteingesessenen Mietern. Mit diesem Konzept soll bereits im Dezember ein neuer sogenannter Wohnungsverbund in Potsdam-West öffnen. Die Gemeinschaftsunterkunft – zwei Wohnblöcke in der Haeckelstraße – wäre im Land Brandenburg bislang einzigartig: Die bisherigen Mieter in den Häusern sollen mit rund 60 bis 75 Asylbewerbern aus unterschiedlichen Nationen zusammenleben, die – mit sozialpädagogischer Betreuung und Gemeinschaftsräumen – in rund 20 Wohnungen unterkommen werden.

Details der Pläne für dieses Flüchtlingsheim der anderen Art erklärte am Donnerstag die Potsdamer Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Demnach gehören die unsanierten Wohnungen der kommunalen Pro Potsdam und sollen zunächst nur für zwei Jahre bis Ende 2015 bezogen werden, danach ist die Sanierung des Blocks geplant. „Das ist keine dauerhafte Lösung“, so die Beigeordnete. Zugleich plant die Verwaltung einen Neubau in der Heinrich-Mann-Allee 105b – auch in diesem sollen ab 2016 Asylbewerber und Potsdamer Tür an Tür wohnen. Zu Platzzahlen und Kosten des Projekts machte die Dezernentin keine Angaben, die Planungen dazu hätten erst begonnen – Priorität hätte zunächst die neue Unterkunft in Potsdam-West (siehe Kasten).

Dort begann die Stadtverwaltung am Donnerstag, die Anwohner per Wurfbrief und mit Aushängen auf die neuen Nachbarn vorzubereiten. Eine öffentliche Bürgerversammlung zu dem Thema ist für den kommenden Montag ab 17 Uhr in der Mensa der Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ geplant. Müller-Preinesberger sagte, ähnlich wie bei der Eröffnung des Asylheims an der Alten Zauche vor vier Jahren sollten alle Sozialträger des Stadtteils – wie die Bürgerinitiative Westkurve oder der Stadtsportbund – bei der Integration der Flüchtlinge helfen und Nachbarschaftsprojekte anbieten. „Wir wollen die Anwohner mitnehmen“, sagte die Dezernentin – Proteste wie zuletzt vor einem neuen Flüchtlingsheim in Berlin-Hellersdorf soll es in Potsdam nicht geben. Für das Asylheim werde noch ein Träger gesucht, der mit einem Interessenbekundungsverfahren bestimmt werden soll.

Müller-Preinesberger sagte, seit Monaten werde in Potsdam nach Möglichkeiten gesucht, die steigende Zahl zugewiesener Asylbewerber unterzubringen – denn die 193 Plätze im Asylheim An der Alten Zauche und in einer Flüchtlings-Wohngemeinschaft in der Hegelallee seien restlos belegt. Allerdings müssten noch rund 100 Asylsuchende aus dem Aufnahmelager in Eisenhüttenstadt übernommen werden, wie die Beigeordnete erklärte. Wie berichtet will die Stadt Frankfurt (Oder) bis Ende 2014 rund 20 Flüchtlinge übernehmen, Potsdam wird die nötigen Kosten übernehmen. Mit den neuen Wohnungen der Pro Potsdam entspanne sich die Situation, so die Dezernentin: „Das verschafft uns Luft.“ Sie hoffe, dass angesichts des Beispiels in der Haeckelsstraße auch andere in Potsdam tätige Bauunternehmen einzelne Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung stellten.

Zunächst hatte die Stadt geplant, dafür ein Containerdorf im Industriegebiet am Rande der Stadt, diese Pläne liegen aber derzeit auf Eis. Die nun gefundene Lösung in Potsdam-West sei im Hauptausschuss am Mittwochabend – im nicht-öffentlichen Teil – bereits auf breite Zustimmung gestoßen, sagte Müller-Preinesberger. Auch im Integrationskonzept der Stadt wird empfohlen, Flüchtlinge möglichst in normalen Wohnungen unterzubringen. Sollten in den kommenden Jahren noch mehr Flüchtlinge nach Potsdam kommen, könne der Plan für das Containerdorf allerdings wieder aktuell werden, so die Dezernentin. Ebenso seien weitere Grundstücke am Laplacering, Am Stern, und im Bornstedter Feld für den Fall der Fälle reserviert.

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