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Landeshauptstadt: Ein Fußballfan, der keiner ist

Bei Polizeidirektor Mörke dreht sich 2006 fast alles um den Fußball

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Ein echter Fußballfan ist Hans-Jürgen Mörke nicht. Zwar hockt er bei Europa- oder Weltmeisterschaften schon mal vor dem Fernseher und drückt der deutschen Nationalelf die Daumen.

Doch die Bundesliga, die interessiert ihn nicht wirklich. 2006 dreht sich bei Mörke trotzdem fast alles um den Fußball. Im Jahr der Weltmeisterschaft in Deutschland koordiniert der 52-Jährige den Einsatz der Brandenburger Polizei. Dem Polizeidirektor sind sämtliche Kräfte unterstellt. „Die Einsatzkonzeption steht bereits“, sagt Mörke. Sie müsse nur noch ständig aktualisiert werden.

Während der WM vom 9. Juni bis 9. Juli gilt für die märkische Polizei eine 90-prozentige Urlaubssperre. Mörke kann auf insgesamt vier Hundertschaften zurückgreifen, die bei Bedarf innerhalb von Minuten einsatzbereit sind. Die Hundertschaften werden aus Polizisten der Schutzbereiche gebildet. Die Beamten werden derzeit ausgewählt.

„Wir brauchen fitte Leute, die auch mal mit einem Hooligan mithalten können“, sagt Mörke.

Obwohl in Brandenburg gar kein WM-Stadion steht, müssen sich die märkischen Polizisten auf gewaltbereite Fans vorbereiten.

„Schließlich liegt Berlin mitten in Brandenburg“, begründet der Polizeidirektor den Aufwand. Die Hauptstadt erwarte Tausende Fußballfans. Wer nicht nach Berlin fliege, fahre auf dem Weg in die Hauptstadt durch Brandenburg. „Darunter werden auch Leute sein, die auf Randale aus sind“, ist sich Mörke sicher. Darauf sei die Polizei vorbereitet.

Mörkes „Truppen“ haben aber nicht nur ein Auge auf die Hooligans.

Sie werden zudem zwölf Hotels rund um Berlin schützen, in denen während der WM Funktionäre und wichtige Personen wohnen. Vor allem werden die Polizisten aber auch die ukrainische Nationalmannschaft betreuen. Die steigt nämlich während der WM im Seminaris Seehotel in Potsdam ab. Die Landeshauptstadt ist einziger ostdeutscher Gastgeber eines Nationalteams. „Wir werden die Ukrainer stets lotsen“, kündigt Mörke an. Ob die Mannschaft vom Hotel zum Training oder in eines der WM-Stadien will – sie werden von Brandenburger Polizisten begleitet.

Die Polizisten werden darüber hinaus zahlreiche Veranstaltungen rund um die WM überwachen. So ist in Paaren am westlichen Berliner Stadtrand ein Zeltlager für Fußballfans geplant, für das bereits 4000 Anmeldungen aus aller Welt vorliegen. Die Veranstalter rechnen für die vier Wochen mit einem Durchlauf von 80 000 Gästen.

Zudem wird es in sieben märkischen Städten so genanntes Public Viewing geben. Dabei können Fußballfans unter anderem in Potsdam, Bernau und Strausberg auf einer Großleinwänden WM-Spiele verfolgen.

In Potsdam werden pro Spiel bis zu 15 000 Leute erwartet. „Wenn es dort zu Schlägereien kommt, braucht man schon mal eine Hundertschaft, um einzugreifen“, sagt Mörke.

Ob die märkischen Polizisten auch in Berlin aushelfen müssen, hängt von den aktuellen Situation ab. Der Bedarf richtet sich auch danach, welche Mannschaften im Olympiastadion auflaufen. Jedes Land hat seine eigene Anhängerschaft. Brasilien spricht aus Sicht von Mörke für Samba und gute Laune. Nicht nur deshalb lautet sein Wunsch fürs Endspiel: Brasilien gegen Deutschland. Die Daumen drückt Mörke dann für die eigene Nationalelf. Ob er während des Spiels vor dem Fernseher hocken kann, hängt von der aktuellen Sicherheitslage ab.

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