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Landeshauptstadt: Ein Gebet für Schalke

Adventskapelle öffnet an Heiligabend / Bisher bis zu 500 Besucher pro Tag

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Innenstadt – Die Tür fliegt auf, zwei offensichtlich angeheiterte Jugendliche stehen in der Kapelle. Und dann das: „Wo kann man hier denn beten?“ Vor dem Engel aus Olivenholz fallen die beiden schließlich in ein lautstarkes Gebet für die Meisterschaft von Schalke 04. „Beim aktuellen Tabellenstand konnte ich das ja verstehen“, beschließt Markus Schütte seine Erzählung und lacht.

Potsdams Stadtkirchenpfarrer hat momentan allen Grund zur Freude: Nicht nur, dass die Adventskapelle auf dem Luisenplatz seit gestern ausfinanziert ist. Die Zusage für die bisher fehlenden 3500 Euro sei unverhofft aus Hamburg gekommen, erzählt Schütte. Dort sitzt der bundesweit tätige ökumenische Verein „Andere Zeiten“, den die Idee der Kapelle auf dem Weihnachtsmarkt überzeugt hat. Durchschnittlich 100 Besucher kommen an Wochentagen in die Holzkapelle, sagt Schütte: Am Wochenende seien es sogar schon 500 gewesen.

Aber die 21 000 Euro teure Kapelle, die von Azubis des Berufsbildungswerks gezimmert und unter anderem vom Kirchenkreis und von der Innenstadthändlern der AG Innenstadt finanziert worden war, bescherte Schütte und den etwa 60 Ehrenamtlern nicht nur viele Besucher – sondern auch die Nominierung für den Missionspreis der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Der Preis wird im Frühjahr vergeben. „Das Modell hat im Prinzip sehr gut funktioniert“, so das vorläufiges Resümee des Pfarrers. Er habe von den Besuchern und Touristen „viele dankbare Reaktionen“ bekommen.

Die Kapelle soll nun länger als ursprünglich geplant stehen bleiben: Sie öffnet auch am Heiligabend ihre Türen, sagte Schütte gestern. Von 16 bis 21 Uhr haben sich Ehrenamtliche gefunden, die sich um Besucher kümmern wollen. Ein festes Programm ist nicht geplant. Schütte spricht von einem „niedrigschwelligen Angebot für Menschen, die an diesem Abend Gemeinschaft suchen“. Gerade an Heiligabend könne das Alleinsein schwierig sein, erklärt er: Etwa, wenn man aus der Christvesper mit vielen Leuten wieder in die Einsamkeit nach Hause kommt.

In der Adventskapelle soll für diese Menschen Raum zum Reden, Verweilen, Erzählen oder Singen sein, so Schütte. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Holger Gail, Koch des Steigenberger Hotels Sanssouci, spendiert Gulasch, Christstollen, Weihnachtsgebäck und Brot, wie er ankündigte. Die AG Innenstadt hat außerdem 50 Geschenkpakete gepackt, die AG-Vorsitzender Wolfgang Cornelius am Montag persönlich übergeben will.

In den Tagen danach soll die Kapelle abgebaut und übers Jahr bei Weihnachtsmarktbetreiber Coex in Cottbus eingelagert werden. Transport und Lagerung für die nächsten drei Jahre habe Coex gesponsert, so Cornelius: Damit sei „die Nachhaltigkeit gesichert“. Es bestehe die Chance, dass eine neue Tradition entstehe.

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