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Solidarität unter Frauen: Das Potsdamer Mentoring-Projekt für Frauen sucht weitere Partner aus der regionalen Wirtschaft

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Eine Tagung im Brandenburg-Saal der Staatskanzlei ist schon so etwas wie ein Ritterschlag. Dass die Tagung „Perlen im Netz – Mentoring für Frauen“ am Mittwoche allerdings ausgerechnet hier stattfinden durfte, brachte einen ungewollten Nebeneffekt mit sich. Ist doch die Damentoilette dort nur auf Umwegen zu erreichen. Und dass, obwohl die große Mehrheit der Teilnehmer weiblich war. Die anwesenden Männer – etwa der Initiator des Mentoring-Projektes der Uni Potsdam, Prof. Dieter Wagner – konnte man an einer Hand abzählen.

Der Umstand, dass der Staatssekretär, der ein Grußwort hätten halten sollen, absagen musste, brachte schließlich Angela Feldhusen von der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft zu einer gewagten These. Könnte es sein, dass ein Politiker einen Termin absagen muss, weil er zu Hause seine kranken Kinder zu pflegen hat? „Sehr unwahrscheinlich, aber so etwas wäre doch ein wirklicher Fortschritt“, sagte die Expertin für Frauenförderung zur Eröffnung der Tagung.

Hintergrund des Treffens war der Abschluss der ersten Mentoring-Runde des gleichnamigen Projektes der Uni Potsdam (PNN berichteten). Ein Jahr lang hatten 48 Studentinnen von den Unis in Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus so genannte Mentoren aus Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit an die Seite gestellt bekommen. Ziel der Patenschaften war es, den Nachwuchs-Akademikerinnen Jobchancen aufzuzeigen und der Wirtschaft das Potenzial der jungen Frauen zu vermitteln. Die Tagung nun sollte, nach Worten der Projektleiterin Heike Surrey, Unternehmen der Region für Mentoring als „Personalentwicklungsinstrument“ sensibilisieren.

Christel Langhoff kündigte als Vertreterin des Landes Brandenburg dann an, dass das erfolgreiche Projekt weiter geführt werden soll. Allerdings sei eine stärkere Beteiligung der hiesigen Wirtschaft zu wünschen – auch finanziell. Eine „neue Dimension der Solidarität unter Frauen“ nannte Eva-Marie Meißner vom Brandenburgischen Institut für Aus- und Weiterbildung das Programm mit mehrheitlich weiblichen Mentoren. „Mentoring ist die beste Art, Lebenserfahrung an die nächste Generation weiter zu geben und so eine Kultur des Umgangs zwischen den Generation zu entfalten“, sagte sie. „Brandenburg braucht mehr Unternehmerinnen“, lautete dann auch die emphatische Forderung der Geschäftsfrau. Und mit Blick auf die Mentoren sagte sie: „Gibt es denn eine bessere Art jung zu bleiben, als sich mit der Jugend zu verbünden?“ Ganz nebenbei sei mit dem Mentoring-Projekt ein erfolgreiches Instrument für das viel beschworene „Lebenslange Lernen“ entstanden.

Auf den Aspekt der Abwanderung wies der Initiator des Projektes, Prof. Dieter Wagner hin. Das Programm solle auch dazu beitragen, dass gerade weibliche, hochqualifizierte Nachwuchskräfte Brandenburg nicht mehr den Rücken kehren. Wagner nannte als Beispiel eine befristete Mitarbeiterin des Projektes, die wegen einer unbefristeten Stelle nach Niedersachsen zurückgekehrt sei und dort nun eine Familie gründe. „Unsere Arbeit zeigt immer wieder, wie schwer man sich auch damit tut, Familie und Karriere ein Einklang zu bringen“, kritisierte Wagner. Hier würde es gerade auch in der Wirtschaft noch an Konzepten und Einsichten fehlen. „In Deutschland gibt es nach wie vor auf diesem Gebiet viel zu tun“, so Wagner. Und speziell Brandenburg mit seinen ernüchternden demographischen Prognosen müsse sich darum bemühen, die jungen Frauen im Land zu behalten: „Denn von ihnen kommt schließlich auch der Nachwuchs.“

Auch Angela Feldhusen ging auf die Mutterrolle der Frauen ein. Solange die Frauen Fürsorge, Zuhören und Respekt als mütterliche Attribute in das Arbeitsleben mit hineintragen würden, seien sie willkommen. „Doch sobald sie schwanger werden, fangen die Probleme an, gerade in den Führungsebenen“, so die Sozialwissenschaftlerin. Was allerdings auch die Väter betreffe. Die Entscheidung von Männern, die ihnen zustehende Elternzeit zu nehmen, sei heute noch oft eine Entscheidung gegen die Karriere. Auch Kollegen würden in solch einem Fall meist urteilen, dass derjenige selbst an seinem Abstieg schuld sei.

Den jungen Brandenburger Absolventinnen gab sie mit auf den Weg, sich von dem Anspruch, alles perfekt machen zu wollen, zu verabschieden. Eine Führungsposition zu übernehmen heiße immer auch eine ungewöhnlich hohe Belastung. „Da kann man nicht alles perfekt machen, Job, Haus, Küche, Kinder und sogar noch den Mann die Hemden bügeln“. Männer hätten im Bezug auf Karriere viel weniger Probleme, Prioritäten zu setzen.

Generell bedeute eine Führungspositionen Verantwortung, Kreativität, Zeit investieren, Einsamkeit und Konkurrenz aushalten können, Netzwerke bilden, Lust auf Gestalten und überhaupt das Spiel mitzuspielen. „Die Türen sind an vielen Stellen offen, aber sie werden einen langen Atem brauchen, um durch sie hindurchzugehen“, so Angela Feldhusen. Oft würden Männer es nicht ernst nehmen, wenn auch Frauen nach Macht streben. Schließlich sollten die Akademikerinnen aber auch nie die Frage nach dem Lebensentwurf aus dem Auge lassen: „Die Frage, wofür mach ich das eigentlich und gibt es einen Punkt, an dem ich etwas anders machen sollte.“

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