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Sport: Ein Haufen Geld, den die dort kriegen würden

Axel Kirchner über den am Sonntag angestrebten Meistertitel, dessen mögliche Folgen und die Einschulungen an die Sportschule

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Axel Kirchner über den am Sonntag angestrebten Meistertitel, dessen mögliche Folgen und die Einschulungen an die Sportschule Axel Kirchner, der Deutsche Mannschaftsmeister Elsdorf ist in dieser Saison nicht angetreten, Osnabrück hat vor der Endrunde seine Mannschaft zurück gezogen. Wie einfach ist es, am Sonntag vor heimischem Publikum den Mannschaftsmeistertitel zu erkämpfen? Es ist nicht einfacher als im letzten Jahr, da die guten Mannschaften wie Rüsselsheim oder auch Brandenburg mit derselben Aufstellung auftauchen werden wie im letzten Jahr. Normal hätte Rüsselsheim schon damals gewinnen können, zumindest von der Papierform und den Namen her. Dass sich Elsdorf durchgesetzt hat, war überraschend. Sie setzen in Ihrer Mannschaft auf den eigenen Nachwuchs, Osnabrück geht seit diesem Jahr den gleichen Weg. Ist es das Modell der Zukunft, um Judo in Deutschland attraktiver zu machen? Das Modell der Zukunft war es vor einigen Jahren, jetzt haben Leipzig und Weimar ebenso wie wir damit den Sprung in die Endrunde geschafft. In Weimar sind viele Sportlerinnen aus Thüringen, vielleicht noch die Eine oder Andere aus Sachsen-Anhalt. Und so soll es auch sein. Wir wollen im Endeffekt gute Mannschaften haben, aber was nutzt es dem Sport hierzulande, wenn ich mir drei ausländische Judoka kaufe, und ein paar Deutsche drumherum kämpfen lasse? Wie macht sich Ihr Weg beim Zuspruch von außerhalb bemerkbar? Als wir in Herten waren, wo drei Holländerinnen kämpfen, oder auch in Rüsselsheim, standen die vier Eltern der deutschen Sportlerinnen und die Eltern unserer Frauen dort als Zuschauer. Das macht insgesamt ein paar mehr als zwanzig. Auch in Rüsselsheim, wo im letzten Jahr die Endrunde stattfand, waren unsere mitgereisten Fans in der Überzahl. Es ist also so, dass sich die Zuschauer bei Mannschaften wie uns mehr damit identifizieren. Einerseits, weil sie sie jeden Tag beim Training sehen können und andererseits, weil unser System im Laufe der Jahre gewachsen ist und sich etabliert hat. Das ist wie im Frauenfußball, viele denken, das ist eine Männersportart und von daher weniger attraktiv. Aber jeder, der es schonmal gesehen hat, sieht die dahinter steckenden Leistungen. Jetzte hoffe ich auf mehr Leute, die sich damit auseinandersetzen. Wo sehen Sie im Judo Reserven, um mehr Zuschauer in die Hallen zu locken? Wettkämpfe wie die Endrunde am Sonntag werden dafür sorgen. Auf diese Weise können wir manch anderem noch zeigen, dass dieses Judo etwas attraktives ist. Bisher waren die Zeiten der Wettkämpfe nicht besonders förderlich für den Sport. Ich kann nach einer Arbeitswoche niemanden abverlangen, am Sonnabend mittags um ein Uhr in die Judohalle zu gehen und anzufeuern. Was erwarten Sie am Sonntag Nachmittag von Ihrer Mannschaft? Ich hoffe, dass sie in ihrer Vorrundengruppe Leipzig und Weimar schlagen. Von der Altersstruktur her sind wir ähnlich wie die beiden Gegner, aber durch die Zusammenarbeit mit Halle haben wir es geschafft, zwei, drei, vier Spitzenkämpferinnen zu haben, die wie Claudia Malzahn als Junioren-Europameisterin auch international erfolgreich sind. Oder Heide Wollert, sie ist Vize-Europameisterin bei den Frauen und Jeannette Wanke, die zweimal in Folge Vizemeisterin wurde. Leipzig ist eine aufstrebende Mannschaft mit ähnlichen Konzepten wie Potsdam. Sie haben eine Kooperation mit Halle. Nun liegt Leipzig näher bei Halle als Potsdam. Sehen sie darin für sich eine Gefahr? Das müssen die Hallenser selber wissen, aber ich denke, sie sind die ganze Zeit über gut gefahren mit dem, was wir miteinander gemacht haben. Ich glaube auch nicht, dass es darum geht, was näher liegt. Das Vertrauen in die Arbeit des jeweils anderen spielt die entscheidende Rolle. Zurück zum Sonntag, wie sehr wird Ihrer Mannschaft Yvonne Bönisch fehlen? Die anderen um sie, sei es eine Toni Becker oder Antje Lehmann oder Victoria Burke, können die Mannschaft stark machen. Sie sollten die Möglichkeit haben, ins Finale zu kommen. Wer wird dann der Gegner sein? Mal sehen, wer in den Mannschaften an den Start geht. Wir denken, dass es Rüsselsheim sein wird. Sie müssten mit ihren guten Leuten kommen, zum großen Teil Ausländerinnen, aber auch mit Jenny Karl, die beste in der 78er-Klasse. Das wird dann schwer für uns, aber wir wollen gewinnen. Der Meistertitel ist das Ziel? Ich denke wir sind mittlerweile so weit, dass wir die Möglichkeit dahin suchen sollten. Ein solcher Titel steigert den Marktwert der Sportlerinnen weiter. Da gibt es das Beispiel Ulrike Köhler aus Hamburg, die sich bei uns zu einer nationalen Spitzenkämpferin entwickelt hat und dann von Rüsselsheim zu einer Summe abgekauft wurde, mit der ich drei oder vier meiner Sportlerinnen von den Wettkampfkosten her bezahlen kann. Wer nun den anderen Weg geht, nach Rüsselsheim, Osnabrück oder Wiesbaden, die schon etliche Jahre buhlen, dem kann man nicht böse sein. Es ist ein Haufen Geld, den die dort kriegen würden. Ich denke aber, dass wir uns gegenseitig so viel gegeben haben, das dies nicht passieren wird. Und wenn doch, haben wir eine gute zweite Reihe, die bereit steht. Gewinnen sie am Sonntag nicht, ist wohl ein Sieg im kommenden Jahr das Ziel. Welches verfolgen Sie, wenn der UJKC gewinnen sollte? Die beiden Finalisten nehmen am Europacup teil. Ich muss aber sagen, die Bundesliga ist für uns immer eine Vorbereitung dafür, die jungen Leute an das nationale und die etablierten an das internationale Niveau heranzuführen. Damit man im Training überprüfen kann, wo stehst du. Das wird auch weiterhin der Hintergrund sein. Zudem wird sich Yvonne Bönisch im nächsten Jahr auf Olympia vorbereiten und Toni Becker an der Schulter operiert lassen. Zu einem anderen Problem. Ihr Verein darf keine Judoka mehr an die hiesige Sportschule einschulen. Sie haben nach dem Zwist mit dem Landesverband zwei Kaderathleten zum Bundesstützpunkt nach Berlin geschickt, anstatt nach Frankfurt. Wie ist der aktuelle Stand der Auseinandersetzung? Wir hoffen, künftig wieder unsere Sportler in Potsdam einschulen zu dürfen. Yvonne Bönisch ist an diese Schule gegangen, sie ist Vize-Weltmeisterin. Toni Becker, über viele Jahre hinweg eine der bestimmenden Sportlerinnen ihrer Gewichtsklasse, ist durch diese Schule gegangen. Antje Lehmann auch, und viele andere. Die, die jetzt noch auf der Schule sind, wie Franziska Pufahl oder Karl Schöneburg, bringen internationale Spitzenleistungen. Sie müssten die Sportler nach Frankfurt an die Sportschule delegieren. Wir delegieren keinen nach Frankfurt. Das wir uns nicht falsch verstehen, wir wollen denen nicht das Wasser abgraben. Es geht nur darum, dass die Sportart, wie sie seit Erhard Buchholz entstanden ist und sich etabliert hat, eine Chance erhält weiter zu leben und dieser Stadt ein Gesicht zu geben. Wir haben daher nach Möglichkeiten gesucht, die Sportler nicht nach Frankfurt schicken zu müssen, wenn sie Leistung bringen wollen. Die Festlegung ist, dort wo der Bundesstützpunkt ist, wird auch eingeschult. Das hat was mit der Regionalkonzeption des Landesverbandes zu tun, und die wird gerade überdacht. Unser Verein mit zwei Erstligamannschaften macht gute Arbeit. jab

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