Landeshauptstadt: Ein Jakobs = 16 190 Bonbons
Katjes-Fabrik bekam Preis und kreierte am Sonnabend das Potsdam-Drops
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Babelsberg - Es war ein schwieriger Balanceakt, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs mit Bonbon aufzuwiegen, denn die Großpäckchen begannen – auf der Balkenwaage aufgetürmt – zu rutschen. Schließlich aber waren die 85-OB-Kilo doch austariert und das eigens am Sonnabend kreierte gelbe Potsdam-Bonbon mit blauen Stadtlogo auf der Verpackung konnte wieder eingesammelt und als Geschenk für Kindereinrichtungen beiseite gestellt werden. Eigentlich würden 16 190 Potsdam- Bonbon als OB-Gegengewicht reichen, da eines etwa 5,2 Gramm schwer ist. Das sind übrigens 3,8 Millionen Kalorien. Aber selbst Oberbürgermeister schummeln, wenn es um die gute Sache geht. Ein Paar Hanteln plusterten sein Gewicht auf.
Anlass der fröhlichen Wiegeaktion am Sonnabend war die Auszeichnung der ersten gläsernen Katjesfabrik als „Ausgewählter Ort 2007“. Die gläserne Fabrik ist bisher einmalig in Europa und wurde vor genau einem Jahr in Babelsberg eröffnet. Den Preis vergibt die Standortinitiative der Bundesregierung und der Deutschen Wirtschaft „Deutschland – Land der Ideen“ einmal an jedem Tag des Jahres, um besonderes Engagement und innovative Ideen auszuzeichnen. Und wenn es dabei ohne ein Preisgeld auch nur um die Ehre geht, um den Preis bewerben sich jährlich an die 1500 Interessenten. Da konnte sich Firmenchef Tobias Bachmüller schon einiges darauf zu Gute halten, dass das Potsdamer Werk die Auszeichnung erhielt. Und so erklärte er launig, jeder Tag ohne Verkauf sei eigentlich ein verlorener Tag, aber wenn der Oberbürgermeister Chancen sehe, das Potsdam- Bonbon auch weiterhin an speziellen Stellen zu vermarkten, werde man es ins Angebot aufnehmen. Also doch ein Verkaufserfolg am Ehrentag, an dem ausnahmsweise gearbeitet wurde, um das gelbe Ausnahmebonbon herzustellen.
Ansonsten sind die 60 Beschäftigten nur werktags in zwei Schichten vor Ort und stellen insgesamt 18 Produkte her. Im Jahr sind das knapp 3000 Tonnen Bonbon. Man liege damit „voll im Plan“, erklärte Pressesprecher Heiner Wolters. Bei einem Großauftrag sei auch schon mal dreischichtig produziert worden. Würde das zur Normalität, könne man in Potsdam bis zu 4500 Tonnen jährlich herstellen. Neue Absatzmärkte in Osteuropa und Asien machen es vielleicht nötig. Die Produktion ist bis auf wenige korrigierende Handgriffe vollautomatisch. Auch die Mischungen werden per Computer eingegeben. Als Plus kann die Firmenleitung für sich verbuchen, dass vorwiegend ältere Arbeitnehmer eingestellt wurden, die damit eine echte Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt bekamen.
Selbst als zur Werkseröffnung noch nicht alles wie am Schnürchen lief, ließ sich die Katjes-Mannschaft an der breiten Fensterfront ohne Einschränkung über die Schulter gucken. Und das Interesse an der Bonbonherstellung und einem anschließenden Ausflug ins Geschäft nebenan ist ungebrochen. 200 000 Besucher hatte das Werk im ersten Produktionsjahr. Natalie Erdmann, Projektmanagerin der Standort-Initiative, nannte denn auch die Idee der gläsernen Fabrik „filmreif“ und spielte damit auf die Nachbarschaft zum Filmpark Babelsberg an. Und Sven Jezoreck von der Deutschen Bank, die die Initiative unterstützt, merkte an: „Hier kauft niemand die Katze im Sack “.
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