PYAnissimo: Ein Käsebrötchen zur Sonnenfinsternis
Fast hätte es gepasst. Am 28.
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Fast hätte es gepasst. Am 28. März ist der internationale Tag „Earth Hour“. Umweltverbände rufen dazu auf, an diesem Tag für eine Stunde das Licht auszuschalten. Als Beitrag zum Klimaschutz. Aber nun kommt uns die Natur zuvor – oder haben die Umweltschützer nur falsch gerechnet? Jedenfalls geht morgen von ganz allein das Licht aus. Die Sonne erdreistet sich, kurz zu verschwinden. Und die Welt bibbert jetzt schon: Die ganzen Solaranlagen könnten aus dem Tritt geraten, wenn plötzlich viel weniger Energie eingespeist wird. Muss man das glauben? Was passiert denn, wenn sich sonst mal im Laufe des Jahres eine Wolke über die Sonne schiebt? Vor allem: Schalten sich morgen die solarbetriebenen Parkuhren der Stadt ab? Laufen sie langsamer, kann man länger oder gar kosten- und energieneutral parken?
Jedenfalls scheint auf gar keine Energiequelle mehr Verlass. Die Natur macht einfach nicht das, was wir erwarten. Möglicherweise hilft es dem Planeten auch nicht, am kommenden Samstag eine Stunde im Dunkeln zu sitzen – wohin dann mit dem ganzen überschüssigen Strom? Ihn teuer nach Bayern verfrachten? Das scheitert an einer ordentlichen Stromtrasse. Also teuer speichern? Sparen oder schnell verbrauchen? Es ist verwirrend.
Gestern jedenfalls kamen mir zwei Energiesparer entgegen, die ihr Anliegen kreativ transportierten – sie hatten sich grün-weiße Schals umgebunden, auf denen etwas von Strom abschalten zu lesen war. Das passte zur sprießenden Haar- und Barttracht der beiden Aktivisten (oder sollte man Passivisten sagen?) sowie ihrer tarnfarbenen Kleidung.
Aber man muss nicht immer solche radikalen Wege gehen. Ich habe kürzlich damit begonnen, Butterbrotpapier statt Alu- oder Plastikfolie im Haushalt zu benutzen. Ein großer Schritt für mich! Denn als Kind des Ostens empfand ich 1989 den uneingeschränkten Zugriff auf dieses raffinierte Plastikzeug als sensationelle Küchenrevolution. Aber das Papier hat die bessere Ökobilanz – auch wenn die Beschreibung des Herstellungsprozesses unappetitlich klingt: Die Fett-Dichtigkeit des veganen Papiers wird durch eine schmierige Mahlung des Faserstoffe erreicht, heißt es in einem Öko-Forum. Doch das Rascheln und Knistern des Butterbrotpapiers setzt bei mir ungeahnte Kindheitserinnerungen frei, und allein das ist es wert, ab und zu das Käsebrötchen darin einzuwickeln. Was man damit keinesfalls tun sollte, ist, daraus eine Schutzbrille für die Sonnenfinsternis zu basteln.
Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg
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