
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Ein Leben fürs Stadtgrün
Werner Lüscher war Lehrling bei Karl Foerster, Stadtangestellter und Firmenchef
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„Nun hast du doch aufgegeben“, sagt ein Bekannter zu Werner Lüscher und der 63-Jährige zuckt die Achseln und gesteht: „Die Sache mit Berger Bau hat mir den Rest gegeben.“ Werner Lüscher hat seine Firma Stadtgrün Potsdam GmbH im November an einen Nachfolger verkauft, steht ihm noch bis Jahresende zur Seite, ist aber auf einer satten Restschuld sitzen geblieben, die ihm das insolvente Unternehmen Berger Bau Beelitz eingebrockt hat.
Sieben Wohnblöcke hatte Lüscher für den Baubetrieb begrünt, 360 000 Euro sollte seine Firma dafür erhalten, doch gerade mal die Hälfte konnte er nach dem Insolvenzantrag von Jörg Berger noch herausschlagen. Er selbst aber wollte nicht in Insolvenz gehen, wollte die Arbeitsplätze seiner 27 Beschäftigten retten und das scheint auch über den neuen Firmeninhaber Andreas Stache zu gelingen. Die Schulden will Lüscher privat in den Griff bekommen, denn er ist ein Kämpfer und das bewies er in seinem fast 50-jährigen Einsatz für Potsdams Stadtgrün mehrfach. Über 1000 Bäume hat er in der Stadt gepflanzt, Tausende beschnitten und entästet, seine Firma Stadtgrün, die er nach der Wende gründete, war bei der Anlage des Buga-Parks mit dabei, er gestaltete die Außenanlagen für das Evangelische Krankenhaus, für das Hasenheyer-Stift, rekultivierte das Andreas Kreuz in der Russischen Kolonie, gestaltete Wohnumfelder, Schulhöfe, Spielplätze und arbeitete auch für die Schlösserstiftung (Chinesischer Blumengarten). Sein Betrieb habe außerhalb des Berger-Bau-Desasters immer schwarze Zahlen geschrieben, betont Lüscher. Was am 2. Januar 1991 mit Schubkarre und Spaten als Firma Stadtgrün begann, das ist jetzt mit moderner Technik von Stubbenfräse bis Radlader ausgerüstet und beschäftigt drei Diplom-Ingenieure, fünf Landschaftsgärtner, Maschinisten, Handwerker und Bürokräfte. 36 Lehrlinge hat Lüscher ausgebildet und fünf davon übernommen. Lüscher erzählt, dass er lange mit sich gerungen habe, aus dem kommunalen Dienst auszuscheiden und sich selbstständig zu machen. Die deutschen Fußballer seien daran schuld. Er habe gewettet, wenn sie 1990 die WM gewinnen, dann gebe er auch für seine Firma den Anpfiff.
Werner Lüscher selbst hat nach Abschluss der 10. Klasse noch bei Karl Foerster gelernt. Der sei, obwohl schon durch Krankheit und hohes Alter gezeichnet, immer noch mit dem Rollstuhl durch seine Staudengärtnerei in Bornim gerollt und habe praktische Hinweise gegeben und seine philosophischen Gedanken ausgebreitet. Mit Foerster zu arbeiten sei etwas Besonderes gewesen, erinnert sich Lüscher. Die Firma Stauden-Foerster sei bekannt gewesen für ihre fundierte gärtnerische Arbeit und die gute Ausbildung. Zu kurz gekommen sei allerdings der Landschaftsbau und den habe er während seiner Wanderjahre nachgeholt: Zuerst habe er das Abitur gemacht, dann eine Baumschulausbildung in Berlin, Garten- und Landschaftsbaupraktikum in Halle-Neustadt, Studium in Erfurt und schließlich die Rückkehr nach Potsdam.
Seine Frau Renate hatte Lüscher schon bei Foerster kennengelernt, auch sie verfügt über einen grünen Daumen und ein Obstbau-Studium. Sie arbeitet noch bis zu ihrer Rente im Herbst 2011 bei der Friedhofsverwaltung. Auch Lüscher war lange Jahre städtischer Angestellter und als Abteilungsleiter für die Grünanlagenunterhaltung zuständig. Dazu gehörte auch die Freundschaftsinsel, der er als Vereinsmitglied die Treue hält. Werner Lüscher behauptet zwar, dass er noch nicht wisse, was er als Rentner mit seiner Freizeit anfangen werde, es wartet aber längst eine neue Beschäftigung. Die Enkel seien in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden und ein 1200 Quadratmeter großer Garten warte auf intensivere Gestaltung, meint er so ganz nebenbei. Hella Dittfeld
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