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Landeshauptstadt: Ein Mann des klaren Wortes

Eginhard Schmiechen starb mit 88 Jahren. Er war von 1981 bis 1992 Potsdamer Superintendent

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Der Morgen nach der Beisetzung Friedrichs des Großen auf der obersten Terrasse des Schlosses Sanssouci am 17. August 1991 war auch für die Friedenskirchengemeinde aufregend. Das Gotteshaus stand im Mittelpunkt von Besuchern aus aller Welt und des Medieninteresses. Mit großer Souveränität feierte ihr Pfarrer und Superintendent Eginhard Schmiechen mit der Hohenzollern-Familie, dessen Chef damals Louis Ferdinand Prinz von Preußen war, einen Gedenkgottesdienst. Mit klaren und präzisen Worten würdigte er in seiner Predigt auch die veränderten geschichtlichen Ereignisse seit 1989. Denn nur sie haben die Rückkehr der Preußenkönige – auch die Friedrich Wilhelms I., der im Mausoleum an der Friedenskirche seine letzte Ruhe fand – möglich gemacht.

Eginhard Schmiechen, der an preußischer Geschichte Interessierte, sprach nicht um den heißen Brei herum. Sein Reden war stets von großer Klarheit bestimmt. Die Friedrichskirchengemeinde Babelsberg oder die Gemeinde der Friedenskirche, in denen er als Pfarrer amtierte, die Geistlichen und Mitarbeiter des Kirchenkreises Potsdam konnten sich auf ihn verlassen. Sein Wort galt, auch gegenüber den SED-Funktionären, mit denen er berufsbedingt hin und wieder ins Gespräch kommen musste. Aber der Superintendent – er übte dieses Amt von 1981 bis 1992 aus – ging stets auf die Argumente seiner Mitmenschen ein, und er ließ sich gern vom Gegenteil überzeugen. Nur gegenüber ideologischen Betonköpfen konnte er hart bleiben.

Nun ist Eginhard Schmiechen drei Tage nach seinem 88. Geburtstag – er feierte ihn im Kreis seiner Familie – am 31. März unerwartet verstorben. Vor 23 Jahren ging Schmiechen in den Ruhestand. Er zog nach Wilhelmshorst. Doch die Hände in den Schoß legen war nicht seine Sache. Er übernahm weiterhin Predigtaufträge. In den vergangenen Jahren – er wohnte zuletzt im Kirchsteigfeld – musste er die Dienste reduzieren. Die Gesundheit machte ihm allzu oft einen Strich durch die Rechnung. Doch Eginhard Schmechen war immer offen, wenn man ihn vor allem in puncto Potsdamer Kirchengeschichte ansprach. Zur 150-Jahrfeier der Friedenskirche Sanssouci hat er beispielsweise eine Festschrift herausgegeben, die heute noch immer bei Interessierten gefragt ist. Der Eginhard Schmiechen nahestehende Orgelexperte Andreas Kitschke schrieb: „Mit wachem Sinn verfolgte er die Stadtentwicklung Potsdams nach der deutschen Wiedervereinigung. Der Wiederaufbau der Garnisonkirche stand für ihn nie zur Disposition.“

Man konnte immer wieder bewundern, mit welch geistiger Frische Eginhard Schmiechen noch im hohen Alter seine Umwelt aufnahm und sie registrierte, seine Meinung kundtat, denn sie war eben von Klarheit bestimmt.

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