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Landeshauptstadt: Ein Parthenon für den Mühlenberg

Friedrich Wilhelm IV. und Schinkel planten ein monströses Friedrich-Denkmal

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Zu seinen Lebzeiten bestimmte Friedrich der Große, dass er neben seiner Lieblingsresidenz, dem Schloss Sanssouci, die letzte Ruhe findet. Doch als er am 17. August 1786 in seinem Arbeits- und Schlafzimmer starb, ordnete sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., an, den Leichnam in die Garnisonkirche zu überführen und in deren Gruft neben König Friedrich Wilhelm I. beizusetzen. Der neue König empfand, dass die Totenlege auf der obersten Schlossterrasse „der Würde eines Königs nicht entspräche“.

Schon bald nach dem Tod Friedrichs ordnete der neue Monarch an, dass das Sterbezimmer im Schloss Sanssouci im klassizistischen Stil umgestaltet werden soll. Dafür gewann er den Dessauer Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Doch der Raum wurde schließlich die erste Gedächtnisstätte für Friedrich II. Einer seiner Nachfolger auf dem Thron, Friedrich Wilhelm IV., gestaltete das Zimmer mit Möbeln und Bildern aus der Zeit des hoch verehrten Ahnen aus.

Schon zu Lebzeiten Friedrichs des Großen „spielte“ man mit dem Gedanken, für ihn eine Gedenkstätte zu schaffen. Jean Pierre Tassaert war mit den Bauideen 1779 beschäftigt. Nach dem Tod Friedrichs waren die Architekten Johann Gottfried Schadow, Karl Gotthard Langhans, Friedrich Gilly, Heinrich Gentz mehr oder weniger intensiv mit solcherlei Plänen beschäftigt. Auch Karl Friedrich Schinkel. Er machte sich 1838 an die Arbeit, ein Monument für Friedrich II. zu entwerfen. Den Auftrag gab dazu Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.). Dieser wollte damit vor aller Welt seinen großen Vorfahren „verewigen“. Er selbst wohnte in den Sommermonaten im heiligen Bezirk von Sanssouci, im Weinbergschloss, und fühlte sich als unmittelbarer Erbe. In dieser Zeit wurde der Nationalheros „Fridericus“ geboren – als Prophet des deutschen Nationalismus in der romantischen „preußischen“ Verklärung. Friedrich musste als Vorläufer und Vorkämpfer eines Preußen-Deutschland herhalten. Dichter und Maler, auch Architekten bemühten sich seinen Geist neu zu beschwören.

Den Bornstedter Höhenzug an der Nordgrenze von Sanssouci wollte Friedrich Wilhelm mit verschiedenen Bauten zu einem architektonischen Prospekt umwandeln, zu einer Triumphstraße. Ein wenig erinnert dieses gewaltige Vorhaben an die romantischen Königsträume seines Neffen Ludwig II. von Bayern. Aber nur in einzelnen Teilen konnte das gewaltige Projekt verwirklicht werden, beispielsweise das Triumphtor. So sollte auf dem Windmühlenberg (Winzerberg) die Friedrich-Gedächtnisstätte entstehen. Karl Friedrich Schinkel fand das Bau-Motiv bei griechischen Tempeln. Friedrich Wilhelm IV., wie immer in architektonischen Fragen nicht müde, sich einzumischen, fertigte selbst Entwürfe dafür an.

Die 1797 von Friedrich Gilly entworfene Gedenkstätte erinnert bereits an einen Tempel der griechischen Antike, an ein Parthenon. An diesen Entwurf knüpft Schinkel an. Er war als junger Mensch von diesem Entwurf so begeistert, dass er beschloss, Architektur zu studieren. Auch die Walhalla-Entwürfe für den „Ehrentempel teutscher Größen“ des Architekten Carl Haller von Hallerstein, den der bayrische König Ludwig I. bei Regensburg bauen ließ, wirkte inspirierend auf Schinkel. Friedrich Wilhelm plante auch eine kolossartige Statue mit Friedrich II. als sitzenden Imperator. Schinkel sammelte mit Entwürfen von gigantischen Plastiken bereits Erfahrungen, so 1835 mit der Athena Promachos für die Akropolis in Athen.

Am 9. Oktober 1841 starb der Baumeister, doch Friedrich Wilhelm IV. und der neue „Architekt des Königs“ Ludwig Persius verfolgten das Thema einer Gedächtnisstätte weiter. Doch des Kronprinzen und späteren Königs bauliche Wünsche gerieten ins Unermessliche. Dafür waren die Gelder in der Staatskasse schließlich nicht vorhanden. Die Friedrich-Gedächtnisstätte auf einem „Tempelberg“ wurde nicht gebaut, sie blieb des Monarchen Traum.

Wer einen bisher nicht verwirklichten Architektur-Entwurf für die PNN-Serie „Luftschlösser“ vorschlagen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 2376 134, Fax: (0331) 23 76 300 oder per E-mail an lokales.pnn@pnn.de.

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