Landeshauptstadt: Ein Schweizer in Sanssouci
Samuel Wittwer wird neuer Schlösserdirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
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Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat Dr. Samuel Wittwer zum neuen Direktor der Schlösser und Sammlungen berufen. Der Schweizer Kunsthistoriker tritt im November die Nachfolge von Dr. Burkhardt Göres an, der in den Ruhestand geht. Der 41-Jährige arbeitet als Kustos der keramischen Sammlungen bereits seit 1999 in der Stiftung. Sanssouci hatte er erstmals 1997 besucht. Er war von der Schönheit überwältigt und schrieb seinen Eltern im Scherz: „Jetzt habe ich meinen Alterssitz gefunden."
Der im schweizerischen Emmental Geborene war frühzeitig vom Porzellan fasziniert. Schon als 15-Jähriger stellte er auf dem elterlichen Hof im hauseigenen Brennofen Teller und Tassen her, „für den Hausgebrauch“. Als er das Gymnasium besuchte, übte er sich nebenher im Porzellanmalen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Volkskunde an der Baseler Universität volontierte er am Historischen Museum der Stadt, das mit der Pauls-Eisenbeiss-Stiftung eine bedeutende Sammlung von Porzellanfiguren des 18. Jahrhunderts besitzt. Die erste Ausstellung, die er betreute, zeigte Meißner Porzellan. Auch bei seiner Dissertation, die durch ein Stipendium des Schweizer Nationalfonds gefördert wurde, blieb sich der "Porzelliner" treu: Sie behandelte Meißner Tiergroßplastik der 1730er Jahre.
Als Kustos hat Samuel Wittwer durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, Vorträge, den Austausch mit internationalen Fachkollegen, durch Teilnahme an Fachtagungen, wie „250 Jahre Porzellan in Berlin“, und Ausstellungen die überaus wertvolle und reichhaltige Porzellansammlung der Stiftung in den Blickpunkt gerückt. Als Schlösserdirektor will er die jährlich von ihm gestaltete publikumswirksame „historische Tafel“ mit königlichem Porzellan in einem der Schlösser ebenso fortführen wie seine Mitwirkung an der Fernsehsendung „Kunst und Krempel“, für die auch Potsdam ein Ort sein könnte. Er bleibt Kustos der KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin.
Endlich einmal nicht ein Deutscher in der Schweiz, sondern ein Schweizer in Deutschland in gehobener Position, haben einige Landsleute Wittwers Karrieresprung humorig kommentiert. Der neue Schlösserdirektor begreift ihn als Chance, die Außenwirkung und Vermittlung auch aller anderen Sammlungen der Stiftung, deren Wertigkeit der keramischen nicht nachsteht, weiter zu verstärken. Dafür seien eine intensivere wissenschaftliche Aufarbeitung und mehr internationaler Austausch erforderlich. Ebenso will Wittwer darauf hinwirken, dass bei Kriegsende verloren gegangene Kunstwerke aller Gattungen – wie schon in den letzten Jahren – aufgefunden werden und durch Ankauf in die Stiftung zurückkehren. Zudem kommen mit dem Masterplan zur Rettung der Bau- und Kunstdenkmale und der infrastrukturellen Modernisierung der Stiftung wichtige Aufgaben auf ihn zu, unter anderem der Neubau für das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) und die Verlagerung der Plansammlung und von Depots.
Samuel Wittwer hat schon in der Vergangenheit Ressort übergreifende Aufgaben übernommen, unter anderem bei der Neukonzipierung der Raumnutzung im Schloss Charlottenburg. Ein halbes Jahr Einarbeitungszeit bleibt ihm nun, um sich mit Hilfe seines Vorgängers Burkhardt Göres für sein neues Amt fit zu machen.
Erhart Hohenstein
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